KFZ-Versicherung Das transparente Auto

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Telematik-Tarife gibt es für private Autofahrer, aber nicht für Flotten. Verwunderlich. Die meisten Fuhrparks bringen die notwendige Technik bereits mit. Der Druck auf die Assekuranzen wächst, erste Testphasen werden angestoßen.

Wie einfach es geht, zeigt HUK-Coburg. Seit Anfang 2017 bekommen junge Fahrer beim größten privaten Autoversicherer einen Telematik-Tarif. Die Smart Driver Box übermittelt Daten zu Geschwindigkeit, Beschleunigung, Brems- und Lenkverhalten, Standort und Fahrzeit. Ähnlich arbeiten rund weitere zehn Assekuranzen im Privatgeschäft.

Alle erhobenen Daten sind auch für Flottenbetreiber von hohem Interesse. Der Fuhrpark-Chef könnte so »schlechte« Fahrer identifizieren und Kosten- und Organisationsmängel in den Griff bekommen. Flottenfahrzeuge ließen sich viel effektiver einsetzten und der Schutz müsste tendenziell günstiger werden. So sieht es zumindest der Versicherungsmakler Aktiv Assekuranz. »Das könnte für Branchen mit saisonaler Auslastung ihrer Flotte von erheblicher Bedeutung werden«, bestätigt Winfried Nibus.

Der Flottenexperte setzte bereits erste Tarife für Mietwagen- und Baufahrzeugflotten in die Praxis um. Vor allem kleinere, mittelständische Unternehmen würden von Versicherungsprämien profitieren, die der tatsächlichen Marktentwicklung entsprächen. Flotten, für die es derzeit besonders schwierig ist, überhaupt einen Versicherungsschutz zu erhalten, wie etwa Pflegedienste, könnten per Telematik sofort ihre bessere Fahrweise unter Beweis stellen. Besondere Schadenentwicklungen wären viel schneller fest- und abgestellt.

Zehn Prozent niedrigere Betriebskosten

Doch die Assekuranzen verharren hier in einer seltsamen Starre. Alle großen Flottenversicherer bestätigen, dass sie intensiv den Markt beobachten. Immerhin will nun die Axa-Versicherung einen eigenen Telematik-Test fahren. Und internationale Versicherungsmakler, wie Aon oder Marsh, werben längst bei ihren Kunden für einen Telematikeinsatz. Die Zurich Versicherung geht davon aus, dass Flotten bei optimalem Einsatz eines Telematik-Systems ihre Betriebskosten um 10 Prozent senken könnten, Fahrzeugschäden würden um 20 Prozent zurückgehen. Eine echte tele­matik­basierte Risikokalkulation im Flottenbereich hat aber bisher noch kein Versicherer entwickelt.

Dabei nimmt mittlerweile der Druck von außen zu. Anfang des Jahres erweiterte Carmobility sein Dienstleistungsportfolio um eine Telematiklösung für Fuhrparks. Mit Fleet Connected gibt es umfassende Funktionalitäten: Vom Diagnose- und Schadenmanagement, über das Fahrtenbuch bis hin zum Fahr­ten­repor­ting. "Telematiklösungen werden bei Fuhrparkmanagern immer beliebter, um Fahrzeugflotten noch effizienter zu verwalten", glaubt Knut Krösche, Geschäftsführer der Carmobility. Zudem hat Volkswagen Financial Services, der Mutterkonzern von Carmobility, schon vor Jahren einen eigenen Rückversicherer gegründet.

Auch Uwe Ludka hat die Zeichen der Zeit erkannt. Der Vorstandsvorsitzende der kleinen Itzehoer Versicherung lässt derzeit ein Flotten-Modul für Selbstständige und Gewerbetreibende testen. Der Telematik-Tarif Secure Business umfasst die Funktionen Flottenübersicht, Fahrzeugdetailansicht, Fahrzeugtagestour, die Verwaltung wichtiger Ziele und Adressen sowie einen Tour-Report. Wie genau der Flotten-Tarif aussehen könnte, ist aber noch unklar. "Die Testergebnisse werden gerade ausgewertet", teilt Sprecher Sebastian Kaltofen mit.

Ein Potenzial für Gewerbekunden sieht auch die VHV. Die im Privatkundenbereich seit fast zwei Jahren eingesetzte Technik könne bei größeren Flotten mit einer individuellen Versicherungslösung verbunden werden. Das Unternehmen setzt im Privatgeschäft auf eine Kombination aus Zigaretten-Stecker-Box und einer App. Bei der Steuerung von Flotten seien digitale Tools, die in Echtzeit arbeiten, von besonderem Interesse. Doch noch befindet sich die Assekuranz "im Beobachtungsstadium".

Carsharing-Flotten als Vorreiter

Dabei könnte der First-Mover Geschichte schreiben. Denn eigentlich sind nicht nur Flottenbetreiber mit der heutigen Kalkulation der Flottenpolicen unzufrieden. Das gilt auch für die Assekuranzen selbst. Die Tarifierung von Flotten basiert weiterhin im Wesentlichen auf den Daten der einzelnen Flotten. Ein technisch ausgereifter Telematiktarif könnte daher einen echten Wettbewerbsvorteil bieten. Vielleicht müssen die Flottenbetreiber gemeinsam mit großen Maklern Druck machen. Dass ein Flotten-Telematik-Tarif früher oder später kommt, ist gewiss. Der Trend zum Auto-Roboter und damit zur stärker vernetzten Fahrzeugen wird dabei den entscheidenden Schub geben. Zumindest die Art der ersten Pay-as-you-Drive-Flotte ist schon ausgemacht: "Im Carsharing-Segment können solche Lösungen unter Umständen sinnvoll sein", stellt die HDI-Versicherung fest. Denn so lassen sich risikoauffällige Fahrer und Fahrzeugbewegungen schnell identifizieren.