Mercedes B 200 CDI Die Mercedes B-Klasse macht keine Kompromisse

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Früher war die Van-Welt bei Mercedes einfach: Es gab A- und B-Klasse, beide hoch und beide etwas behäbig. Jetzt wird alles anders. Die A-Klasse macht auf flach und sportlich, will sich mit Audi A3 und 1er BMW messen. Und die neue B-Klasse? Die bleibt ihrem Konzept treu – und ist doch erfrischend anders als bisher.

Vor allem optisch: Mit straff nach hinten gekämmter Sturmfrisur und flacher Stirn stellt sie sich sportlich in den Wind. Von der Seite gesehen duckt sich die im Vergleich zum Vorgänger fünf Zentimeter niedrigere und neun Zentimeter längere B-Klasse regelrecht in die Parklücke, während ihr der massive, breite Kühler freie Fahrt auf der Überholspur beschert.

Die dynamische Optik soll jüngeren Käufern gefallen, ohne die alten zu vergraulen. Die B-Klasse als cooles und doch praktisches Vertreterauto auf dem Firmenparkplatz? Klar, denn das ist die gute Nachricht: Seine inneren Werte – viel Platz und hohe Variabilität – hat der Kompaktvan behalten, selbst wenn der Kofferraum von 544 auf 486 Liter Volumen geschrumpft ist. Schließlich lässt sich die hintere Rückbank jetzt um 14 Zentimeter verschieben, allerdings nur gegen Aufpreis.

Billig war ein Mercedes noch nie

In diesem Punkt ist sich das Modell übrigens treu geblieben. Billig war ein Mercedes noch nie und auch die B-Klasse macht keine Ausnahme. Mindestens 23.475 Euro lässt sich der Händler für einen Diesel mit 109 PS überweisen. Mit der Konkurrenz fährt man deutlich billiger. Bei Ford starten die C-Max-Diesel bei 18.110 Euro, Renault lässt den Scénic für 18.613 Euro vom Band laufen und mit dem VW Touran 1.6 TDI könnte man gute 2.500 Euro sparen. Zudem bieten die Wettbewerber ein breiteres Motorenspektrum.

Der Mercedes-Kunde dagegen muss sich vorerst mit zwei Dieselmotoren (109 und 136 PS) sowie drei Turbo-Benzinern mit 122 bis 211 PS begnügen. Im Herbst erweitern eine Erdgas-Version sowie der bekannte, aber überarbeitete  2,2-Liter-Diesel die Motorenpalette. Angekündigt sind 170 PS Leistung sowie Euro-6-Tauglichkeit.

Das Auto tummelt sich also in einem heiß umkämpften Segment. Da braucht es trotz der umfangreichen Serienausstattung (siehe Datenblatt) starke Argumente, um den hohen Preis zu rechtfertigen. Der Mercedes-Verkäufer lässt dann gerne beiläufig den Begriff »Premium« fallen und verweist auf den hohen Anspruch an Qualität und Sicherheit der Marke.

Bei der B-Klasse wurde nicht gespart

Dass die B-Klasse hier nicht aus der Reihe tanzt, zeigt die erste Sitzprobe. Straffe Polster, hochwertige Materialien, viel Chrom, narrensichere Bedienung – hier wurde nicht gespart. Auch die Ergonomie passt: Die breiten Türen erleichtern den Einstieg, was nicht nur älteren Menschen zugutekommt, sondern auch dem schwer bepackten Außendienstler. Dass man zudem aufrecht, aber nicht mehr so hoch sitzt wie bisher, ist der jüngeren Kundschaft gerade recht und durchaus angenehm.

Ein ganzes Sammelsurium an Fächern, die große Box zwischen den Vordersitzen und die Halter für Ein-Liter-Flaschen zeigen: Die Entwickler haben sich um Alltagsnutzen bemüht. Das zeigen auch die umfangreichen Kommunikations- und Telematiklösungen. So klappt die Anbindung von Telefon oder Musikgeräten vorbildlich. Kontakte vom iPhone etwa werden schnell und alphabetisch richtig importiert, Musiktitel zeigt das Display selbst im Streaming an. Und das Comand-System bietet außer Europa-Navigation einen Internetzugang mit Google-Funktionen. Außerdem kann sich der Fahrer am PC Routen zusammenstellen und online ins Auto laden, was Zeit bei der Tourenplanung spart. Comand lässt sich zudem komfortabel über die leicht erlernbare Sprachsteuerung bedienen. Sind die 2.650 Euro für die große Telematik­lösung zu teuer, bestellt man für 720 Euro die integrierte Navi von Becker.

Assistenzsysteme serienmäßig

Einfache Bedienung ist ein Sicherheitsaspekt, ebenso wie Assistenzsysteme, von denen es beispielsweise eine Auffahrwarnung mit Bremseingriff oder die Müdigkeitserkennung serienmäßig gibt. Mit dem passenden Budget lässt sich der Mercedes mit weiteren elektronischen Helfern zum rollenden Hochsicherheitstrakt aufrüsten.

So behütet verreisen bis zu fünf Insassen, wobei der Mittelplatz nur für Kinder taugt. Ihr Gepäck verstauen sie im gut zugänglichen Kofferraum, der sich gegen Aufpreis mit einem Netz vom Fahrgastraum abtrennen lässt. Das empfiehlt sich schon deshalb, weil die B-Klasse agil ums Eck wetzt und keine Zweifel an ihrem Beinamen Sports Tourer zulässt. Während dem Fahrer besonders die direkt und präzise abgestimmte Lenkung gefällt, freuen sich die Passagiere, dass sich der Kompaktvan kaum in die Kurve neigt und fast wie ein Brett auf der Straße liegt, ohne es bei der Federung in Sachen Sportlichkeit zu übertreiben.

Für lange Strecken empfiehlt sich der im Test mit 6,5 Liter sparsame B 200 CDI, der seine 300 Nm Drehmoment bereits bei 1.600/min zur Verfügung stellt. Das reicht für guten Vortrieb bei niedrigen Touren, am besten in Kombination mit Automatik. Die sechs Gänge des Handschalters mögen noch so leichtgängig und präzise durch die Schaltkulisse flutschen, das neue Siebengang-Direktschaltgetriebe sorgt für wirklichen souveränen Antrieb. Das wiederum ist nicht neu: Für viele Käufer ist nur ein Mercedes mit Automatik ein echter Mercedes.

Die Varianten der B-Klasse

Mercedes B Klasse B180 CDI B 200 CDI B 220 CDI B 180 B 200
Hubraum (cm³) 1.769 1.796 2.143 1.595 1.595
Zylinder 4 4 4 4 4
Leistung kW (PS)/min 80 (109)/3.200 100 (136)/3.600 125 (170)/3.000 90 (122)/5.000 115 (156)/5.300
Drehmoment (Nm/min) 250/1.400 300/1.600 350/-/- 200/1.250 250/1.250
0–100 (s) 10,9 9,5 -/- 10,4 8,6
V-max (km/h) 190 210 -/- 190 200
Verbrauch (l/100 km) 4,4 D 4,4 D -/- 5,9 S 5,9 S
CO2 (g) 114 115 -/- 137 138
Kofferraum (l) 488–1.545 488–1.545 488–1.545 488–1.545 488–1.545
Zuladung (kg) 555 555 555 555 555
Preis (Euro) 23.475 25.350 -/- 22.150 23.775
Betriebskosten* (ct/km) 61,2/40,4 64,5/42,5 -/-/-/- 61,3/41,6 64,3/43,8

Zudem gibt es die Modell-Varinate B 250 mit 211 PS Leistung. Der Benziner kostet 28.900 Euro. Betriebskosten: 76.3 ct/51,8 km.

*) Bei 20.000/40.000 km pro Jahr, 60/36 Monate Laufzeit.
Quelle Betriebskosten: Dekra, Stand: August 2012