Mitfahrbörsen und Carsharing Fahrgemeinschaften zahlen sich aus

Mitfahrbörsen Foto: Fotolia

Über Mitfahrbörsen können sich Pendler zu einer Fahrgemeinschaft zusammenschließen. Die Entfernungspauschale kann der Mitarbeiter trotzdem geltend machen, zudem ergeben sich auch strategische Vorteile für das Unternehmen.

Ständig steigende Benzinpreise fressen häufig ein großes Loch in den Geldbeutel. Neue, speziell für Pendler angepasste Mitfahrbörsen wie Pockettaxi und Flinc oder etablierte Plattformen wie mitfahrgelegenheit.de münzen deshalb das Prinzip der Fahrgemeinschaften von Studenten auf Berufstätige um. Da die Fahrten in die Arbeit täglich zurückgelegt werden, lässt sich hier ordentlich sparen.
Geht man davon aus, dass der durchschnittliche Pendler täglich 37 Kilometer zurücklegt, kostet ihn der Sprit – bei einem Benzinpreis von 1,75 Euro und einem Verbrauch von acht Litern pro 100 Kilometer – jährlich 1.200 Euro. Teilt man sich die Spritkosten alleine schon mit einem Kollegen, bleiben also 600 Euro am Jahresende übrig.

Weniger Staus, weniger CO2-Ausstoß, weniger Stress

Hinzu kommt, dass „jeder Teilnehmer einer Fahrgemeinschaft die Entfernungspauschale für sich in Anspruch nehmen kann“, erklärt Ecovis-Steuerberater Michael Tippelt. Maßgebend sei die jeweils für ihn kürzeste Straßenverbindung zwischen seiner  Wohnung und der Arbeitsstätte ohne Berücksichtigung möglicher Umwegstrecken. „Erhält der Fahrer für die Mitnahme eine Vergütung, so muss er die Mitnahmevergütung versteuern, kann aber auch die Mehrkosten (erhöhter Kraftstoffverbrauch, höhere Pkw-Abnutzung, Umwegstrecken) gegenrechnen“, so Tippelt weiter.

Ein zusätzlicher Pluspunkt von Fahrgemeinschaften: Mit Kollegen, die man sonst nur im Gang grüßen würde, kommt man so leichter ins Gespräch. „Die gemeinsame Zeit im Auto ist aber nicht nur aus sozialer Sicht unbezahlbar – wenn genügend Menschen mitmachen, reduzieren wir den täglichen Pendelstau“, sagt Flinc-Mitbegründer Benjamin Kirschner. Weniger Staus bedeuten auch weniger Stress und weniger CO2-Emission.
Unternehmen ziehen ebenfalls Vorteile aus der Fahrgemeinschaft ihrer Mitarbeiter: So können Firmen ihren kostenintensiven Fuhrpark verkleinern, teure Gebühren für Parkplätze einsparen und die Fahrten innerhalb des Unternehmens von einem Standort zum anderen optimieren.

Soziales Netzwerk für Pendler

Den meisten graut es allerdings vor den Fahrgemeinschaften, wenn sie sich an die Mitfahrer aus ihrer Studienzeit zurückerinnern. Starke Raucher, nervige Techno-Musik, Unpünktlichkeit und ungenaue Angaben zum Zielort sind nur ein Teil der Gründe, warum man lieber alleine fährt. Die Mitfahrplattform Flinc ist deshalb an ein eigenes soziales Netzwerk geknüpft. Pendler erkennen mit einem Klick mit wem sie sich auf die Fahrt ins Büro einlassen. Flinc zeigt die Profilbilder, Namen, Autokennzeichen und Bewertungen von Fahrern und Mitfahrern an. Entspricht der Mitfahrer nicht den eigenen Vorstellungen, kann man ihn auch ablehnen.

Wer prinzipiell unbekannten Personen aus dem Weg gehen möchte, kann sich auf eine firmeneigene Mobilitätsgruppe beschränken. Das Besondere an Flinc ist zudem die automatische Vermittlung passender Mitfahrer – das Ganze sogar in Echtzeit und per GPS-Ortung. Über eine App werden Mitglieder auf dem Laufenden gehalten, welche Personen die gleiche Strecke zurücklegen. Auch Mitfahrten, die nur eine Teilstrecke des gesamten Wegs bilden, werden angezeigt. Die Plattform analysiert Fahrtrouten und bringt Fahrer und Mitfahrer entlang der kompletten Strecke so automatisch zusammen. Umständliches Durchstöbern der Website und das Vereinbaren von Treffpunkten entfallen somit.
Befindet sich ein Kollege mal nicht genau auf der Route, wird der Fahrer über das Navi automatisch zum genauen Standort gelotst. Die App ist in das Navigon-Navigationssystem und die Bosch Navigation App für iPhone und iPad integriert.

Öffentlicher Nahverkehr und Carsharing-Anbieter werden integriert

Anders als bei den bisherigen Mitfahrbörsen, deren Nutzer meist nur von Bahnhöfen und Flughäfen aus starten, werden bei Flinc und Pockettaxi genaue Adressen hinterlegt. Auch das größte deutsche Fahrgemeinschafts-Portal mitfahrgelegenheit.de bietet seit Juli eine genaue Adresseingabe für Pendler an. Der Fokus liegt hierbei auf kurzen innerstädtischen Strecken.

Den größten Konkurrenten macht sich Pockettaxi dabei gleich zum Partner. Um den Usern einen Mehrwert zu bieten, kombiniert die Mitfahrbörse ihre Plattform mit dem öffentlichen Nahverkehrsnetzwerk. Bislang ist Pockettaxi nur in Karlsruhe und dem Rhein-Main-Gebiet aktiv. Flinc operiert bundesweit, die Kombination mit dem öffentlichen Nahverkehr gestaltet sich deshalb schwierig. Flinc arbeitet dafür mit dem Carsharing-Anbieter Drive Now zusammen. „Je übergreifender wir die Angebote verknüpfen, desto komfortabler und flexibler wird die neue Mobilität für den Nutzer“, erklärt Kirschner.

Der neue Mobilitätsgedanke ist auch in der Autoindustrie angekommen. Daimler bietet als erster Hersteller ein solches Konzept an. Das Pilotprojekt Moovel bündelt das öffentliche Nahverkehrsnetz Stuttgarts mit der ab Herbst in Stuttgart startenden Car2go-Flotte. Und weil sich Daimler erst kürzlich beim weltweit größten Mitfahrnetzwerk carpooling.com mehrheitlich beteiligt hat, ist nun auch mitfahrgelegenheit.de mit der App verknüpft.