Nach Diesel und Hybrid bringt Infiniti den Q50 als Benziner. Und auch dieser Motor stammt von Mercedes. FIRMENAUTO prüft, welcher im Geschäftswagen die bessere Wahl ist.
Nicht immer steckt unter der Haube, was das Logo auf der Haube verspricht. Infiniti beispielsweise kauft die Motoren für das Mittelklasse-Modell Q50 bei Mercedes, erst den Diesel und nun auch einen Zweiliter-Benziner mit 211 PS. Nur der Hybrid stammt von der Konzernmutter Nissan.
Ein Ottomotor in einer Fahrzeugklasse, die fast ausschließlich dieselgetrieben ist? »Es gibt einen Trend zum Benziner, speziell in der Mittelklasse«, ist sich Infinitis Europachef Michael Briante sicher und spekuliert dabei auf die Geschäftskunden, die nicht unbedingt jeden Tag hunderte von Kilometer im Geschäftswagen runterreißen. Jedenfalls soll der Zweiliter-Motor die Zulassungszahlen für den vor einem Jahr eingeführten Q50 endlich richtig ankurbeln. Denn bis Ende August hat Infiniti 2014 in Deutschland gerade Mal 450 Q50verkauft.
Eigenes Motorenwerk in den USA
Besser läuft es in den USA, wo Infiniti seit der Firmengründung 1989 aktiv und die Marke als exklusiver Ableger von Nissan entsprechend eingeführt ist. Für den neuen Benziner baut man sogar eine eigene Fabrik.
Siebengang-Automatik serienmäßig
Bei der ersten Probefahrt hinterlässt der Benziner einen guten Eindruck. Der wie in der Mercedes A oder C-Klasse serienmäßig an eine Siebengang-Automatik gekoppelte Vierzylinder hängt gut am Gas und verbraucht auf unserer defensiv gefahren Runde nur knapp über sieben Liter. Er kostet zwar minimal mehr als der Diesel, doch das macht die niedrigere Steuer wieder wett. Noch mehr dürften die Fahrer eines Geschäftswagens den besseren Geräuschkomfort des Benziners schätzen. Mehr als ein leises Flüstern ist von ihm höchstens beim Kickdown zu hören.
Der Diesel dagegen nagelt vernehmlich und tritt weniger kultiviert auf bei Mercedes. Auch die Automatik überzeugt nicht wirklich, da sie speziell beim abrupten Kickdown mehr als eine Gedenksekunde benötigt, um ihre sieben Gänge richtig zu sortieren. Irgendwie hat man immer ein wenig das Gefühl, der Motor hechelt dem Fahrwerk hinterher. Schließlich lässt sich der agil ausgelegte Hecktriebler recht sportlich ums Eck bewegen. Solange es nicht nur um den Verbrauch geht - der Automatik-Diesel kommt in der Praxis mit sieben Litern aus - passt der Benziner also besser zum Premiumanspruch der Marke, den der hochwertig verarbeitete Q50 durchaus erfüllt.
Benziner teurer als ein 3er BMW
Knapp 33.000 Euro netto kostet der Q50 2.0t. Ein BMW 320i mit Automatik (184 PS) ist schon für 30.330 Euro, der Audi A4 2.0 TFSI mit Automatik (225 PS) für knapp unter 32.500 Euro zu bekommen. Allerdings ohne Ledersitze, Infotainmentsystem samt großem Bildschirm und Rückfahrkamera sowie 17-Zoll-Alurädern, welche die Japaner dem Q50 kostenlos mit auf den Weg geben. Unterm Strich sei der Q50 2.0t gut fünf Prozent billiger als der 3er BMW, rechnet Briante vor.
Ob das als Kaufanreiz genügt, bleibt abzuwarten. Denn während sich BMW-, Audi- oder Mercedes-Händler an jeder Straßenecke finden, teilen sich gerade mal fünf Infiniti-Händler den deutschen Markt untereinander auf. Bis Ende 2014 sollen zehn Servicepunkte dazukommen, damit wenigstens die Fahrt zur Inspektion nicht zu weit wird. Spätestens zur Einführung des kompakten Q30 muss sich hier mehr tun. 300 Millionen Euro investiert Nissan derzeit ins eigene Automobilwerk Sunderland (Großbritannien), wo der kompakte Golf-Gegner zusammen mit den Nissan Qashqai ab 2015 vom Band rollt. Wenn sich diese Investition langfristig auszahlen soll, müssen nicht nur die Produkte, sondern der Service passen.