Internationale Flottenversicherung So sichern Sie Ihren Fuhrpark global ab

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Flotten außerhalb deutscher Grenzen lassen sich im Gesamtpaket mitversichern. Beim Umstieg auf eine länderübergreifende Flottenversicherung gilt es einiges zu beachten.

Die Botschaft ist deutlich: Versicherer und Großmakler sehen einen Trend zum internationalen Flottenschutz – wenn auch mit leicht unterschiedlicher Gewichtung. Eher skeptisch gibt sich die HDI Global SE. Als Nachfrager sieht der Versicherer vornehmlich große bis sehr große Unternehmen. Ähnlich zurückhaltend ist die Einschätzung des internationalen Versicherungsmakler Marsh. Die Nachfrage steige zwar, sei aber weiter auf einem niedrigen Niveau. Immerhin verzeichnet Allianz eine wachsende Nachfrage von Kunden, die eine län­der­über­grei­fende Kfz-Flottenversicherung nutzen wollen. Auch die Zurich Versicherung bestätigt ein steigendes Interesse an der internationalen Flottenversicherung, beim Axa-Konzern werden internationale Policen sogar schon stark nachgefragt.

Doch auch die Axa sieht als Nachfrager eher Groß- und Industrieunternehmen. Dabei können durchaus auch kleinere Unternehmen ein solches Flottenprogramm fahren. So verlangen die Versicherer und Makler in der Regel eine große Flotte in Deutschland und ein bis zwei Fuhrparks im Ausland (siehe Infokasten). Die deutsche Niederlassung des Versicherungsmaklers Aon Risk Solutions will schon für eine Jahresprämie ab 150.000 Euro ein solches Programm aufbauen und verlangt grenzüberschreitend nur 25 Fahrzeuge je Land.

2015 hatte die E+S Rück die Kfz-Durchschnittsprämie in Deutschland mit 562 Euro ermittelt. Das heißt, bei Aon wäre ein internationales Programm rein statistisch ab rund 267 Fahrzeugen im In- und Ausland möglich. Versicherer wie Zurich und HDI wollen internationale Programme nur für Flotten ab 500 Fahrzeuge aufbauen.

Ähnlich wie im nationalen Flotten­geschäft wird der Beitrag bei der internationalen Flotten-Police in aller Regel auf Basis von Stückprämien für jedes Fahrzeug errechnet. Der große Vorteil: Das Unternehmen hat faktisch nur noch einen Ansprechpartner. Zudem wird über einen sogenannten Master-Cover-Vertrag – eine Vereinbarung zwischen Mutter­gesell­schaft und Versicherer – ein europaweiter gleichartiger Versicherungsschutz für das Unternehmen hergestellt. Gleichzeitig bleibt in der Praxis alles beim Alten: Die Fahrzeuge der ausländischen Niederlassungen bleiben lokal versichert.

All-Länder-Kfz-Police hat viele Vorteile

Natürlich muss sich der Schritt in ein internationales Programm wirtschaftlich rechnen. Daher dürften größere Flotten deutlich schneller den Break-even erreichen. "Eine hohe Motivation für internationale Flottenprogramme zeigen vor allem Unternehmen, die sich ein ausgeprägtes Riskmanagement auf die Fahnen geschrieben haben", sagt Christian Tetenborg, Head of Casualty Underwriting Commercial Insurance der Zurich Gruppe Deutschland.

Insgesamt sind sich die Experten einig: Die Zusammenfassung aller Kfz-Flotten unter einen Rahmenvertrag bringt deutlich Vorteile für die Unternehmen. Innerhalb eines solchen Programms können die Fahrzeuge weltweit identisch versichert werden, also zu den gleichen Versicherungsbedingungen und Preisen. "Das erlaubt eine Kostensenkung durch Kaufkraftbündelung und einen einheitlich aufgebauten Schadenreport. Gleichzeitig kann die Schadenbearbeitung vor Ort unter Berücksichtigung der lokalen Besonderheiten in der jeweiligen Muttersprache mit zentraler Unterstützung durch uns erfolgen", erläutert Karol Wudkowski, Experte für Flottenversicherungen beim Versicherungsmakler Aon Risk Solutions.

Unterschiedliche Länderport-folios sorgen für mehr Stabilität

Durch eine Differenzdeckung hinsichtlich des Versicherungsumfangs kann im Vergleich zu rein lokalen Angeboten ein deutlich erhöhter Standard erreicht werden. Deckungslücken können ausgemerzt werden. "Da das Kfz-Versicherungsgeschäft durchaus volatil verlaufen kann, können sich unterschiedliche Länderportfolios gegenseitig stützen und so nachhaltig zu Stabilität beitragen", erläutert Oliver Theis, Abteilungsleiter Firmen Kraft bei der Allianz.

Dabei profitiert der Flottenchef in der deutschen Hauptverwaltung in der Regel von der lokalen Kompetenz der weltweit agierenden Maklerhäuser und Assekuranzen. "Wir achten darauf, dass alle Compliance-Vorgaben – wie etwa die Zahlung der Steuer – in den einzelnen Ländern überwacht werden, und geben unseren Kunden spezielle Handlungsempfehlungen dazu", erläutert Kristin Russow, Leiterin Broking Mobility Services beim Makler Oskar Schunck.

Einig sind sich die Versicherungs­exper­ten zudem darüber, dass Leasinggesellschaften in der Regel nicht über das Know-how verfügen, um solche län­der­über­grei­fende Versicherungsmodelle aufzubauen. "Wir raten den Flot­ten­betrei­bern, die einzelnen Komponenten, also Versicherungsschutz, Leasing oder Schadenmanagement, über verschiedene externe Anbieter einzukaufen", stellt Christian Steinberg fest, der das Internationale Kraftfahrt-Versicherungsprogramm des Versicherungsmaklers Marsh leitet. Damit würde der Kunde unabhängig bleiben und könne einzelne Komponenten austauschen, ohne den Gesamtprozess seines Flottenmanagements neu aufstellen zu müssen.

Die Unabhängigkeit ist aber bei dem länderübergreifenden Kfz-Schutz ein Problem. So gibt es mit Allianz, AIG, Axa, HDI und Zurich nur wenige Risikoträger. Außerdem geben Versicherer wie Allianz und HDI unumwunden zu, dass der erstmalige Aufbau eines internationalen Flotten-Versicherungsprogramms mit Arbeit und höherem Verwaltungsaufwand verbunden ist. "Dieser wird nach unserer Erfahrung aber durch die Vorteile schnell kompensiert", sagt Allianz-Mann Theis. Es bedarf allerdings schon einer genauen Analyse, wie die Lösung aus einer Hand für alle Flotten in den ­unterschiedlichen Ländern aussehen wird. Der Grund: "Teilweise verschlechtern sich die Konditionen in Prämie und Deckung für einzelne Länder, während sie sich für andere massiv verbessern."

Zentrale Steuerung von Vorteil

"Wichtig ist, dass die Muttergesellschaft eine zentrale Durchgriffsmöglichkeit in den einzelnen Ländern hat und diese auch nutzt, um ein zentrales Versicherungsprogramm zu installieren", warnt Maklerin Russow. Und auch die Zurich stellt klar, dass eine zentrale Steuerung gesichert sein muss, damit die All-Länder-Police erfolgreich wird. Was das konkret bedeutet, sagt ein großer deutscher Flottenmakler hinter vorgehaltener Hand.

"Mit dem aus Deutschland eingeführten zentralen Kfz-Versicherungsprogramm werden lokale Flottenmanager oder Geschäftsführer der ausländischen Niederlassungen entmachtet und zu Erfüllungsgehilfen heruntergestuft", so der Experte. Dann gebe es oft böses Blut. Daher solle man unbedingt vorher ausloten, wie die Reaktionen in den verschiedenen Ländern ausfallen. Nur wenn die deutsche Hauptverwaltung ein gutes Standing und viel Power habe, könnten Widerstände frühzeitig abgebaut werden.

Andernfalls kann sich die Implementierung zu einer bösen und sehr kostenintensiven Fehlspekulation entwickeln. Denn der Flottenmakler, der lieber anonym bleiben möchte, verweist darauf, dass der Aufbau der internationalen Police drei Monate und länger dauern kann. Für Versicherungsmakler kann sich das Programm damit zum gefährlichen Bumerang entwickeln. Läuft der Aufbau schief, dürfte der Kunde verloren gehen. Versicherungsmakler müssen daher über ordentliche Beratungskapazitäten verfügen. Die ist eigentlich nur bei Großmaklern vorhanden.

Ein zentraler Punkt der erfolgreichen Installation einer All-Länder-Flottenversicherung ist ein zentral geführtes Risk­manage­ment, das Entscheidungsvollmacht für alle beteiligten Länder hat, so die Axa. Denn damit ergeben sich in der Regel weitere überproportionale Spar­effekte. "Die Umsetzung einer weltweit einheitlichen Risiko- und Versicherungsphilosophie ist ein großer Vorteil", sagt Aon-Experte Wudkowski. Denn die indirekten Schadenkosten sind oft viel höher als die direkten Aufwendungen für Reparaturen, Verlust des Transportgutes, Mietwagen, Selbstbeteiligungen und möglicherweise höhere Versicherungsbeiträge. Dem stehen hohe indirekte Kosten, wie Arbeitszeitverluste, Gehalts- und Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall und Umsatzverluste durch Zeitverschiebung und Fahrzeugausfall gegenüber.

Wer es somit schafft, international die Schäden in den Griff zu bekommen, der dürfte hohe Synergieeffekte haben. Zudem ist es dann möglich, lokal erfolgreiche Schadenverhütungs-maßnahmen weltweit zu verbreiten.

Internationale Versicherung

Diese drei Möglichkeiten gibt es

  1. Regionale Autarkie: Die Flottenversicherung bleibt in voller Verantwortung der lokalen Geschäftsführung.
  2. Makler-Steuerung: Der lokale Versicherungsschutz wird über einen internationalen Makler gesteuert.
  3. Internationale Flotten-Police: Der Schutz erfolgt zentral über die Direkt- oder Rückversicherung einer internationalen Assekuranz.

Diese Besonderheiten bei Flotten-Policen sollten Sie kennen

Master-Cover-Vertrag nennen Assekuranzen eine internationale Flotten-Police. Obwohl die Fahrzeuge jeweils lokal versichert sind, läuft hier die identische Deckung zentral über einen internationalen Versicherer.

Gewinn-Modell: Ein Teil der Prämien wird vom Versicherer rückvergütet. Entscheidend ist die Schadenquote. Ab einer bestimmten Quote ist eine Rückvergütung möglich. Ein anderes Modell rechnet Jahresbeiträge minus Schäden und Verwaltungskosten gleich Gewinn. Der wird dann zwischen Kunden und Assekuranz geteilt.

Großschadenkappung: Ein einziger schwerer Unfall kann die Schadenquote auf Jahre belasten (Verlustvortrag). Dies kann durch eine Großschadenkappung verhindert werden. Die Höhe wird vertraglich festgelegt. Die Versicherer verlangen hierfür einen Prämienzuschlag.

Stückprämien: Bei besonders großen Flotten zahlt man für artgleiche Fahrzeuge immer den gleichen Preis. Motorisierung oder Ausstattung spielen keine Rolle mehr. Auch das im normalen Tarif bei Pkw übliche Schadenfreiheitsrabattsystem wird nicht berücksichtigt.

Stückprämie mit Verlaufs-Rabatt: Alle Fahrzeuge der Firma werden in eine einheitliche Beitragsklasse eingestuft. Der Beitragssatz orientiert sich an der Schadenquote. Alle neu hinzukommenden Fahrzeuge erhalten immer den aktuellen Verlaufsrabatt der Flotte. Die Verlaufsrabattklasse gilt für alle Sparten, also die Kfz-Haftpflichtversicherung, die Vollkaskoversicherung und die Teilkaskoversicherung. Nachteil: Verläuft das Geschäft schlechter, weil die Unfälle zunehmen, werden alle Fahrzeuge komplett hochgestuft.