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Interkep Elektro-Fahrzeuge für den Fuhrpark

Foto: Interkep

Der Paketzusteller Interkep hat vier Elektro-Transporter in seine Flotte aufgenommen. Die Fahrzeuge sind profitabel und verbessern das Image. Für 2016 sind 100 weitere geplant.

Überfüllte, von Feinstaub und Stickstoffdioxyd-Emissionen geplagte Citys sind das ideale Einsatzgebiet für Elektromobilität. Viele Liefer- oder KEP-Dienste trauen sich trotzdem nicht so recht an das Thema E-Mobilität ran. Selbst Förderprojekte mit Zuschüssen für E-Autos und Ladepunkte überzeugen viele Flottenmanager nicht. Dass Elektromobilität aber sehr wohl in den Fuhrpark integriert werden kann und das auch aus eigener Kraft, beweist das Münchner Unternehmen Interkep, ein Anbieter von Kurier-, Express und Logistikdienstleistungen.

E-Transporter unterwegs im Münchener Stadtgebiet

Der Flotte des Familienunternehmens gehören seit etwa einem halben Jahr vier elektrisch angetriebene Nissan e-NV 200 an, die für Interkep im Stadtgebiet von München Pakete und Sendungen ausliefern. Ein gewagtes Projekt? "Keineswegs", sagt Interkep-Geschäftsführer Sebastian Haßler. Die Touren sind rund 80 bis 120 Kilometer weit, Strecken, die sich mit einer Batterieladung zurücklegen lassen. "Falls es doch mal eng wird, können die Fahrer an unseren dezentralen Satelliten in der Münchener Innenstadt schnell laden", fügt Ragnar Finnbogason, Mitglied der Geschäftsleitung, hinzu. In der Regel sind die Touren aber so ausgelegt, dass Zwischenladen nicht nötig ist.

"Wir haben den Gesamtmarkt untersucht und sind mangels Auswahl schnell beim Nissan e-NV 200 gelandet." Der verfügt über ein Ladevolumen zwischen 4,3 und 5 Kubikmeter. "Das genügt für unsere Anforderungen", sagt Haßler. Derzeit bietet Nissan den E-Transporter für 20.100 Euro ohne Batterie an, also für einen ähnlichen Preis wie herkömmlich angetriebene Fahrzeuge von VW oder Mercedes in der gleichen Größe. "Das heißt aber auch, dass wir eine bestimmte Zahl Fahrzeuge einsetzen müssen, um den Breakeven zu erreichen", ergänzt Finnbogason. "Man darf zudem nicht nur die Fahrzeugkosten berücksichtigen, sondern muss auch Betriebs- und Energiekosten mit einrechnen", fügt er hinzu.

Detaillierte Fuhrpark-Analyse zur Vorbereitung

Dazu hat Interkep seine Flotte mit Datenloggern ausgestattet und monatelang sämtliche Touren aufgezeichnet, um sie anschließend zu analysieren. Welche Fahrzeuge in welchen Einsatzgebieten lassen sich sinnvoll ersetzen? Wie lässt sich die Ladeinfrastruktur aufbauen?

Unterm Strich darf alles zusammen nicht teurer sein als die Abwicklung mit konventionellen Fahrzeugen. "Wer eine Ladeinfrastruktur mit Ladesäulen oder Wallboxen für nur ein Fahrzeug aufbaut, kommt wirtschaftlich auf keinen grünen Zweig", sagt Haßler. Die vier Interkep-E-Fahrzeuge treten seit einem halben Jahr den Beweis an, dass es funktioniert. Außerdem sei nicht auszuschließen, dass die belasteten Städte irgendwann Fahrverbote erteilen. "Wir sehen unser Projekt als eine wichtige Investition in die Zukunft", betont Finnbogason.

Interkep will E-Flotte vergrößern

Der Fuhrpark von Interkep umfasst derzeit 300 Fahrzeuge, die das Unternehmen in Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt, München und anderen Städten im Netzwerkverbund einsetzt. "Schön wäre es, eine reine E-Flotte zu haben, aber das ist noch zu riskant", fügt Finnbogason hinzu. Es gebe eben auch Touren, die 150 Kilometer und länger sind. "Ich schätze, dass wir heute 60 bis 70 Prozent der Dieselfahrzeuge ohne Probleme durch E-Fahrzeuge ersetzen könnten." Interkep will seine E-Flotte vergrößern. Mit der E-Mobilität sei nämlich die Kundennachfrage gestiegen. Für 2016 ist geplant an vier Standorten insgesamt 200 Autos anzuschaffen, davon sollen etwa die Hälfte E-Fahrzeuge sein.

Die Ladeinfrastruktur hat sich Interkep von ee-Mobility einrichten lassen. "Das Unternehmen hat eine Lösung, bei der die Batterie aufgeladen wird, wenn der Strom am günstigsten ist und nicht sofort, wenn das Fahrzeug angesteckt wird."

Interkep lädt die Autos nachts. Das ist ideal für das Konzept von ee-Mobility. Außerdem liefert ee-Mobility auch gleich den Ökostrom. "Unser Ziel ist es, Flottenmanagern, Unternehmen und Fahrern den Einstieg in die Zukunft der E-Mobilität zu erleichtern und die Marktentwicklung zu fördern", sagt Robin Geisler, Geschäftsführer und Gründer von ee-Mobility.

Vor dem Kauf mit dem Thema E-Mobilität auseinandersetzen

"Wer E-Autos einsetzen will, sollte sich vor dem Kauf intensiv damit beschäftigen", rät Dr. Sabine Wagner vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO. Die Betriebe sollten analysieren, wo sich die Fahrzeuge einsetzen lassen und wie sich eine Ladeinfrastruktur realisieren lässt. "Vor der Anschaffung der Fahrzeuge haben wir außerdem unsere Logistik optimiert", sagt  Finnbogason.

Und es gibt noch weitere Vorteile: "Wer auf E-Mobilität umsteigt, kann das auch als Marketing-Instrument nutzen", sagt Joseph Seybold vom Referat für Verkehr und Logistik der IHK München und Oberbayern. "Wer in das Thema einsteigen will, erhält von uns volle Unterstützung," fügt Seybold, bei der IHK in den Bereichen Innovation, Mobilität und Umwelt tätig, hinzu. Er erwarte in den nächsten zwei, drei Jahren große Umbrüche, vor allem werde es eine wesentlich bessere Batterietechnik geben und auch weitere Förderungen.