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Fünf Hecktriebler für kleines Geld Spaßmacher statt Vernunftauto

Fiat 124 Spider Foto: Fiat 11 Bilder

Sie pfeifen auf Praxistauglichkeit? Mit diesen fünf puristischen Autos fahren Sie freudestrahlend zum nächsten Termin.

Luxus ist ja bekanntermaßen eine Frage des Standpunktes. Ein Auto zu fahren, das allenfalls zwei Personen plus leichtes Gepäck transportieren, sonst aber kaum etwas anderes kann, dürfte für die meisten Bundesbürger sehr wohl in diese Kategorie fallen. Doch wir sprechen nicht von Supersportlern und erst recht nicht von schweren Nobelcoupés weit jenseits der 100.000-Euro-Schwelle. Es geht vielmehr um Fahrzeuge, die sich - offen oder geschlossen - eine gewisse Leichtigkeit bewahrt haben. Und sowohl im übertragenen, als auch im tatsächlichen Sinn. Einzuplanendes Budget: Maximal um die 50.500 Euro netto. Der Spaß ist aber auch für weniger als die Hälfte zu haben.

Besonders günstig fährt man mit den beiden baugleichen Roadstern Mazda MX-5 sowie Fiat 124 Spider, die ab 19.319 respektive 20.159 Euro zu haben sind. Der einzige "Viersitzer" in unserem Quintett – der Toyota GT86 – buhlt ab 24.327 Euro um Kunden. Und die exklusiveren Gefährte à la Lotus Elise Sport 220 und Alfa Romeo 4C maximieren den Fahrspaß ab 40.168 sowie stolzen 52.268 Euro.

Allen gemein ist der Heckantrieb und der "Weniger-ist-Mehr"-Gedanke, doch es ist eher eine philosophische Frage, für welches Modell man sich entscheiden mag. Die am meisten praxistauglichen Exemplare dieser Runde sind jedenfalls der Toyota GT86 und sein baugleicher Bruder Subaru BRZ für wenigstens 26.470 Euro. Hier treffen 200 PS auf rund 1,3 Tonnen Leergewicht, was zwar keine allzu brachiale Längsbeschleunigung verspricht – aber dafür fährt man gefühlt ein stattlicheres Auto, mit dem man zur Not auch mal zwei Passagiere im Fond transportieren kann.

Kurvige Landstraßen als bevorzugtes Ausflugsziel

Nein, bequem sitzen die natürlich nicht, Reisen zu zweit lassen sich hingegen ganz gut bestreiten. Man kauert im GT86 kaum weniger tief als im 124 Spider oder MX-5, kurvige Landstraßen gehören zu den bevorzugten Ausflugzielen. Toyota und Mazda bieten sogar noch Motorenbau alter Schule ohne jegliche Aufladung. Während sich der GT86 mit dem von Subaru entliehenen Boxer-Konzept ein exotischeres Herz leistet, punktet der Mazda beim Faktor "Fahrmaschine".

Dieser binnen Sekunden zum Sturmproduzenten erster Güte verwandelte Spaßtransporter wiegt einfach so wenig (rund eine Tonne), dass selbst der 131 PS starke Basismotor die Mundwinkel des Fahrers dauerhaft oben hält. Klar, der 1,5-Liter braucht Drehzahl, aber dann geht es ordentlich voran. Da muss der ungleich stärkere GT86 schon ordentlich Anlauf vor der Kurve nehmen, um die Seitenwangen der Vordersitze auf die Probe zu stellen – erst wenn das Heck leicht aus der Reihe zu tanzen beginnt, kommt richtig Freude auf. Doch Vorsicht, nur geübte Fahrer sollten sich dem tückischen Spiel der Giermomente hingeben, anderenfalls können die Fliehkräfte das Coupé auch schnurstracks in den Graben befördern.
 
Mazda und Fiat tänzeln leichtfüßiger, wirken leichter beherrschbar und somit zugänglicher. Der 140 PS starke Turbo-Vierzylinder des Spider packt beherzt zu, man würde ihm auch 180 Pferdchen abnehmen. Kein Wunder, verspricht das Werk doch einen Standardsprint auf 100 km/h innerhalb von siebeneinhalb Sekunden. Die größeren Coupés von Subaru und Toyota sollen 7,6 Sekunden benötigen, aber hier tut eben Drehzahl not. Der starke MX-5 mit 160 PS (Zweiliter) sprintet mit 7,3 Sekunden noch ein wenig besser.

Lotus Elise verlangt nach kräftigen Oberarmen

Wer mutiger ist und noch ein bisschen mehr auf der hohen Kante hat, erwischt in der Lotus-Modellpalette vielleicht seine Ideal-Gefährte. Hier muss man neben mehr Kaufkraft gleichzeitig aber auch deutlich mehr Hang zur Askese mitbringen. Denn während Fiat, Mazda und Toyota kommod per Servolenkung um die Kehren wieseln, verlangt beispielsweise eine Elise nach zupackenden Händen. Servolenkung? Vergiss es. Klimaanlage? Muss nicht sein.
 
Ab 34.915 Euro startet die Elise Sport mit ihren 136 PS aus 1,8 Litern Hubraum. Und die wirken dank 866 Kilo Leergewicht schon richtig munter. Schärfer geht es mit der 220 PS starken Kompressor-Version (42.310 Euro) vorwärts, nach 4,6 Sekunden sollen 100 Sachen stehen. Doch trotz aller Rohheit: Der von Eaton beflügelte Minimal-Sportler hat irgendwie auch etwas Softes. Die Charakteristik des Vierzylinders mutet recht linear an, aus quasi jeder erdenklichen Drehzahl schiebt der Hecktriebler mächtig und sirrt dabei vernehmlich. Wie am Boden festgesaugt zoomt sich der smarte Brite von Kurve zu Kurve, erhascht dann und wann fragende Blicke von Passanten – jawohl, diese Marke kennt immer noch nicht jeder.
 
Über mehr Händler, aber kaum weniger Exklusivität dürfen sich Alfa-4C-Fahrer freuen. Hier gibt es wunderbar wenig Auto, ganz wie von uns in diesem Fall gewünscht. Analog zur Elise ebenfalls 1,8-Liter Hubraum bietend und per Turbolader eingehaucht pumpt der Vierzylinder 240 PS in den Antriebsstrang und hinterlässt schwarze Striche auf dem Asphalt, so der Fahrer das will. Ganz vornehm wird automatisch geschaltet – der obligatorische Doppelkuppler hält sechs Vorwärt-Übersetzungen bereit und wechselt selbige ruppig und giftig. Pfeifend und röchelnd sprintet das aufwendig produzierte und schick eingekleidete Carbon-Monocoque auf Tempo 100 (4,5 Sekunden) und wirkt dabei noch einen Tick raubeiniger als die Elise.

Gierig verlangt der 4C nach Kurven, ebenso energisch fordert er seinen Fahrer auf, das Lenkrad in den Händen zu halten – denn Servo ist out. Beide Autos – Alfa und Lotus - erfordern wegen ihrer breiten Schweller etwas Übung, um sie elegant zu entern und wieder zu verlassen. Und beide sind prädestinierte Zweit- oder gar Drittwagen. So entfliehe sie dann doch noch der bodenständigen Klasse – Verzicht hin oder her. Doch auch die preisgünstigen Roadster von Fiat und Mazda bereiten mächtig Spaß. Und Toyota und Subaru sind für ihre rund 25.210 Euro nicht nur schnell, sondern auch recht praxistauglich. Und jetzt haben Sie die süße Qual der Wahl.