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Ford Focus Electric Produktion in Saarlouis läuft an

Foto: Ford

Ford steigt in den Ring der Elektromobilität. Seine Deutschlandpremiere feiert der Focus Electric auf der IAA. Gebaut wird er schon jetzt. Den Produktionszuschlag erhielt das Werk Saarlouis

Bundesumweltminister Peter Altmaier hat Humor. Den Focus Electric, so das (politische) Schwergewicht, habe er nach einer Testfahrt "unversehrt zurückgebracht". Ein Qualitätsbeweis. Altmaier forderte zum Produktionsstart des Stromers im Werk Saarlouis ein Umdenken und mehr Akzeptanz für Elektromobilität: "Wenn künftig 1,2 Milliarden Chinesen oder Inder den gleichen Erdölverbrauch wie die USA initiieren, ist das Öl bald alle." An Elektroautos könne daher in Zukunft kein Weg vorbeiführen, so der Minister.

Erster europäischer Focus Electric aus Saarlouis

Neu im Rennen um Kundenakzeptanz ist Ford mit dem Focus Electric. Das Auto selbst ist nicht brandneu. Seit 2011 läuft er bereits vom Band der Ford-Werke Wayne im US-Bundesstaat Michigan. Saarlouis ist nun der erste Produktionsstandort in Europa. Seine Premiere wird er wohl zur IAA im September feiern. Preise für den Wagen sind noch nicht bekannt, gefertigt wird nur nach Auftrag. Ford-Chef Bernhard Mattes betonte, dass es sich um die erste vollständig in den Produktionsprozess eines Volumenmodells integrierte Fertigung eines Elektroautos handelt.

Die 23 kWh-Batterieeinheiten des Herstellers LG Chem werden aus Amerika angeliefert. Den Antriebsstrang mit E-Motor, Spannungswandler, integriertem Ladegerät, Akku, Kühlpumpen und  Klimakompressor montieren Mitarbeiter  auf die Plattform und integrieren die Baugruppen in den Bandlauf. 16 Millionen Euro hat Ford investiert, um die Elektroautoproduktion direkt in die Fertigungslinie integrieren zu können. In Saarlouis laufen alle Fließheck-, Stufenheck- und Kombivarianten des Focus vom Band.

Grundlagen für Elektro-Dienstwagen geschaffen

Neben der Technik des 145 PS starken Stromers mit einer Reichweite von gut 160 Kilometern standen die Rahmenbedingungen zur Diskussion. Der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat habe nun beschlossen, den Nachteil bei der Besteuerung der privaten Nutzung von Elektrofahrzeugen als Dienstwagen ausgleichen zu wollen. "Damit werden wichtige Anreize für gewerbliche Kunden geschaffen", so Mattes. Altmaier hatte zuvor Privilegien wie spezielle Fahrspuren oder Parkmöglichkeiten als sinnvolle Anreize bezeichne: "Das ist besser als direkte Kaufzuschüsse."

Die Anwesenheit des Umweltministers warf die Frage nach der Ökobilanz von Elektroautos auf. Die Lage des Standortes Saarlouis wirkte dabei fast bildhaft. Das französische Atomkraftwerk Cattenom liegt quasi in Sichtweite, ebenso eines der größten Kohlekraftwerke Deutschlands in Ensdorf. Mattes bot jedem Käufer eines Focus Electric die Lieferung von garantiert CO2-neutralem Strom an. Partner dieses Komplettangebots ist der Ökostromanbieter Naturstrom und die Kölner Rheinenergie.

Solaranlage für 370 Focus Electric

In Köln hat Ford eine 22.000 Quadratmeter große Dachfläche mit einer Solaranlage ausgestattet, die 1.100 Megawattstunden Strom pro Jahr produziert. "Das reicht rein rechnerisch aus, um eine Flotte von 370 Focus Electric mit jeweils 15.000 Kilometern Jahresleistung zwölf Monate lang mit grünem Strom zu versorgen", so der Ford-Chef. Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer konnte sich eine solche Option für Behördendienstwagen ihres Landes durchaus vorstellen. "Machen Sie uns ein Angebot," forderte sie den Ford-Chef auf.