Mit viel Platz und cleveren Details punktet der Opel Zafira gerade in Flotten. Neue Motoren geben dem Kompaktvan frischen Schub. Wir sagen, welche Version sich als Firmenwagen empfiehlt.
Der allgemeine Trend mag vom Van zum SUV gehen. Für Opel aber bildet der Zafira weiterhin eine wichtige Stütze des Verkaufs. Gut 10.500 Stück wurden im ersten Halbjahr 2013 verkauft. Damit bewegt sich das Modell in etwa auf dem Niveau der direkten Konkurrenz wie Ford C-Max (11.000) oder Renault Scénic (9.200), aber deutlich unter dem Marktführer VW Touran (24.000).
Gerade die Firmenkunden bleiben Opel treu, kennen sie doch die Qualitäten des Zafira. Schon 1999 und damit lange vor VW eröffnete er als erster Siebensitzer seiner Klasse ein ganz neues Segment. Seit der Einführung der letzten Generation Anfang 2012 trägt der Zafira den Beinamen Tourer. Der weist darauf hin, was der Van wirklich ist: ein kommoder Reisewagen, der mit 4,66 Meter Länge viel mehr Platz bietet als sein Vorgänger. Sein flexibles Sitzkonzept macht ihn zum Transporter für großes Gepäck oder sperrige Musterkoffer, aber auch zum bequemen Reisebegleiter für mehrere Kollegen auf der Fahrt zur Messe oder zum Kunden.
Neue Dieselgeneration mit 1,6 Liter Hubraum
Dass es Opel mit dem Zafira bei dem einen oder anderen Unternehmen nicht in die Dienstwagenliste geschafft hat, mag am Antrieb liegen. Besonders die etwas unkultivierten Diesel kommen nicht bei jedem Fahrer an. Das wird sich mit der neuen Motorengeneration ändern, die Opel quer durch alle Modelle und damit auch im Zafira einsetzt. Als Basis dient ein Alu-Aggregat mit 1,6 Liter Hubraum. Seinen Einstand im Van gibt er in einer 136-PS-Version und damit genau in der Leistungsklasse, die zum Tourer am besten passt. Erstaunlicherweise lässt Opel den betagten Zwei-Liter-Diesel mit 130 PS noch bis Jahresende parallel im Programm.
Unübersichtliches Motorenprogramm
Das macht es den Kunden nicht einfach: Sollen sie Geld sparen und den alten, etwas rappeligen 2.0 CDTi mit 130 PS wählen? Der kostet ab 22.563 Euro und mit Start-Stopp etwa 300 Euro mehr. Oder lohnt es sich, gut 1.100 Euro für den neuen 1.6 CDTi draufzulegen? Für vorausschauende Unternehmen keine Frage: Der neue Motor kommt mit Start-Stopp, erfüllt bereits Euro 6, verbraucht im Norm-Zyklus einen Liter weniger (4,1 l/100 km) und kostet deshalb weniger Steuern. Außerdem wird er sich später als Gebrauchtwagen besser verkaufen lassen. Preislich platziert Opel den Zafira Tourer 1.6 CDTi ziemlich genau zwischen Ford Grand C-Max und VW Touran.
Den letzten Ausschlag aber dürfte eine Proberunde mit dem neuen Motor geben: Trotz des kleineren Hubraums geht er druckvoller an die Arbeit und verkneift sich das vom Zweilitermotor bekannte Turboloch. Er arbeitet leiser, dreht schwungvoll hoch und bietet in jedem Drehzahlbereich genügend Leistung.
Neuer Einstiegsdiesel ab 2014
Mitte 2014 soll eine 110-PS-Version des 1.6 CDTi den bisherigen Einstiegsdiesel ersetzen. Später folgt eine Variante mit rund 165 PS, während der ebenfalls sehr empfehlenswerte 2.0 Biturbo CDTi mit 195 PS weiterhin die sportliche Speerspitze der Van-Familie bildet.
Doch warum sollte man überhaupt zum Zafira greifen? Betrachten wir einmal das Platzangebot. Anders als beim Vorgänger kostet die dritte Sitzbank zwar jetzt extra – doch das Gros der Firmenwagenfahrer dürfte selten mehr als vier Passagiere mitnehmen. Außerdem bringt es der Siebensitzer auf 78 Liter weniger Kofferraumvolumen als der Fünfsitzer (710–1.860 Liter). Allerdings haben andere Hersteller in Sachen Ladekapazität nachgezogen: Die Langversionen von Ford C-Max oder Renault Scénic sind kaum weniger geräumig, der Kofferraum des Touran sogar 130 Liter größer.
Das flexible Sitzkonzept und der gut nutzbare Laderaum sind die größten Stärken
Für den Zafira spricht auch sein flexibler Innenraum, eine echte Stärke von Opel. Er ist noch variabler als sein Vorgänger, der übrigens noch immer unter der Beinamen Family angeboten wird. Jeder der drei hinteren Einzelsitze lässt sich verschieben oder mit einem Handgriff flach legen. Für 130 Euro extra bietet Opel sogar eine Klappmöglichkeit für die Lehne des Beifahrersitzes an.
Über 1,80 Meter Ladelänge und 700 Kilo Zuladung
So könnte der Zafira bei einem Umzug den Transporter ersetzen, denn sein 1,83 Meter langer, komplett ebener Laderaum packt selbst sperrige Möbel. Zumal der Opel mit einer riesigen Heckklappe und entsprechend dimensionierter Öffnung sowie einer vernünftiger Zuladung (700 kg) kommt. Vier Ösen im Gepäckraum und Halterungen für ein Trennnetz hinter der ersten und zweiten Sitzreihe erfüllen zudem die Anforderungen der Berufsgenossenschaft an einen Firmenwagen.
Die Rückenlehnen rasten in vier Neigungsstellungen ein. Jeder Passagier findet also seine individuelle Wohlfühlposition, die das so genannte Lounge-Paket noch steigert (247 Euro). Damit lässt sich der Mittelsitz der zweiten Reihe versenken beziehungsweise zur Armlehne umfunktionieren, während die beiden Außensitze nach innen rücken. Das beschert den hinteren Passagieren spürbar mehr Schulterfreiheit und ein luftiges Raumgefühl.
Großes Angebot an Assistenzsystemen
Clever platzierte Ablagen und große Staufächer wie etwa in der verschiebbaren Mittelarmlehne vorne zeigen, dass Opel einen Sinn fürs Praktische und lange Erfahrung mit Vans hat. Um in den Genuss etlicher Detaillösungen zu kommen, darf man allerdings nicht die Basisausstattung Selection wählen. Viele Extras gibt erst ab der Ausstattungslinie Edition, wobei sich der Aufpreis lohnt.
Für 800 Euro mehr gibt es Nützliches wie ein Lederlenkrad, besagtes Fach in der Armlehne oder einen Tempomaten. Assistenzsysteme wie die Frontkamera mit Verkehrsschilderkennung oder Auffahr- und Totwinkelwarner sind zudem erst ab der Edition-Ausstattung bestellbar, ebenso das tolle adaptive Fahrlicht, dessen Xenon-Lampen ihren Lichtkegel automatisch den Wetter- und Verkehrssituationen anpassen. Empfehlenswert ist auch die weit in den Innenraum hineinragende Panorama-Windschutzscheibe (1.092 Euro). In Kombination mit dem Glasdach bringt sie viel Licht ins Auto.
Navi mit großer und kleiner Lösung
Obwohl der Komfort im Zafira kaum Wünsche offenlässt, sollte man zumindest dem Fahrer einen Ergonomiesitz mit umfangreichen Einstellmöglichkeiten bestellen (327 Euro). Ob sich das Geld für die beiden Navisysteme lohnt, ist fraglich. Die kleine Lösung für 756 Euro ist zwar sauber integriert, kommt aber nur mit Deutschland-Karte in 2-D und lässt sich nicht mit Bluetooth (357 Euro) kombinieren.
Die Funkanbindung des Telefons klappt nämlich nur mit der 1.092 Euro teuren Europa-Version. Auch um Musik per Kabel vom Handy abzuspielen, braucht man eine Navigation, denn einen USB-Anschluss gibt es nicht separat und Musik per Bluetooth streamen kann der Zafira grundsätzlich nicht. Online-Dienste sucht man ebenfalls vergeblich. Schade eigentlich, denn dass es besser geht, zeigt Opel im innovativen Adam. Voraussichtlich zum Jahresende soll der Zafira ein neues Multimediasystem bekommen.
Mehr als zwei Tonnen mit sicherem Fahrgefühl
Das Flex-Ride-Fahrwerk kann man sich ganz sparen (823 Euro), es bringt nur unnötige Härte ins Spiel. Das Serienfahrwerk kommt mit dem hohen Gewicht des Auto gut zurecht. Selbst bei voller Beladung gerät der Van nicht ins Wanken und hinterlässt in jeder Fahrsituation ein sicheres Gefühl. Dazu trägt auch die gute Verarbeitung bei: Obwohl hier fast 2,4 Tonnen unterwegs sind, ächzt und knarzt nichts.
In der Summe seiner Eigenschaften bietet Opel mit dem Zafira also einen durchweg praktischen und soliden Van, der sich auch kostenseitig keinen Ausrutscher leistet. Selbst in Sachen Restwert oder Reparaturfreundlichkeit muss man keine Überraschungen befürchten. Der Zafira bleibt die grundsolide Basis des Opel-Modellprogramms, eine feste Stütze, die sich von neuen Trends nicht erschüttern lässt.