Infiniti Im Herzen Europas angekommen

Infiniti M hybrid Foto: Hersteller 5 Bilder

Infiniti hat Großes vor. Neue Modelle und eine Technikkooperation mit Daimler sollen Nissans Edelmarke voranbringen. Auch vertriebsseitig denken die Japaner sehr europäisch.

Luxemburg wirkt auf Edelautomarken ähnlich anziehend wie Disneyland auf Vierjährige. So war es nur eine Frage der Zeit, bis Infiniti den jetzt erfolgten Markteintritt im kleinen Fürstentum vollziehen würde. Die Denkweise der Japaner allerdings ist grenzüberschreitend. Die nächsten Stützpunkte liegen schließlich östlich in Frankfurt, westlich in Paris. So schlägt man mehrere Fliegen mit einer Klappe. Laufkundschaft mit dem nötigen Kleingeld findet sich vor Ort. Gleichzeitig lassen sich Käufer aus Deutschland, Belgien und Frankreich locken. Der Mehrwertsteuersatz in Luxemburg auf Autos beträgt nur 15 Prozent.

Der Markteintritt in Europa ist abgeschlossen

"Infiniti entwickelt sich zu einer globalen Luxusmarke und spannt das Vertriebsnetz immer dichter", sagte Vizepräsident Bernard Loire nun anlässlich des Luxemburger Markteintritts. "Das neue Zentrum hier ist dabei ein wichtiger Meilenstein." Angeboten wird die in Europa verfügbare Palette, bestehend aus der G-Reihe (Limousine, Cabrio und Coupé), den größeren M-Limousinen sowie den Crossover-Modellen der FX- und EX-Serie. Mit dem Luxemburger Stützpunkt erhöht sich die Zahl der europäischen Länder, in denen Infiniti Autos verkauft, auf 20. "Unser Markteintritt in Europa ist damit abgeschlossen", so Unternehmenssprecher Alexander Sellei. Ausgehend von den Stützpunkten werde nun ein dichteres Händlernetz geknüpft. 230 Vertriebsstationen sollen es europaweit bis 2016 werden. Zudem will Infiniti noch eine ganze Weile an der Werbekampagne mit dem Red Bull Rennstall und seinem Zugpferd Sebastian Vettel festhalten, um den Bekanntheitsgrad zu steigern. "Europa ist klassisches Formel 1-Gebiet. Das wollen wir nutzen und auf diesen Imageträger setzen", sagt Sellei.

Zielgruppe sind Käufer, die ihr Fahrzeug überwiegend beruflich nutzen. 80 Prozent beträgt deren Anteil am bisherigen Absatz in Deutschland. Keine Flottenkunden freilich, eher Unternehmer oder Freiberufler mit Vorlieben für Innovationen und opulente Technik. Technische Leckerbissen sind durchaus geboten, wie etwa der Benzin-Hybrid M35h oder der fünf Liter fette V8-Benziner im FX50 mit 390 PS als Krönung automobiler Laszivität. Standardmäßig verbaut Infiniti in allen Modellen einen 3,7-Liter-V6 Benziner mit 320 PS. In der M-, EX- und FX-Serie gibt zudem einen Drei-Liter-V6-Diesel mit 238 PS. Ordentlich Schmackes also im Zeitalter des Downsizing. Doch so ganz kommen auch die Japaner nicht am Trend zur Mäßigung vorbei. Ausgerechnet im Fürstentum kündigten sie Bürgerliches an. "In naher Zukunft", so Sellei, werden auch Vier-Zylinder-Motoren von Mercedes-Benz (Diesel und Benziner) unter Infiniti-Hauben arbeiten. Die Allianz der Markenmutter Nissan-Renault mit Daimler führt sogar noch weiter: Auf Basis der neuen Mercedes MFA-Plattform für die A-und B-Klasse wird Infiniti den Einstig in dieses Fahrzeugsegment mit eigenen Autos wagen.

Im Infiniti schlägt bald ein Daimler-Herz

Infiniti startete als Luxusmarke der heutigen Konzernmutter Renault-Nissan bereits 1989 in den USA. In Westeuropa trat das Logo mit der stilisierten Straße erstmals 2008 in Erscheinung. Hauptsitz des Herstellers ist Yokohama in Japan. Gebaut werden die Autos ausschließlich im japanischen Werk Tochigi, die europäische Zentrale sitzt im Schweizer Städtchen Rolle. Dass künftig unter den Karosserien von Infiniti auch Daimler-Technik arbeiten wird, liegt an einem Abkommen aus dem April 2010. Carlos Ghosn für Renault-Nissan und Dieter Zetsche für Daimler unterzeichneten damals in Brüssel eine Vereinbarung, wonach bestehende Plattformen und Motoren gemeinsam genutzt und künftige Triebwerksgenerationen zusammen entwickelt werden sollen.

Zurück zur Exklusivität. Zu Preisen von 36.000 Euro netto für den Einsteiger der G-Reihe bis zu knapp 64.000 Euro netto für den FX 50 darf der Kunde einen ambitionierten Service erwarten. Das Problem der weiten Wege etwa nimmt Infiniti seinen Kunden ab. Steht ein Wartungs– oder Servicetermin an, "wird der Wagen selbstverständlich vor Ort abgeholt und zum nächsten Stützpunkt gebracht", verspricht Sellei. Soviel Luxus muss sein, auch außerhalb von Luxemburg.