Kfz-Steuer-Inkasso Droht Fuhrparks ein Verwaltungschaos?

VW Caddy, Flotte, Fuhrpark, Dummy Foto: Foto: VW, Montage: firmenauto

Fuhrpark- und Reiseverband befürchten durch die Neuregelung des Kfz-Steuer-Einzugs und der SEPA-Umstellung unnötige Kosten und einen Mehraufwand für Fuhrparkleiter und Leasinganbieter.

Der Bundesverband Fuhrparkmanagement und der Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) warnen vor einem Verwaltungschaos mit der Umstellung des Kfz-Steuer-Einzugs durch den Zoll. Die Verlagerung des Inkasso-Verfahrens bringe für viele Unternehmen einen erheblichen Mehraufwand mit sich. Betroffen seien 58 Millionen Fahrzeuge. Vor allem die sukzessive Umstellung und die zeitgleiche SEPA-Umstellung sehen die Verbände als folgenschwer. "Wir fordern von den zuständigen Behörden, rasch Abhilfe zu schaffen und Unternehmen mit einem Firmenfuhrpark fundierte Informationen zu den exakten Abläufen und Terminen der Umstellung zu geben", sagt Axel Schäfer, Geschäftsführer des Bundesverbands Fuhrparkmanagement.

Lediglich schrittweise Umstellung

Die Verbände sehen dabei verschiedene Baustellen. Zum Start der Umstellung konnten die Bundesbehörden keine bundesweit einheitliche Lösung präsentieren. Die Umstellung erfolge zudem schrittweise von Nord nach Süd. Fuhrparks mit Fahrzeugen, die in verschiedenen Bundesländern zugelassen sind, müssten sich demnach darauf einstellen, dass es nun bis zu sechs Monate dauern kann, bis die Verfahren einheitlich ablaufen.
Zum anderen fehle die Transparenz des Verfahrens. Auf der Homepage des Zolls (www.zoll.de) würden zwar grundlegende Informationen zur Umstellung gegeben, diese seien aber nicht ausreichend, meint Schäfer. Auch bei der eingerichteten Hotline sei nur eine Bandansage zu erreichen. "Bleibt zu hoffen, dass das mit hoher Sicherheit eintretende Verwaltungschaos rasch in geordnete Bahnen gelenkt werden kann", erklärt Schäfer.

Beispiel Baden-Württemberg

Nach den letzten Informationen des Bundesverbands übertragen die Zulassungsstellen letztmals rund um den 20. März Daten an die Finanzämter. Danach seien die für den jeweiligen Zulassungsbezirk zuständigen Hauptzollämter in der Verpflichtung. Die Daten werden dort nach Aussagen eines Zollbeamten erst gegen Ende April verarbeitet. Es entstünde ein zeitliches Defizit von etwa einem Monat. Erwarten die betroffenen Fuhrparks Steuererstattungen, können empfindliche Wartezeiten und Budgetdefizite entstehen. Der Bundesverband empfiehlt, entsprechende Beschwerdewege zügig zu nutzen.

SEPA als weitere Hürde

Mit der Umstellung wird auch das SEPA-Verfahren eingeführt. Nach aktuellem Stand müsse dann für jedes Fahrzeug ein eigenes neues SEPA-Mandat erteilt werden. Diese Regelung gelte aber anscheinend nicht in jedem Bezirk. Teilweise würden Kopien einmalig unterzeichneter Mandate akzeptiert. "Ein Mitglied aus Bayern berichtet aber, dass die dortige Zulassungsstelle auf Originale besteht", beschreibt Schäfer den Status quo.
Immerhin soll es für Fuhrparks mit mehr als 30 Fahrzeugen die Möglichkeit geben, Großkunde des Zolls zu werden. Dies würde aber nach jetzigem Stand nicht von Anfang an und reibungslos möglich sein. Der Bundesverband Fuhrparkmanagement und der VDR fordern eine vereinfachte Verfahrensweise. "Es ist schlichtweg unzumutbar, für jede einzelne Fahrzeugzulassung SEPA-Mandate unterzeichnen zu lassen – und zwar von allen im Unternehmen hierfür Zeichnungsberechtigten – in vielen Fällen Vorstand, Geschäftsführung und Prokuristen des Unternehmens", sagt Marc-Oliver Prinzing, Vorstandsmitglied des Fuhrparkverbands. Nachbesserungen und Vereinfachungen des geplanten Verfahrens seien daher unerlässlich. Auch Leasinggesellschaften, die im Rahmen ihrer Full-Service-Angebote die Abwicklung der Kfz-Steuer anbieten, dürften erhebliche – mit Mehrkosten verbundene – Probleme erwarten.

VDR und Fuhrparkverband arbeiten an Lösungen

"Durch unnötige Bürokratie wie in diesem Fall wird den Unternehmen nicht nur die geschäftliche Mobilität erschwert – die aufwändigen Prozesse lähmen die Effizienz und kosten damit viel Geld", sagt Hans-Ingo Biehl, Hauptgeschäftsführer des deutschen Geschäftsreiseverbands VDR. Gemeinsam mit dem Fuhrparkverband ebnet der VDR deshalb Wege für reibungslose Abläufe im Fuhrpark- und Travel Management. Dazu gehört auch die Nutzung von Synergien der beiden Bereiche. "Es gibt viele Themen, zu denen sich Fuhrpark- und Geschäftsreiseverantwortliche an einen Tisch setzen müssen. Deshalb arbeiten wir seit Januar eng mit dem Fuhrparkverband zusammen, um die Baustellen aus zwei Perspektiven zu beleuchten."