Mobilität Boomendes Carsharing

Foto: Noah Berger

Der Trend zum Teilen hält unvermindert an. Immer mehr Autofahrer melden sich bei Carsharing-Diensten an.

Die Branche verzeichnet hohe Zuwachsraten - besonders in Ballungszentren. Anfang 2014 setzen schon insgesamt 757.000 Fahrberechtigte beim Auto auf das Prinzip "Nutzen statt Besitzen" und ließen sich bei den etwa 150 deutschen Carsharing-Anbietern registrieren. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Zuwachs von 67,1 Prozent. Wie viele Kunden allerdings auf mehrere Carsharing-Anbieter zurückgreifen und mehrfach angemeldet sind, ist nicht bekannt.

Inzwischen nehmen über 1,1 Prozent der Bevölkerung Deutschlands über 17 Jahre am Carsharing teil, wie der Bundesverband Carsharing (bcs) in seiner Jahresbilanz bekanntgab. Bei stationsbasierten Angeboten stieg der Anteil um 18,5 Prozent auf 320.000 Mitglieder. Bei stationsunabhängigen Angeboten – dem so genannten Free Floating - kletterte der Anteil der Nutzer sogar um fast 139 Prozent auf 437.000 Kunden. Erstmals hat die Quote der Carsharing-Teilnehmer bezogen auf die führerscheinfähige Gesamtbevölkerung ab 18 Jahren damit die Ein-Prozent-Hürde übersprungen (1,13 Prozent). Der Anteil gewerblicher Carsharing-Nutzer liege bei etwa einem Viertel.

Fast 14.000 Fahrzeuge

Den Carsharing-Kunden stehen in Deutschland insgesamt fast 14.000 Autos zur Verfügung. Davon können 7.700 Fahrzeuge an 3.900 Carsharing-Stationen ausgeliehen werden. Die übrigen 6.250 Pkw befinden sich in der stationsunabhängigen Vermietung. Die scheint die effizientere Art der Vermietung zu sein. Durchschnittlich 70 Nutzer teilen sich hier ein Auto. Im stationsbasierten Carsharing sind es dagegen nur 42 Teilwillige.
"Die Dynamik der stationsunabhängigen Angebote beschränkt sich auf lediglich 14 deutsche Städte. Die Flächenausbreitung des Carsharing wird hingegen von den stationsbasierten Angeboten geleistet. Sie sind in 380 Städten und Gemeinden zu finden", sagte Willi Loose, Geschäftsführer des bcs. Bezogen auf die Einwohner würden stationsbasierte Carsharing-Anbieter knapp 33,4 Millionen Einwohner versorgen. Stationsunabhängige Dienste seien in Citys mit insgesamt 9,3 Millionen Einwohnern anzutreffen.

"Carsharing ist aus ökologischer und ökonomischer Sicht ein sinnvolles Mobilitätsangebot. Nur durch die intelligente Verknüpfung verschiedener Fortbewegungsarten wird es auch in Zukunft gelingen, Mobilität für alle zu gewährleisten", erklärte Martin zur Nedden, Leiter des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu). Der täglich mehrfache Wechsel zwischen Zufußgehen, Radfahren, ÖPNV-Nutzung, Carsharing und eigenem Pkw werde für viele Menschen künftig zur Normalität gehören.
Entscheidend für die Städte sei, dass Carsharing Privatautos ersetzen, Fahrten bündeln und den Parkdruck reduzieren kann. "Nach den bisherigen Studien kann ein stationsgebundenes Carsharing-Fahrzeug bis zu elf andere Fahrzeuge ersetzen", argumentierte Hilmar von Lojewski, Beigeordneter des Deutschen Städtetages. Viele Städte hätten gute Erfahrungen mit dem Carsharing gewonnen und griffen ergänzend zum städtischen Fahrzeugpark auch für ihre eigenen Dienstfahrten auf das Angebot entsprechender Unternehmen zurück.

Mit fast zwei Carsharing-Autos pro 1.000 Einwohner liegt Karlsruhe im deutschen Städtevergleich seit Jahren an der Spitze. Sieben Prozent der Haushalte haben sich beim dortigen Marktführer "stadtmobil" angemeldet. Der verfügt mit 210 Stationen über ein dichtes Netz über das gesamte Stadtgebiet verteilt und offeriert 660 Fahrzeuge zur Miete.