Interview mit Marcus Schulz von Arval „Die Integration läuft perfekt“

marcus schulz arval Foto: Arval

Arval wird mit der Übernahme der GE Auto Service Leasing zu einem Big Player auf dem deutschen Leasingmarkt. Geschäftsführer Marcus Schulz erklärt, wohin die Reise geht.

Herr Schulz, wie steht es mit der Integration der ehemaligen GE ASL in die neue Arval Deutschland?

Das Markenzeichen der Integration ist ihre absolute Geräuschlosigkeit nach innen und außen. Unsere Mitarbeiter identifizieren sich mit der neuen Arval. Das heißt nicht, dass alle Kollegen der früheren GE ASL jetzt grün eingefärbt sind. Das erwarten wir nicht und das wäre respektlos gegenüber einer Unternehmenskultur, die viele Jahre Bestand hatte. Für mich ist eine Integration erfolgreich, wenn man auf dem aufbaut, was beide Gesellschaften in der Vergangenheit geleistet haben.

Auf einer Skala von 1 bis 10 – wie weit ist die Integration?

Wir stehen bei Stufe sechs oder sieben. Mit der Harmonisierung unserer IT-Welten steht uns ein dicker Brocken bevor. Bis alle Module an das Arval-System angedockt sind, ist einiges an Programmierung nötig. Anfang 2019 werden wir auf einer einheitlichen IT-Plattform arbeiten.

Wie wirkt sich der Zusammenschluss auf Ihre Organisation aus?

Das lässt sich gut an unserem Sitz in Oberhaching beobachten. Wir sind dabei, in dem ganzen Gebäude offene Räume für insgesamt 13 verschiedene Account Teams einzurichten. Man muss sich das so vorstellen, dass in jedem Team bis zu zwölf Mitarbeiter zusammen an einem Tisch arbeiten. Dazu gehören Account Manager, Kollegen aus der Technik und dem Fahrercenter. Ein Team betreut im Schnitt rund 5.000 Fahrzeuge. Jeder Kunde ist einem Account Team zugeordnet. Er hat also immer dieselben Ansprechpartner, egal ob er ein neues Fahrzeug bestellen möchte oder ein Problem mit einem Fahrzeug hat, das schon auf der Straße fährt.

Gibt’s neue Dienstleistungen bei Arval?

Wir starten im Sommer mit Arval Mid-Term Rental ein Angebot zur Langzeitmiete bis 24 Monate, das wir mit unserem kompletten Service aus dem Leasing kombinieren. Dafür haben wir eine Flotte von über 1.000 Fahrzeugen aufgebaut. Die Langzeitmiete konnten wir in Deutschland bisher nicht vernünftig ausrollen, weil uns die Präsenz und die Erfahrung mit den Logistikkonzepten fehlte. Mit der Integration der GE ASL haben wir jetzt eine hoch entwickelte Logistik an Bord. Wir können daher unseren Kunden bundesweit in kürzester Zeit ein Fahrzeug zur Langzeitmiete bereitstellen. Wir bringen die Autos mit eigenen Mitarbeitern vor Ort und holen sie auch wieder ab. Diese Option bieten wir übrigens in den meisten Fällen ebenso im Leasing.

Wie entwickelt sich das Portfolio?

Wir haben mittelgroße Fuhrparks von 20 bis 500 Fahrzeugen im Fokus, aber auch multinationale Konzerne, denen wir über alle Standorte hinweg Dienstleistungen anbieten. Hier wie dort bauen wir unsere Marktanteile aus. Wir werden das Portfolio aber auch aktiv mit kleinen Flotten für Einzelgewerbetreibende und Handwerker erweitern. Wir prüfen gerade, ob unser Vertrieb das selbst stemmen kann oder ob wir Kooperationen eingehen. Außerdem wagen wir den Schritt ins Privatkundenleasing. Für einige Großkunden bieten wir Leasingmodelle für Mitarbeiter an, die etwa eine Alternative zur Gehaltsumwandlung darstellen. Das ist dann ein Endkundengeschäft, das besondere Anforderungen an unsere Prozesse stellt.

Wie stellen Sie sich auf die Diesel­proble­matik ein? Hat der Diesel noch eine Perspektive in den Fuhrparks?

Wir haben nicht vor, unsere Strategie auf eine Abkehr vom Diesel auszurichten. Damit würden wir uns vom Markt schießen. Der Diesel ist immer noch Realität in deutschen Fuhrparks. Wir erleben auch nicht, dass sich die Kunden vom Diesel wegbewegen, eher das Gegenteil ist der Fall. Auch bei der Vermarktung der betroffenen Dieselmodelle haben wir bislang keine schlechteren Ver­kaufs­erlöse zu verzeichnen.

Welche Ansätze verfolgen Sie in Sachen Digitalisierung?

Wir favorisieren fortschrittliche Konzepte, die eine Nachfrage unserer Kunden bedienen. Die Telematik ist dafür ein Beispiel. Ein Viertel der Großunternehmen in Deutschland nutzt bereits Telematik, Tendenz steigend. Deshalb starten wir hierzulande in der zweiten Jahreshälfte mit unserer eigenen Telematiklösung Arval Active Link. Auf lange Sicht geht die Reise zu hoch integrierten Services. Meine Vorstellung dazu wäre folgendes Szenario: Sie fahren auf der Autobahn, zehn Kilometer vor der Raststätte erhalten Sie die Nachricht aufs Display, dass die Cafeteria einen Milchkaffee für einen Euro anbietet. Sie bestätigen das Angebot per Knopfdruck, das Kennzeichen wird an den Anbieter übermittelt und an der Raststätte holen Sie sich nur noch ihr Getränk, während die Abrechnung über das Fahrzeug läuft.

Welche Chancen räumen Sie dem autonomen Fahren ein?

Autonome Fahrzeuge werden kommen. Ich weiß nicht ob in fünf, sechs oder sieben Jahren. Aber das Automobil, wie wir es heute kennen, wird sich verändern. Design und Ausstattung werden sich nicht mehr am Bedarf des Fahrers, sondern an dem des Fahrgasts orientieren. Das Gleiche gilt für Dienstleistungen. Der Schlüssel für die Zukunft ist die Kombination aus autonomem Fahren und Telematik.

Wie wirken sich die gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen auf das Selbstverständnis von Arval aus?

Wir sind dazu da, unseren Kunden zu helfen. Dafür werfen wir unsere Expertise in die Waagschale. Unsere Kompetenzen sind die Total Cost of Ownership, Beratung bei Auswahl, Betrieb und Vermarktung der Fahrzeuge, Telematiklösungen und ein herausragendes Berichtswesen. Am Ende des Tages spielt es für uns keine Rolle, ob autonome oder elektrische Autos, Hybride, Diesel oder Gasfahrzeuge zur Disposition stehen. Der Kunde entscheidet, welches Auto er will. Und das stellen wir ihm zur Verfügung.

Zur Person Marcus Schulz

Marcus Schulz ist seit November 2016 Geschäftsführer von Arval Deutschland und Vorsitzender der Geschäftsführung. In seinen Geschäftsbereich Commercial Development fallen unter anderem die Neukundenakquise und die Kundenbetreuung. Bereits 2014 hat Schulz die Aufgabe des Director Arval Germany übernommen. Zuvor war der an der Technischen Universität München diplomierte Ingenieur mit Fachrichtung Maschinenwesen mehrere Jahre in leitenden Funktionen in der Personaldienstleistungsbranche tätig.