Gero Goetzenberger Daimler Fleet Management Kunden bestimmen die Richtung

Foto: Jacek Bilski

Gero Goetzenberger, Geschäftsführer von Daimler Fleet Management, über den Wandel vom Leasing- zum Mobilitätsanbieter, Elektromobilität und neue technische Möglichkeiten.

Der Wandel von der Leasinggesellschaft zum Mobilitätsanbieter ist bei Daimler Fleet Management voll im Gange. Was ändert sich konkret?

Gero Goetzenberger: Nach der Neuausrichtung im vergangenen Jahr haben wir für 2014 einen Schwerpunkt auf das Thema Mobilität gelegt. Diesen Bereich wollen wir verstärkt ausbauen. Einen großen Schritt haben wir Anfang des Jahres mit unserem neuen Corporate-Carsharing-Angebot gemacht. Damit helfen wir unseren Kunden, ihren Fuhrpark effizienter zu verwalten. Auch was das Thema Miete angeht, ändern sich die Bedürfnisse. Noch in diesem Jahr wird sich im Bereich Kurzzeitmiete deshalb etwas tun.

Welche Rolle spielen dabei die Schwestergesellschaften von DFM?

Selbstverständlich nutzen wir bereits bestehende Plattformen und Produkte anderer Gesellschaften des Konzerns. Die gilt es verstärkt miteinander zu verknüpfen. Hier arbeiten wir eng mit unserer Schwestergesellschaft Moovel, dem Betreiber von Car2go, zusammen. Schließlich muss das Angebot zu den Bedürfnissen der Kunden passen. Gemeinsam können wir innerhalb des Konzerns sehr viel abbilden und abdecken.

Die technischen Möglichkeiten werden immer größer. Werden sie auch nachgefragt?

Hier sehen wir einen klaren Trend. Alle unsere Online-Tools werden extrem stark nachgefragt. Wie zum Beispiel unser neues X-Fleet-Reporting. Damit hat der Fuhrparkleiter seine Flotte immer im Blick. Egal ob er im Büro am Rechner sitzt oder mit dem Tablet oder Smartphone unterwegs ist – Ausreißerlisten, Schadenvorkommnisse, Stammdaten etc. stehen ihm jederzeit zur Verfügung. Das lässt sich heute auch alles sehr viel besser konfigurieren und individueller gestalten.  Darüber hinaus stehen immer mehr Daten zur Verfügung, gleichzeitig müssen immer weniger Mitarbeiter in die einzelnen Prozesse eingreifen. 

Bleibt da nicht die Kommunikation mit dem Dienstwagenfahrer auf der Strecke?

Nein, dafür haben wir dieses Jahr eine Fleet-App gestartet. Diese unterstützt den Fahrer zum Beispiel bei einem Unfall. Die App gibt den Schadenprozess vor und führt den Fahrer vom Foto bis zur Schadenmeldung Schritt für Schritt durch die Dokumentation. Diese Daten kann er dann direkt ins Servicecenter oder an seinen Fuhrparkleiter weiter­leiten und im nächsten Schritt gleich die Werkstatt suchen und auch gleich anrufen. 

Bestimmt die Nachfrage das Angebot oder das Angebot die Nachfrage?

Da spielt beides eine Rolle. Auf der einen Seite gibt’s neue technische Lösungen, die von den Unternehmen heute eingesetzt werden können, die es früher eben noch nicht gab. Diese werden permanent weiterentwickelt. Auf der anderen Seite steht der Kunde, nach dessen Bedürfnissen wir uns richten.

War das markenunabhängige Angebot für Corporate Carsharing so ein Produkt?

Das geht in diese Richtung. Anders als unsere Wettbewerber können wir im
Corporate Carsharing alle Fabrikate anbieten. Egal, ob der Fahrzeugpool neu ausgestattet wird, egal welche Marke, wir können uns ganz nach dem Kunden und seinen Interessen richten. Doch vor dem Start stand der Entwickungsprozess und eine aufwendige Pilotphase. Erst danach konnten wir sicher garantieren, dass wir mit einer Dienstleistung, die dem Daimler-Standard entspricht, auf den Markt kommen.

Geht der Trend bei Flottenbetreibern zum Outsourcing weiter?

Wir erkennen klar, dass der Trend zum Outsourcing weiter zunimmt. Gerade wenn man auf die letzten, doch schwierigen Jahre zurückblickt, ist das Thema immer stärker geworden. Viele Unternehmen möchten ihren Fuhrpark effizienter managen. Dafür suchen sie Unterstützung bei den Flottengesellschaften.  Hier haben wir die Kompetenzen gebündelt und uns neu aufgestellt. So folgt beispielsweise zum Ende des Jahres mit der Haftungsfreistellung für die Kaskoversicherung ein neues Produkt mit Preisvorteilen und Effizienzsteigerungen für den Kunden.

Steigt die Nachfrage nach Elektro­mobilität bei ihren Kunden?

Das ist auf jeden Fall ein Thema. Hier gibt’s noch viel Potenzial. Das Interesse der Kunden ist da und nimmt weiter zu. Herausforderungen sind hier die Infrastruktur und die Kosten, die anfallen, um  diesen Technologiewechsel voranzu­treiben. Wir wollen Unternehmen bei ihren Anstrengungen nach Nachhaltigkeit und Umweltschutz unterstützen. Ich erwarte, dass künftig die Nachfrage nach E-Autos deutlich steigt. Allein schon bedingt durch die größere Produktpalette bei vielen Herstellern. Bei uns beispielsweise kommt die B-Klasse ­Electric Drive dazu.

Sie sind nun seit einem Jahr Geschäftsführer und haben bereits viel bewegt. Was bringt die Zukunft?

Wir haben im letzten Jahr großen Wert auf unsere Mehrmarkenstrategie und unsere internationale Ausrichtung gelegt. Wir sind jetzt in Großbritannien, den Niederlanden, Belgien, Italien und Spanien vertreten und wollen 2014 nach Frankreich, Österreich und in die Schweiz. Damit haben wir in Europa eine Kernabdeckung erreicht. Anschließend wird es darum gehen, unser internationales Angebot konsequent weiterzuentwickeln. Vor allem, wenn die Fuhrparkabteilungen der Unternehmen unter Kostendruck stehen, wächst der Bedarf nach grenzüberschreitenden sowie einheitlichen Managementsystemen. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Roll-out unserer Mobilitätsdienstleistungen. Ziel ist es, über Europa hinweg kontinuierlich zu wachsen.

Über Gero Goetzenberger

Gero Goetzenberger ist seit April 2013 Geschäftsführer der Daimler Fleet Management. Er ist verantwortlich für das Flottenmanagement von Daimlers Finanzdienstleistungssparte in Deutschland und Europa. Goetzenberger ist seit 1999 in verschiedenen Funktionen für Daimler tätig. 2005 wechselte er zur Finanzdienstleistungssparte Daimler Financial Services und leitete dort unter anderem den weltweiten Strategiebereich und später die Tochtergesellschaft Mercedes-Benz Financial Services Australia.