Interview mit DFM-Chef Schneefuß Mehr E-Autos in Flotten

Foto: Boris Lehner

Mehr E-Autos in Flotten Das Thema Mobilität wird künftig das Dienstleistungsgeschäft prägen. Harald Schneefuß, Geschäftsführer von Daimler Fleet Management (DFM), erklärt warum. Schneefuß (57) begann seine Laufbahn nach dem Studium zum Diplom-Kaufmann bei der Hermes Kreditversicherungs AG. Seit 1988 ist er in verschiedenen führenden Positionen bei der Mercedes-Benz Bank tätig. 2006 wurde er Geschäftsführer von Daimler Fleet Management und verantwortet darüber hinaus seit 2008 den Vertrieb Deutschland der Mercedes-Benz Bank.

FIRMENAUTO: Wie werden sich die Anforderungen von Flottenkunden ändern?

Schneefuß: Hier wird sich in den nächsten drei bis fünf Jahren einiges verändern. Vor allem die Themen Mobilität und Beratung werden in den Vordergrund rücken. Die Aufgaben des Dienstleisters beschränken sich aber schon heute nicht nur darauf, Auswertungen zu liefern oder Ausreißer etwa beim Verbrauch aufzuzeigen. Die Kunden wollen auch, dass ein Problem schnellstmöglich behoben wird - und zwar vom Dienstleister. Dazu werden wir noch mehr in die Prozesse des Kunden eintauchen, mehr Verantwortung übernehmen.

Das ergibt aber doch nur Sinn, wenn man langfristig zusammenarbeitet?

Schneefuß: Das ist richtig. Die kurzfristige vermeintlich kostengünstigste Lösung rückt in den Hintergrund. Beide - Dienstleister und Flottenbetreiber - sind dann sehr eng miteinander verwoben. Die Nähe zum Kunden ist deshalb fester Bestandteil der Philosophie von DFM.

Wie steht's um die Elektromobilität?

Schneefuß: E-Autos werden in Unternehmen derzeit vor allem für Kurzstrecken genutzt. Daimler kann hier mit dem E-Smart ein hervorragendes Produkt bieten. Wir selbst haben einen im Pool und der ist bei den Mitarbeitern sehr begehrt. In erster Linie nutzen ihn die Kollegen für Fahrten im Großraum Stuttgart.

Unter welchen Voraussetzungen kommt das Leasinggeschäft richtig in Fahrt?

Schneefuß: Wir sind sehr daran interessiert, dass unsere Kunden E-Fahrzeuge in ihre Fuhrparks aufnehmen. Viele Kunden zeigen Interesse, aber natürlich gibt es auch Vorbehalte. Durch Beratung können wir diese weitgehend ausräumen und klären, wie  E-Autos richtig einzusetzen und zu fahren sind. Zudem setzen wir für die Leasingraten einen kundenfreundlichen Preis an und übernehmen Risiken zu 100 Prozent.

Wie könnte die Organisation von Fuhrparks in einigen Jahren aussehen?

Schneefuß: Das ist schwer vorherzusagen, zu viele Fragen sind noch nicht einmal gestellt. Ich gehe davon aus, dass sich zum Beispiel Reportings nicht mehr auf reine Daten oder Ausreißerlisten beschränken, sondern vielmehr die Fahrzeugkosten eins zu eins abbilden. Dann könnte es beispielsweise eine Rechnung pro Fahrt oder Kilometer geben - ähnlich wie bei einer Taxifahrt. Premium-Fahrzeuge werden allerdings auch zukünftig als Motivationsfahrzeuge im Sinne von Dienstwagen eine Rolle spielen.

Das würde heißen, dass sich das Mobilitätsverhalten grundlegend ändert...

Schneefuß: Schon heute sind unsere Kunden sehr an umfassenden Mobilitätsangeboten interessiert. Hier herrscht ein großer Beratungsbedarf. Es gibt Prognosen, dass über kurz oder lang alle Hersteller in irgendeiner Form in das Mietgeschäft einsteigen werden. Damit können sie alle Mobilitätsvarianten einschließlich der dazugehörigen Services abdecken. Das könnte unter Umständen auf lange Sicht sogar eine sinnvolle Ergänzung des klassischen Leasings sein.

Noch ist es nicht so weit. Im Gegenteil, DFM gilt als wichtiger Absatzfinanzierer im Konzern. Inwiefern profitieren Sie vom derzeitigen Absatzboom?

Schneefuß: Das hilft uns natürlich sehr. Im deutschen Markt liegt die DFM-Muttergesellschaft Mercedes-Benz Bank bei einem Anteil von rund 50 Prozent. Das bedeutet, dass jedes zweite Daimler-Fahrzeug auf Deutschlands Straßen über die Mercedes-Benz Bank finanziert oder geleast wird. Im flottenrelevanten Markt liegt diese Zahl noch höher. Mit diesem hohen Marktanteil profitieren wir natürlich entsprechend vom Absatzboom.

Welche Rolle spielen künftig Full-Service-Dienstleistungen?

Schneefuß: Hier sehe ich noch Wachstumschancen. Im Bereich der Motivationsfahrzeuge stellen wir einen deutlich gestiegenen Beratungsbedarf fest, vor allem in Richtung CO2-Optimierung. Zusätzlich betreiben wir eine umfassende Qualitätssicherung in allen Fachbereichen. Das wissen unsere Kunden zu schätzen.

Während der Wettbewerber aus Bayern stark auf eine Mehrmarkenstrategie abzielt, hält man sich bei DFM zu diesem Thema sehr bedeckt. Welche Richtung verfolgen Sie?

Schneefuß: Bei uns gilt: Wir bieten alles, was unsere Kunden wünschen. Das beinhaltet auch Kompaktfahrzeuge. Falls Kunden Drittmarken nachfragen, bieten wir auch diese. Derzeit haben wir für einen Ausbau des Drittmarkengeschäfts keine weiteren Pläne in der Schublade. Zudem ist der Markt in Deutschland schon verteilt. Wer mehr will, muss in die Verdrängung. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder sie spielen mit den Möwen oder gehen in Führung, indem sie ihren Kunden etwas Neues bieten.

DFM ist im Behördengeschäft besonders stark. Wo liegen hier Ihre Stärken?

Schneefuß: Für das Behördengeschäft gelten ganz besondere Anforderungen. So gehört beispielsweise die Polizei bundesweit zu unseren größten Kunden. Hier bieten wir in der Regel Leasingverträge mit einer Laufzeit von vier Jahren an, entsprechend müssen auch die Restwerte berechnet werden. Dabei gehen die Fahrzeuge alle an die DFM zurück und werden zentral europaweit vermarktet.