Modellcheck Mercedes C-Klasse Fit fürs Alter

C-Klasse Modellcheck Foto: H.-D. Seufert 20 Bilder

Mit Assistenzsystemen, Business-Ausstattungen und höherem Komfort hat Mercedes die C-Klasse auf die zweite Lebenshälfte vorbereitet. Der Modellcheck nennt die Stärken und Schwächen des beliebten Firmenwagens.

Den Begriff Modellpflege interpretieren Autohersteller höchst unterschiedlich. Die einen ziehen hier und da ein Fältchen glatt und polstern vielleicht noch den Innenraum auf. Die Mercedes-Ingenieure dagegen nahmen die Aufgabe bei der C-Klasse ernster und änderten nach vier Jahren Bauzeit über 2.000 Teile. Der Kunde wird die Neuerungen mehr fühlen als sehen. Denn dass die aktuelle C-Klasse etwas dynamischer und mit neuen Scheinwerfern nach vorne schaut, dürfte auf dem Firmenparkplatz nur wenigen auffallen.

Viel neue Technik, intuitiv zu bedienen oder gar dezent im Hintergrund

Im Innenraum dagegen sind die Änderungen gleich erkennbar. Beispielsweise unterscheiden sich die Elegance- und die sportlichere Avantgarde-Version optisch stärker voneinander als bisher. Außerdem erfüllt das Auto mit seiner neu gestalteten Instrumententafel und hochwertigeren Materialien jetzt eher die Erwartungen der Kunden an ein Auto dieser Preisklasse.

Wie den Kombi gibt es auch die 1.400 Euro günstigere Limousine in zwei Aufmachungen. Als "Elegance", hier ist der Name Programm, oder sportlich ausgelegt in "Avantgarde"-Ausstattung und mit im Kühlergrill integriertem Stern. Das Motorenangebot von Kombi und Limousine unterscheidet sich nicht: sechs Diesel, fünf Benziner, darunter der aus Platzgründen in der Übersicht unten nicht aufgeführte C 63 AMG mit 6,2-Liter-Saugmotor und 457 PS Leistung. Unterschiede finden sich beim Allradantrieb. Die Kombination von 4matic und Benziner bietet Mercedes nur für die Limousine C 350 an (2.000 Euro), während Allrad und Diesel im C 250 CDI und C 300 CDI für beide Modelle erhältlich sind.

Teils sind es nur kleine Details, welche die nach dem Facelift gebauten Autos qualitativ hochwertiger erscheinen lassen. Das nun serienmäßig in Nappaleder gekleidete Lenkrad etwa oder die Chromringe um die Instrumente. Da werden Vielfahrer die umfangreicheren Business-Lösungen mehr zu schätzen wissen: die Online-Anbindung für das Multimediasystem Comand beispielsweise, selbst wenn Internet im Auto noch längst nicht so flutscht wie vom heimischen PC.

Business-Lösungenan Bord

Bereits das Serienradio ist mit Bluetooth und Streaming-Funktion ausgestattet. Empfehlenswert, wenn auch mit 2.580 Euro nicht billig, ist Comand Online. Das Multimediasystem mit DVD-Laufwerk und Festplattennavi (drei Jahre kostenlose Kartenupdates) arbeitet schnell und lässt sich ebenso schnell mit Bluetooth-Handys koppeln. Auch die Sprachsteuerung klappt sehr gut. Daneben gibt es ein einfacheres Becker-Navi. Wer viel Musik hört, sollte unbedingt das 750 Euro teuere Sound-System von Harman Kardon bestellen.

Außerdem bietet Mercedes mit dem Map Pilot für 1.000 Euro von Becker jetzt ein günstigeres, wenn auch nicht billiges fest installiertes Navi. Dazu kommen zehn neue Sicherheitssysteme, die dem Fahrer helfen, gar nicht erst in eine kritische Situation zu gelangen oder zumindest die Folgen des Crashs zu mindern. Einige halten sich dezent im Hintergrund wie der Aufmerksamkeitsassistent, der mit dem Bild einer dampfenden Kaffeetasse im Display den müde gewordenen Fahrer auffordert, eine Pause zu machen. Andere wie der Spurhalteassistent sind permanent aktiv, bremsen bei Bedarf die Räder auf einer Seite ab und ziehen so das Auto sanft zurück in die Fahrspur. Er arbeitet ebenso unaufgeregt wie der empfehlenswerte, mit Xenonlicht gelieferte Light Assist. Der passt den Leuchtpegel der Verkehrssituation an und nimmt dem Fahrer ab, auf- oder abzublenden.

Aber kommt der Durchschnittsfahrer mit so viel Technik noch klar? Wie sieht es mit der Bedienung aus? Wir meinen: eher gut. Über Lenkradtasten klickt sich der Fahrer durch die Menüs und entscheidet, welche Informationen das Zentraldisplay anzeigen soll. Ansonsten werden Navigation, Radio oder Telefon über den zentralen Drück-Drehknopf vor der Mittelarmlehne gesteuert. Noch einfacher und vor allem aber schneller funktioniert es per Sprache. Beispiel Navigation: "Ziel eingeben", dann Name der Stadt und Straße ansagen und bestätigen - fertig.

Den Wert eines ausgereiften Bediensystems lernt man zu schätzen, wenn man sich in anderen Autos auf der Suche nach dem Klangregler im x-ten Untermenü verloren hat. Auch die logische Sitzverstellung in der Tür und der intuitiv bedienbare Tempomat tragen ihren Teil zum Fahrkomfort bei. Der lässt sich zwar auch in einer C-Klasse noch steigern, doch das ist wie immer eine Frage des Budgets. Umfangreich einstellbare Komfortsitze mit aufblasbaren Polstern und Lordosenstütze (430 Euro) sind jedenfalls ebenso lieferbar wie Klimasitze (1.060 Euro), Panorama-Schiebedach (1.750 Euro) oder eine Dreizonen-Klimaanlage (590 Euro).

Umso mehr erstaunt, dass die Ingenieure vergessen haben, für vernünftige Ablagen zu sorgen. Eine Wasserflasche lässt sich nirgends verstauen, weder in den schmalen Türtaschen noch in den Cupholdern. Und wenn im Fach unter der Mittelarmlehne eine Handyschale verbaut ist, wird's sogar für ein Brillenetui eng. Da gefällt das sauber aufgeräumte Ladeabteil besser, zumindest im Kombi. Fein mit Velours ausgelegt mag man ihn kaum für gröbere Transporte missbrauchen. Tatsächlich überzeugt der Kofferraum weniger durch Ladevolumen - 485 bis 1.500 Liter bietet jeder bessere Kompaktkombi - als durch die praxisgerechte Aufteilung: Gerade Seitenwände mit Taschen, Haken, um Tüten zu befestigen, ein großes Fach im Unterboden und die niedrige Ladekante konnte aber der Vorgänger schon bieten.

31 Prozent weniger Verbrauch trotz ordentlich Kraft

Mehr Änderungen finden sich unter der Motorhaube. In Sachen Verbrauch etwa: Bis zu 31 Prozent weniger geht auf innermotorischen Feinschliff und Start-Stopp zurück. Damit sind nun alle Motoren ausgerüstet, auch der im Firmenwagen beliebte 220 CDI mit 170 PS. Das System funktioniert nicht nur beim Handschalter, sondern auch in Kombination mit der Siebengang-Automatik. Die sollte man übrigens unbedingt ordern, denn der Schalthebel des Sechsganggetriebes lässt sich zwar präzise und knackig führen, doch damit das Auto nicht bockt und ruckelt, bedarf es eines sehr kontrollierten Umgangs mit dem Gaspedal.

Außerdem liegen die 400 Nm Drehmoment schon bei 1.600 Umdrehungen an, sodass man mit dem Gangwechsel kaum nachkommt. All dies erledigt die Automatik sehr viel souveräner. An den Qualitäten des 2,2-Liter-Motors selbst hat sich aber nichts geändert. Nach wie vor schiebt er ohne nennenswerte Vibrationen vom Stand weg kräftig an, was unseren Testverbrauch bei 7,6 Litern einpendeln ließ. So stellt sich im Umgang mit der C-Klasse sehr schnell eine Lässigkeit ein, die von dem perfekt federnden Fahrwerk unterstrichen wird. Abhängig vom Fahrstil und dem Zustand der Straße verhärten sich die Stoßdämpfer und verringern die Wankbewegungen der Karosserie. Zudem dringen nur bei fiesen Stolperstellen Schläge bis zu den Passagieren durch, während der Wagen auf der Autobahn auch bei über 200 km/h satt auf der Straße liegt und präzise den kleinsten Lenkbewegungen folgt. So bleibt am Ende die Erkenntnis, dass die C-Klasse durch die umfassende Modellpflege wertvoller und somit sogar ein Stück preiswerter wurde. Billig ist sie deshalb aber noch lange nicht.

Fazit

Man kann günstiger von A nach B kommen, in größeren Autos mit mehr Platz. Aber wer eine C-Klasse als Firmenwagen fahren darf, verlangt nach anderen Qualitäten. Komfort, Image, Ergonomie und Verarbeitung stimmen jetzt und machen das Auto fit für die letzten Jahre bis zur Wachablösung.