Nationale Konferenz Elektromobilität Bundesregierung hält am Ziel fest

Auto Ladekabel, Elektroauto, Strom Foto: Daimler

Die Zahl der Elektroautos ist in Deutschland noch bescheiden. Auf der Nationalen Konferenz Elektromobilität in Berlin wurden nun Schritte zum Ankurbeln der Nachfrage diskutiert. Und die Bundeskanzlerin will eine Sonderabschreibung beim Kauf von Elektroautos auf den Weg bringen.

Das Ziel ist seit Jahren definiert, allein die Realität ist widerspenstig. Bis 2020 sollen auf deutschen Straßen nach dem Willen der Bundesregierung eine Million Elektroautos rollen - doch bisher sind es lediglich 35.000. Die Angebotsseite ist dabei mittlerweile nicht mehr das Problem. Bis Ende des Jahres werden hierzulande rund 30 Elektromodelle offeriert, die meisten davon von den deutschen Autobauern. Was also tun, um sich vom Leitanbieter in Sachen Elektromobilität nun auch zum Leitmarkt zu entwickeln? Auf der Nationalen Konferenz Elektromobilität in Berlin wurde das Thema unter Vertretern von Wirtschaft und Wissenschaft und unter Mitwirkung zahlreicher Mitglieder des Bundeskabinetts diskutiert.

Elektromobilität soll begeistern

Verkehrsminister Alexander Dobrindt rechnet weiterhin damit, das Ziel erreichen zu können. Einen wesentlichen Motor sieht er darin, Begeisterung zu wecken. "Elektromobilität braucht Emotion, braucht Leidenschaft." Nur ein Viertel der Bevölkerung verbinde mit einem Stromer Fahrspaß, so Dobrindt. Dabei ist dieser seiner Meinung nach größer als beim konventionellen Antrieb. Hier müsse also noch Aufklärung betrieben werden. Wichtig sei es zudem, Fortschritte bei Ladeinfrastruktur und Ladedauer zu erzielen. So sollen beispielsweise bis Ende 2017 alle 400 Autobahnraststätten mit Ladesäulen ausgestattet werden. Und sein Ministerium wolle als Vorbild fungieren: Bis zum nächsten Jahr soll im dortigen Fuhrpark jedes zweite Auto einen Elektroantrieb haben.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel umschrieb den Marktanlauf bei Stromern als "vielleicht noch ein bisschen entwicklungsfähig". Bis 2020 eine Million Stück hinzubekommen, das sei, "ambitioniert". Weitermachen wie bisher werde die Preise nicht senken, und dann werde der Volumenmarkt nicht entstehen. Um mehr Fahrzeuge auf die Straße zu bringen, bedürfe es geeigneter Marktanreize wie Sonderabschreibung für gewerblich genutzte E-Fahrzeuge und ein öffentliches Beschaffungsprogramm von "vielleicht zehn bis 20 Prozent der Flotten".

Fokus auf Entwicklung von Batteriezellen

Gabriel wies auch darauf hin, der Entwicklung von Batteriezellen mehr Gewicht zu geben. In den 70er Jahren sei die Batterietechnik aus Deutschland nach Asien abgewandert, und alle Versuche, sie wieder hier anzubinden, seien gescheitert. Für das Thema Elektromobilität sei das aber von zentraler Bedeutung. Er plädiert dafür, die dritte Generation der Batterietechnik mit wesentlich verbesserter Reichweite und Schnellladefähigkeit vielleicht als gemeinsames europäisches Forschungs- und Entwicklungsprogramm aufzubauen und am Ende die Produktion wieder in Europa fest zu verankern.

Und da das Thema Elektromobilität Chefsache ist, erschien auch Bundeskanzlerin Angela Merkel nach einem Spitzengespräch mit Unternehmensführern aus Automobilindustrie und Wissenschaft zur Konferenz. Sie kündete an, dass es zu einer zeitlich begrenzten Sonderabschreibung von Elektroautos kommen werde, um den Absatz anzukurbeln. In Ländern, wo das geschehe, wie Norwegen und den Niederlanden, habe sich die Nachfrage vervielfacht. Nun sei noch eine Einigung mit den Bundesländern zu erzielen. Die Bundeskanzlerin rechnet damit, bis Ende dieses Jahres die Sonder-AfA in trockenen Tüchern zu haben.

Zetsche hält 600.000 E-Autos bis 2020 für möglich

Daimler-Chef Dieter Zetsche schätzt, dass durch diesen begrenzten fiskalischen Rahmen der Absatz von Elektroautos um rund 150.000 Stück zusätzlich stimuliert werden könnte. "Auf heutiger Basis schaffen wir bis 2020 die Million nicht. 600.000 sind mit bestehendem Rahmen möglich, 150.000 frisst davon der niedrige Benzinpreis wieder weg."

Elektromobilität ist aber nicht allein vor dem nationalen Horizont zu beantworten, erklärte VDA-Chef Mattias Wissmann. "Wir entwickeln die Elektromobilität nicht nur aus Überzeugung, wir machen das auch aus strategischer Klugheit. Wir werden beispielsweise im größten Automobilmarkt der Welt, China, in 20 Jahren oder früher keine Chance mehr haben, unsere Marktanteile zu halten, wenn wir nicht in der Elektromobilität mindestens so stark auffahren wie beim Verbrennungsmotor. Deswegen haben wir den langen Atem." Die weltweit führende Automobilindustrie könne sich ohne Elektromobilität nicht dauerhaft behaupten.