Interview mit Olivier Ferry Das hat Nissan im Flottengeschäft vor

Olivier Ferry, Nissan, Großkunden Foto: Andreas Wolf

Der Großkundenchef über seine Pläne und Ziele

FIRMENAUTO: Herr Ferry, es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die Sie bei Nissan übernommen haben, spielen doch auf dem deutschen Transporter-Markt Marken wie Mercedes, VW, Fiat und Ford die beherrschende Rolle. Wie kann Nissan dort künftig mitreden?

Ferry: Hier muss man erst mal sehen, dass Nissan 2007 und 2008 wirklich sehr stark war. Dann gingen die Verkäufe zurück, aber künftig wollen wir wieder wachsen. Die Strategie des Nutzfahrzeugbereichs von Nissan in Europa, aber auch weltweit, zielt darauf ab, Märkte zurück zuerobern. Noch vor drei bis vier Jahren haben wir in Europa über 100.000 Fahrzeuge verkauft. Der Tiefpunkt kam im Jahr 2009 mit 45.000 verkauften Fahrzeugen. Klar ist: Wir wollen im Nutzfahrzeugbereich wieder 100.000 Einheiten in Europa verkaufen und zwar bis zum Jahr 2013.

Ehrgeizig, wie wollen Sie das erreichen?

Ferry: Nicht nur ich bin bei Nissan neu, Nissan Europe hat auch eine komplett neue Mannschaft aufgebaut, die den Markt konsequent bearbeiten wird. Dabei werden wir auf einschlägige Maßnahmen wie eine passende Produktpalette, ein rascher Netzausbau und eine entsprechende Vertriebsstrategie zurückgreifen.

Im umkämpften deutschsprachigen Markt steigende Absätze zu festigen, dürfte schwierig sein. 

Ferry: Seit ich meine neue Stelle angetreten habe, besuche ich nach und nach erst mal Händler in Deutschland, der Schweiz und in Österreich. Ziel ist, den Markt richtig zu verstehen. Mein Eindruck, den ich bisher gewonnen habe, ist, dass wir professioneller werden müssen. Wir werden daher erst mal verstärkt unsere bisherigen Nutzfahrzeug-Center unterstützen, die wir in diesem Jahr zu Fleet-Kompetenz-Zentren mit speziellem LCV-Know-how ausbauen.

Wie werden diese Zentren innerhalb der Struktur des Nissan-Netzes einzuordnen sein?

Ferry: Das Verkaufs-Netz von Nissan deckt alles ab, vom Pkw bis zum  Cabstar an der oberen Grenze. Theoretisch kann auch jede unserer Pkw-Niederlassungen diese Modelle verkaufen. Allerdings können wir nicht erwarten, dass unsere Händler Fahrzeuge verkaufen, mit denen sie sich nicht ausreichend auskennen. Daher werden wir sowohl Verkaufs- als auch Werkstatt-Niederlassungen mit der notwendigen Nutzfahrzeug-Kompetenz ausbauen, das heißt mit geschultem Personal und den notwendigen Einrichtungen. Nur so verkaufen wir nicht nur das reine Blech, sondern umfassende Mobilitätskonzepte. Die Werkstätten werden wir speziell auf Cabstar, Primastar und den Ende des Jahres kommenden NV 400 einschwören.

Mit dem Leaf bringt Nissan einen alltagstauglichen Elektro-Kompaktwagen, Wird er sich auch im gewerblichen Bereich behaupten?

Ferry: Ausgehend von einem Zeitraum bis zum Jahr 2012 sehen wir erst mal das Potenzial von ein paar hundert Autos im gewerblichen Bereich, bis 2014 wollen wir, abhängig von der Markt-, Steuer-  und Infrastrukturentwicklung, mehrere tausend Einheiten des Leaf verkaufen.

Welche Strategie verfolgt Nissan, um in Deutschland Elektroautos zu verkaufen?

Ferry: Wir arbeiten mit RWE zusammen und sind damit bisher auch sehr zufrieden,  grundsätzlich sind wir aber natürlich offen für jegliche zusätzliche Zusammenarbeit mit anderen Anbieter.

Mit welchen Leasinggesellschaften arbeitet Nissan zusammen und welche Rolle spielt dabei die Nissan-Bank?

Ferry: Unsere hauseigene RCI-Bank ist der grundsätzliche Finanzpartner im Händlergeschäft aber auch bei der Kundenfinanzierung. An den meisten Ausschreibungen nehmen wir ebenfalls in Kooperation mit der RCI-Bank teil. Wer arbeiten dennoch natürlich auch mit Leasingfirmen zusammen, wenn unsere Kunden es wünschen.

Was kann Nissan Gewerbekunden in Sachen Service und Wartung bieten?

Ferry: Wir bieten unseren Kunden ein Full-Service-Leasingkonzept in Zusammenarbeit mit der RCI-Bank an, das alle Wartungs- und Service-Aspekte abdeckt und auch das Restwertriskio übernimmt. Künftig werden wir die Aktivitäten des Produkts noch weiter verbessern.

Bieten Sie auch Full-Service-Leasing an?

Ferry: Den größten Anteil im gewerblichen Bereich hat nach wie vor das Finanzleasing, das Full-Service-Leasing befindet sich auf  der vorweigenden Tätigkeit von Nissan im kleingewerblichen Bereich erst in den Anfängen, aber mit zunehmender Tendenz. Nissan hält in der Sparte der Geländewagen inzwischen diversifiziertes Angebot vor.

Wer gehört zur gewerblichen Zielgruppe?

Ferry: Das sind inerster Linie Kleingewerbetreibende wie Dachdecker, Gärtnereien, Bauunternehmer oder Mitarbeiter von Energieunternehmen. Unsere Kunden sind hauptsächlich kleinere und mittlere Unternehmen.

Welche Absatzzahlen peilen Sie an?

Ferry: Dieses Jahr werden wir voraussichtlich 5.600 leichte Nutzfahrzeuge allein in Deutschland absetzen, das entspräche einem Plus von 25 Prozent. Und wir sind auch zuverichtlich, dieses Ziel zu ereichen. Im gesamten deutschsprachigen Raum mit Deutschland, Österreich und der Schweiz sind 10.000 Fahrzeuge angepeilt. Der Absatz entwickelt sich also gut, insbesondere aufgrund der Verkäufe des NV 200.

Zur Person Olivier Ferry

Olivier Ferry (44) leitet die neue Nissan- Direktion LCV & Corporate Sales. In ihr sind die Bereiche Leichte Nutzfahrzeuge (Light Commercial Vehicles) und Flotte für Deutschland, Österreich und die Schweiz zusammengefasst. Ferry war 20 Jahre für Peugeot im Automobilbereich tätig, bevor er im Frühjahr 2011 zu Nissan wechselte.