Iveco Daily Pkw-Comfort und Lkw-Tugenden vereint

Foto: Iveco

Iveco legt den Daily in dritter Generation auf. Das Ziel der Konstrukteure: mehr Pkw-Komfort bei gleichen Nutzfahrzeug-Tugenden.

Dem markanten neuen Gesicht des Iveco Daily dürfte man bald häufiger begegnen. Zunächst einmal, weil er seit jeher über Nutzfahrzeugtugenden verfügt, die so sonst kein Wettbewerber aufbieten kann – beispielsweise zulässige Gesamtgewichte von 3,3 bis hinauf zu sieben Tonnen, wo er ganz allein unterwegs ist. Hinzu kommen die klassische Leiterrahmenkonstruktion, die ihn gerade als Trägerfahrgestell für mannigfaltige branchenspezifische Aufbauten empfiehlt, sowie drei Radstände, drei Dachhöhen und verschiedene Überhänge, aus deren Kombination sich regelrechte Volumenriesen konfigurieren lassen.

Genau diese Tugenden hat Iveco mit der dritten Generation des Daily noch weiter herausgearbeitet. Mit dem bisherigen Marktanteil will man sich nämlich nicht begnügen. Die Iveco-Mannen wollen vielmehr den Platzhirschen wie dem Mercedes Sprinter gerade im Segment der einzelbereiften Kastenwagen zusetzen.

Bis zu 19,6 Kubikmeter Ladevolumen

Dazu haben die Konstrukteure zunächst einmal an den Radständen angesetzt. So haben die Kunden nun die Wahl zwischen 3.000, 3.520 und 4.100 Millimeter Radstand, wobei die letzten beiden Varianten wahlweise mit kurzem oder langem Überhang lieferbar sind. Aus den längeren Radständen ergeben sich Ladevolumina von 18 und 19,6 Kubikmetern – Spitzenwerte im Segment. Die Ladelängen wiederum reichen von 2.600 bis 5.100 Millimetern bei einer Fahrzeuggesamtlänge von 5.040 bis 7.500 Millimetern. Hinzu kommen drei verschieden hoch bauende Dächer, die bis zu 2.100 Millimeter Ladehöhe ermöglichen.

Die Nutzlasten sollen im Falle des schwersten Kastenwagens bis zu vier Tonnen erreichen. Eine Schippe obendrauf dürfen die Kunden bei den Fahrgestellen legen, nämlich bis zu 4,7 Tonnen Nutzlast. Noch dazu hat man die Ladekante um 55 Millimeter abgesenkt und damit einem Schwachpunkt heckgetriebener 3,5-Tonner und gerade des sehr hochhackig daherkommenden Iveco Daily entgegengewirkt.

Doch trotz aller Nutzfahrzeug-Tugenden sind potenzielle Käufer gerade im Volumensegment um 3,5-Tonnen oft auf Wettbewerbsprodukte ausgewichen. Schuld daran war eben jene Lkw-Haftigkeit, die zu deutlichen Nachteilen beim Fahrkomfort führte. Auch hier haben die Iveco-Ingenieure gezielt angesetzt.

Ein großer Fortschritt ist die Fahrerposition. Der Fahrer sitzt etwas tiefer vor einem weniger flachen und kleineren Lenkrad, das nun zumindest höhenverstellbar ist. Klare Linien geben dem Armaturenträger eine zeitgemäße und im Vergleich zum Vorgänger hochwertigere Anmutung. So fällt der hohe Hartplastikanteil weniger ins Gewicht. Auch die Ergonomie lässt sich nur noch schwerlich verbessern. An Haltern und Fächern fehlt es ebenfalls nicht.

Exakte Lenkung, komfortables Fahrwerk

Und auch beim Fahren gibt sich der Daily mehr denn je als Pkw. Die Lenkung macht sogar richtig Laune. Endlich bekommt man gerade im Siebentonner, aber auch bei den leichteren Ausführungen, eine exakte Rückmeldung zum Handling. Die neue Vorderachse bemüht sich zudem fühlbar um den Fahrkomfort. Das liegt vor allem an den neuen Vorderachsausführungen, die Iveco den jeweiligen Fahrzeugvarianten nahezu maßgeschneidert hat.

So kommt bei allen Fahrgestellen bis 3,5-Tonnen standardmäßig eine Aufhängung namens Quad Leaf zum Einsatz. Iveco nutzt hier eine Doppelquerlenker-Konstruktion mit Querblattfedern, die Bauraum und Gewicht in Grenzen halten soll. Zugleich ermöglicht Quad Leaf eine Achslast von 1.900 Kilo. Auch die Vorderachse des Kastenwagens hat Veränderungen erfahren und besteht nun aus Doppelquerlenker und Torsionsstab als Federelement.

Für die zwillingsbereiften, schweren Modelle ist indes die Ausführung Quad Tor verfügbar, die Lasten bis zu 2.500 Kilo pro Achse ermöglicht. Für die Modelle leichter als fünf Tonnen gelten 2.100 Kilo Achslast. Die Siebentonner wiederum rollen weiterhin mit Dreh­stabfedern. Hinzu kommen bei allen Modellen Veränderungen an der Aufhängung der hinteren Räder der einzelbereiften Modelle, welche die bisherige Tendenz des Daily zum Übersteuern spürbar verringern. Auffällig war bei der Testfahrt auch, dass es Iveco gelungen ist, die Nebengeräusche wirkungsvoller zu dämmen. 

Bekannte Vierzylinder-Dieselmotoren

Alte Bekannte sind indes die beiden Vierzylinder mit 2,3 oder 3,0 Liter Hubraum. Sie entsprechen prinzipiell den gleich großen Exemplaren im Fiat Ducato, geben ihre Kraft im Daily aber an die traktionsstarken Hinterräder ab. Der kleinere Turbodiesel bringt es im Iveco auf 146 PS und ein Drehmoment von 350 Nm, der große kommt mit zwei Turboladern auf 205 PS und stolze 470 Nm.

Wer jedoch das automatisierte Agile-Getriebe bevorzugt, muss sich weiterhin mit der 170-PS-Variante begnügen. Davon abgesehen kombiniert Iveco die Motoren serienmäßig mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe. Die Motoren sind in Euro 5b+ oder Euro 6 zu haben, wobei letztere ein Common-Rail-System mit 2.000 bar Einspritzdruck sowie Adblue-
Beigabe im SCR-Kat verordnet bekommen.

Um den Dieseldurst des Daily in Zaum zu halten, kommen verschiedene Spritspar-Technologien zum Einsatz. Dazu zählen Eco Switch, wobei Drehmoment und Höchstgeschwindigkeit auf ein möglichst ökonomisches Maß reduziert werden, was sich vor allem im Teillastbetrieb bezahlt machen soll. Durch Eco Smart Generator gewinnt die Lichtmaschine kinetische Energie zurück. Eco Mac wiederum optimiert den Betrieb der Klimaanlage.

Durch das verbesserte Fahrverhalten, das den Daily ein gutes Stück vom Klein-Lkw in Richtung Pkw rückt, und die vielfältigen Karosserie- und Chassis-Kombinationen hat der kleinste Iveco tatsächlich Chancen, nun auch in den Volumenausführungen zu punkten und nicht mehr nur in seinen Spezialdisziplinen oberhalb von 3,5 Tonnen. So dürfte das neue Gesicht häufiger in der Stadt wie auf der Autobahn zu sehen sein.