Fuhrparkportrait Coca-Cola Die Flotte wird elektrisch

Coca-Cola Hans-Jürgen Tost. 2021 Foto: Spieker Fotografie

Coca-Cola will in Europa bis 2040 klimaneutral werden. Dafür stellt Fuhrparkchef Hans-Jürgen Tost die Flotte um: In vier Jahren sollen alle 2.300 Pkw und Transporter elektrisch betrieben werden.

Coca-Cola European Partners (CCEP) hat ein klares Ziel: Klimaneutralität bis 2040. Solche Pläne kennt man auch von anderen Unternehmen, aber bei dem Getränkehersteller mit Hauptsitz in Berlin liegt der Fall ein wenig anders. Denn während andernorts der Aufbruch ins batterieelektrische Zeitalter häufig mit dem Aufbau einzelner Ladesäulen und der Erweiterung der Car-Policy um die weitere Option E-Auto beginnt, nimmt Coca-Cola einen radikaleren Weg. "Unsere Geschäftsführung hatte 2020 entschieden, konsequent auf eine reine E-Flotte umzusteigen", sagt Hans-Jürgen Tost. Der Fuhrparkleiter ist seit 15 Jahren bei CCEP. "Die letzten Verbrenner wurden ausgeliefert, seit dem 1. Juli setzen wir nur noch reine E-Autos als Neuwagen ein."

Mit der klaren strategischen Entscheidung fing die Arbeit für Tost und sein sechsköpfiges Fuhrparkteam an. Er ist Herr über rund 3.000 Fahrzeuge, unterteilt in schwere Lkw, Gabelstapler, Transporter und Pkw. Alle sind über Arval geleast, wobei als Funktionswagen der Außendienstler aktuell noch Opel Astra und für Vorgesetzte Opel ­Insignia vorgegeben sind. Die 286 User-Chooser können ihre Dienstwagen dagegen markenunabhängig und frei nach Car-Policy wählen – 85 davon fahren Plug-in-Hybride.

Coca-Cola Fuhrpark, Hyundai Kona 2021 Foto: Spieker Fotografie
Bei den Funktionsfahrzeugen hat sich Coca-Cola für den Hyundai Kona entschieden.

Die Dienstwagenfahrer sollen auch weiterhin frei wählen, Hauptsache, sie nehmen ein E-Auto. Bei den künftigen Funktionswagen aber legt sich Coca-Cola auf den Hyundai Kona Elektro fest, bei Vorgesetztenfahrzeugen auf den Skoda Enyaq iV. Bis auf den Kona, der 36 Monate läuft, gehen die Verträge aller Stromer über 48 Monate und 30.000 Kilometer. Alle in guter Ausstattung mit Assistenten. "Sicherheit ist uns wichtig", sagt Tost.

Bei den Lkw fällt der Umstieg derzeit nicht so leicht. "Wir haben den Vorteil, dass unsere Fahrzeuge im Liefergeschäft nur 180 bis 200 Kilometer am Tag fahren", sagt der Fuhrparkleiter. "Mit den aktuell erhältlichen E-Transportern funktioniert das." Ob beim Lkw der Elektromotor oder die Brennstoffzelle das Rennen machen wird? Tost ist offen für beides. Ab Ende des Jahres wird CCEP Deutschland erst mal an einem Feldtest von PSA mit einem brennstoffzellenbetriebenen Opel Vivaro teilnehmen.

Europaweit macht die Logistik mit insgesamt 8.000 Fahrzeugen 17 Prozent des ökologischen Fußabdrucks von CCEP aus, in Deutschland sind es drei bis vier Prozent. Die Flotte zu elektrifizieren, genügt also nicht, um Klimaneutralität zu erreichen. So werden etwa Langstreckentransporte auf die Bahn verlagert und neue, ökologischere Verpackungen entwickelt.

Der Ökoansatz bewegt also das gesamte Unternehmen. Viele Kollegen waren begeistert, andere skeptisch, und manche hatten Bedenken wegen der Ladeinfrastruktur. "Wir haben eine Sharepoint-Seite zu den neuen E-Modellen veröffentlicht, die sukzessive Einzug in unsere Flotte halten", berichtet der Fuhrparkleiter. "Private Ladestationen unserer Mitarbeitenden werden ja öffentlich gefördert. Wir schießen einen dreistelligen Betrag dazu. Parallel bauen wir an allen unseren Produktions- und Vertriebsstandorten eine Ladeinfrastruktur auf."

Foto: Spieker Fotografie
Alle Fahrer werden in die neue Technik eingewiesen. An den Standorten sollen Ladestationen eingerichtet werden, und auch das Laden zu Hause wird gefördert.

Noch wird kein Mitarbeiter gezwungen, sofort umzusteigen. "Wer im ländlichen Bereich wohnt und noch keine Lademöglichkeit zu Hause hat, kann beispielsweise in der Übergangszeit den Firmenwagen mit einem Kollegen tauschen, der seinen Verbrenner schon früher abgibt", konkretisiert Tost. "Außerdem haben wir noch vier Jahre Zeit, sodass wir bis dahin flexibel auf neue Gesetzgebungen und Marktsituationen reagieren können."

In Europa will Coca-Cola übrigens erst bis 2030 umstellen – auf Elektro oder Hy­brid. Deutschland sei da einfach weiter. In anderen Ländern gebe es weniger Förderungen und steuerliche Vergünstigungen. Tost begrüßt die Entscheidung des Unternehmens, Elektromobilität für alle bis 2025 einzuführen. "Das ist konsequent, und wir können unterwegs lernen, damit umzugehen." Ohne diese klare Ansage würde der Umstieg sicherlich länger dauern. "Natürlich muss man sein Verhalten, seine Dienstreisen anpassen, aber ich halte das für ein spannendes und gutes Thema. Auch ich fahre schon einen Hyundai Kona Elektro und bin begeistert."

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Die Zeichen stehen also auf Durchstarten, kombiniert mit der Hoffnung auf Lockdown-Lockerungen für Gastronomie und Veranstaltungen. Tost ist optimistisch. "Ich bin guter Dinge, dass wir bald wieder richtig loslegen und den Durst der Menschen stillen können."

Coca-Cola in Deutschland

7.000 Mitarbeiter produzieren und vertreiben an 28 Standorten Coca-Cola Markenprodukte in Deutschland. 2020 verzeichnete Coca-Cola European Partners als größtes deutsches Getränkeunternehmen ein Absatzvolumen von 3,5 Milliarden Litern.