Mercedes hat ein neues AMG-Einstiegsmodell. Den 306 PS starken A 35 4Matic gibt es schon für unter 40.000 Euro netto. Eine erste Testfahrt.
Einen "echten" AMG für unter 40.000 Euro? Selbst in Affalterbach bei AMG hätte wohl noch vor wenigen Jahren kaum einer geglaubt, dass man mal so tief sinken würde. Normalerweise rollen die aufgemotzten Mercedes-Modelle mit einer enormen PS- und auch Preissteigerung aus den Hallen nahe Stuttgart. Doch es träumen gerade junge Autofahrer zunehmend von einem starken Stern, weshalb Mercedes nun unterhalb des A 45 (ab 2019 mit über 400 PS) den 306 PS starken A 35 für genau 39.941 Euro netto einführt.
Dass er der neue "Einstiegs"-AMG sein soll, sieht man ihm nicht an. Wie der große Bruder macht auch der A 35 schon optisch auf sich aufmerksam: Schwarzer Diffusor, zwei dicke Endrohre, eine fette Abrisskante am Dach sowie der AMG-typische Kühlergrill – der Stern wird von nur einer Strebe getragen. Auffälliges Sonnengelb und schwarze doppelspeichigen 18-Zöller passen gut zusammen.
Neue AMG-Anzeigen im digitalen Kombiinstrument
So sportlich wie außen geht’s innen weiter. Die Sportsitze mit Mikrofasersitzfläche sind tief montiert. Von den Kunstleder-Sitzwangen fest umschlungen, schwenken die Hände reflexartig zum Lenkrad. Das weiche Alcantara ist griffig und fühlt sich gut an. Wie in der normalen A-Klasse finden wir auch auf dem AMG-Sportlenkrad die berührungssensitiven Flächen zur Steuerung des neuen Multimediasystems MBUX. Die Funktionen sind nahezu identisch zur A-Klasse von der Stange. AMG erweitert die Darstellungen des digitalen Kombiinstruments: "Klassisch", "Sport" und "Supersport". Wir switchen in Supersport, bekommen den Drehzahlmesser mittig in Übergröße präsentiert. Eingerahmt von Gang-Anzeige, Getriebe- und Motoröltemperatur sowie einem G-Meter, der uns die Fliehkräfte in einem Spinnennetz aufzeigt.
Per Tastendruck springt der Vierzylinder an, wummert sanft und leise vor sich hin. Der A 35 startet immer im Silent Modus, schärft seine Klangstufe mittels automatischer Abgasklappe erst mit den Fahrprogrammen Sport und Sport+. Wir rollen vom Hof, ganz entspannt im Comfort-Modus. Überlassen dem von AMG agiler ausgelegten Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe die Wahl der passenden Stufen. Erstaunlich gelassen bügelt das adaptive Fahrwerk Unebenheiten aus.
In 4,7 Sekunden von null auf 100 km/h
Erst im Sport- und vor allem Sport+-Modus zeigt er seine wahren Qualitäten. In 4,7 Sekunden soll er auf Tempo 100 schießen. Gierig am Gas und kernig klingend spurtet der Kompaktwagen die Gerade entlang, um sich beim Anbremsen auf die nächste Kurve laut sprotzelnd anzukündigen. Ob die knallenden Fehlzündungen unbedingt sein müssen? Geschmacksache. Und auch der einzige Kritikpunkt. Denn schon in der Kurve zieht er den Fahrer mit seiner Performance und der spielerischen Leichtigkeit wieder in den Bann. Eine Lamellenkupplung an der Hinterachse verteilt das Drehmoment im A 35 4Matic optimal auf Vorder- und Hinterachse – dort wo die Power benötigt wird.
Die A-Klasse klebt regelrecht am Boden. Jede noch so kleine Bodenwelle im Asphalt bekommt der Fahrer ins Handgelenk geschüttelt. Eine unterm Motor verschraubte Aluminium-Platte und zwei zusätzliche Diagonalstreben am Unterboden erhöhen die Steifigkeit des Wagens. Sämtliche Maßnahmen an der Radführung und Federung haben nur eines zum Ziel: mehr Fahrstabilität, mehr Agilität. Selten ist es so einfach, einen Sportwagen in den Grenzbereich zu treiben und dank des genauen Feedbacks auch dort zu bewegen.
Ghost Car im Head-up Display
Ganz egal in welchem Drehzahlbereich wir den Gasfuß runterdrücken, der neu entwickelte Zweiliter-Turbobenziner packt bissig zu. Wir daddeln uns mit den Schaltwippen auf die Gerade zurück. Lassen den von AMG per Twin-Scroll-Turbo aufgeladenen Vierzylinder bis in den roten Bereich drehen. Vergessen wir mal an den Wippen zu zupfen, weil wir vom Straßenverlauf oder den vielen bunten MBUX-Anzeigen abgelenkt sind, legt die AMG-Doppelkupplung eben den nächsten Gang ein.
Für Rennstrecken-Fans bietet AMG eine besondere Funktion. Damit der Umstieg für junge Autofahrer von der Rennstrecke auf der Spielekonsole direkt ins reale Cockpit leichter fällt, unterstützt sie die AMG Track Pace Funktion bei der Jagd auf Rundenrekorde. Wie ein persönlicher Motorsport-Ingenieur erfasst das Auto laufend 80 performance-spezifische Daten, wie etwa sämtliche Beschleunigungs- und Verzögerungswerte und spuckt diese auf dem großen Navibildschirm aus. Außerdem speichert die A-Klasse mittels GPS jede noch so kleine Abweichung von der Ideallinie. Über ein Ghost Car im Head-up Display kann sich der Fahrer dann an die perfekte Rundenzeit heranarbeiten.