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Ford Explorer PHEV 2021 im Test Großer Plug-in Hybride für breite Straßen

Ford Explorer PHEV 2021 Foto: Ford 11 Bilder

Der Ford Explorer ist eigentlich gemacht für die Weiten der USA. Jetzt gibt es ihn als Plug-in-Hybrid auch hierzulande. Taugt das Dickschiff zum Dienstwagen?

Ein E-Kennzeichen? Unser neuer Testwagen irritiert in der Redaktionstiefgarage gleich auf zweierlei Art: Der mächtige SUV überragt sämtliche Kompakt- und Mittelklasseautos, trägt aber dasselbe ­Kürzel, das ihm kostenloses Parken im Stuttgarter Stadtgebiet ermöglichen würde – wenn man einen so großen Parkplatz fände. Also mal ab ins Getümmel!

Nach dem Druck auf den Startknopf passiert erst mal nicht viel. Die zwei großen Displays verheißen Betriebsbereitschaft, und nach einem Dreh am Schaltknopf setzt sich der SUV lautlos in Bewegung. Kaum verlassen wir die Ortsgrenzen, werden die Grenzen des Elektromotors deutlich: 102 PS sind für knapp 2,5 Tonnen Leermasse nicht gerade üppig. Der Weg bis zum elektrischen Spitzentempo 135 km/h ist zäh, die angezeigte Reichweite schmilzt im Nu dahin. Selbst wenn man es bei Landstraßentempo belässt, ist der 13,6-kWh-Akku nach wenig mehr als 30 Kilometern leer. Das mag zwar für die meisten Pendelstrecken reichen, entsprechende Lademöglichkeiten an Start- und Endpunkt vorausgesetzt. Wirklich dienstwagentauglich ist das aber nicht. Zumal der Akku nur mit 3,6 kW lädt und dafür an der Wallbox knapp über drei Stunden braucht.

Massig Platz, leise, aber auch durstig

Auf längeren Strecken muss also immer auch der Benziner ran. Der ist dank sechs Zylindern, drei Liter Hubraum und Turboaufladung mit gut 350 PS gesegnet und macht aus dem Explorer ein Geschoss mit 457 PS Systemleistung und 825 Nm Drehmoment. So viel Kraft will verwaltet werden und verlangt nach einem gefühlvollen rechten Fuß, denn das Gaspedal reagiert sehr sensibel und lässt auch erfahrene Redakteure wie Anfänger losspringen. Daran gewöhnt man sich sicher schnell, genauso wie an das angenehm leise Geräuschniveau und die kaum spürbaren zahlreichen Schaltvorgänge der Zehn­stufenautomatik. In Verbindung mit den gut gedämpften Windgeräuschen scheint der große Ford so für lange Reisen vorbestimmt. Allerdings mit zwei kleinen Einschränkungen: Die straffe Federung sorgt zwar für ein sicheres Kurvenverhalten, stört aber beim leisen Gleiten mit ständigen Stößen. Und elf Liter Alltagsverbrauch kann man höchstens mit dem hohen Gewicht der Fuhre rechtfertigen.

Ford Explorer PHEV 2021 Foto: Ford
Von den Vordersitzen genießt man grandiose Ausblicke auf das Verkehrsgeschehen.

Zweifellos bringt die ausufernde Karosserie vor allem eines: massig Platz im Innenraum. Nach Öffnung der Heckklappe per Fußbewegung oder Schlüssel (es gibt keinen Griff) passen bei umgelegten Sitzen 2.274 Liter Gepäck auf die 2,14 Meter lange Ladefläche, die selbst zwischen den Radkästen über 1,20 Meter breit ist. Auch nachdem die Sitze der dritten Sitzreihe elek­trisch in Position gefahren sind, bleiben noch 330 Liter übrig. Und man sitzt sogar ganz hinten komfortabel, in der Mitte kann man gemütlich lümmeln. So viel Raum vor Knien und über dem Kopf bieten sonst nur Kleinbusse.

Von den Vordersitzen genießt man grandiose Ausblicke auf das Verkehrsgeschehen. Das Infotainment verbindet sich zeitgemäß drahtlos mit den Apps aktueller Smartphones, die Bedienung fällt leicht, und die Assistenten regeln Spurhaltung oder Abstand beflissen und warnen vor Querverkehr beim Ausparken.

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Den amerikanischen Ursprung merkt man an der Größe, aber auch haptisch. Das Leder fühlt sich künstlich an, die Verarbeitung ist stellenweise eher leger. Bei höherem Autobahntempo etwa beginnt die Motorhaube zu flattern, und die Ladeklappe klemmt so stark, dass es eher einem Glücksspiel gleicht, sie zu öffnen. Auch typisch amerikanisch ist die Ausstattungspolitik: Zum Preis von 63.900 Euro ist alles drin. Im Zubehör bietet Ford zudem eine Anhängerkupplung – dann dürfen immerhin 2,5 Tonnen an den Haken. Bei so viel Last geht ohne Benziner gar nichts mehr, und das E-Kennzeichen am großen Ford ist vollends sinnentleert.