Bundesverband Fuhrparkmanagement Gesetze und die Grenzen alternativer Antriebe

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Zwischen Kostendruck und Vorschriften: So stellte sich die Lage der Flottenmanager während des 5. Treffens des Bundesverbands Fuhrparkmanagement (BVFM) in München dar. Am 28. Und 29. Februar diskutierten Fuhrpark-Verantwortliche mit Spezialisten Rechts- und Technologiefragen.

"Das Flottenmanagement befindet sich im Wandel", stellte Thomas Hermann, Vertriebsleiter von Vispirion, einem Anbieter von Telematikdiensten und elektronischen Flottenmanagement-Tools, fest. "Die Zeiten, in denen Flotten lediglich verwaltet wurden, sind Vergangenheit. Heute beeinflussen viele Wirtschaftsfaktoren die Arbeit des Fuhrparkmanagers."  Neben Kosten müssen Flottenverantwortliche die Gesetzgebung im Auge behalten: Wie 2011 werden auch 2012 zahlreiche Regeln reformiert. Nicht zuletzt beschäftigen alternative Antriebe die Branche.

Die neue Hauptuntersuchung

Noch Ende März soll sie den Bundesrat passieren, ab 1. Mai dann endlich gelten: Die reformierte Hauptuntersuchung bringt eine Vereinheitlichung des Prüfprozesses mit sich. "Bei der Reform standen Aspekte der Risikovermeidung, des Umweltschutzes und der Vorschriftsmäßigkeit im Mittelpunkt", erklärte Jürgen Wolz vom TÜV Süd. Halter können mit einem verständlicheren Protokoll rechnen, das jeden Schaden benennt und Hinweise für Reparaturen gibt. Allerdings können nun kleinere Mängel zur Verweigerung der Prüfplakette führen. Neu ist zudem, dass die Hauptuntersuchung eine Probefahrt enthält, während der die Assistenzsysteme in Augenschein genommen werden. Außerdem führt die verspätete Vorstellung eines Fahrzeugs nicht mehr zu einer Rückdatierung des Prüfergebnisses, das Prüfsiegel wird jetzt immer für 24 Monate ausgestellt. Dafür muss, wer die Hauptuntersuchung verbummelt, nun mit höheren Gebühren rechnen: Ab einer Verspätung von zwei Monaten  kostet die Prüfung 20 Prozent mehr.

Mehr Kontrollen für mehr Sicherheit

Traurige Wahrheit: 2011 stieg die Zahl der Verkehrstoten sprunghaft an. Die schwersten Verkehrsunfälle sind Arbeitsunfälle und passieren, wenn Menschen geschäftlich unterwegs sind. Die Berufsgenossenschaften haben aufgrund der traurigen Bilanz ihre Kontrollen in den Unternehmen erhöht und überprüfen verstärkt die Fuhrparks, wie Guido Krings, Fuhrparkmanager bei Siemens Business und Vorstand beim BVFM beobachtet. Halterhaftung ist das Stichwort, das Firmen zwingt, Mitarbeiter laufend über Verkehrssicherheit zu informieren und sie auf Sicherheitsvorschriften einzuschwören. Flottenmanager müssen bei den Besuchen der Unfallspezialisten penibel nachweisen, wie sie Fahrer über neue Verkehrsregeln und Risiken beim Fahren und Laden aufklären. Werden hier Mängel erkannt, drohen Strafen. "Unternehmen können als Halter der Flottenfahrzeuge die Haftungspflichten an Mitarbeiter und deren Vorgesetzte delegieren, aber sie haben weiterhin die Pflicht, die Einhaltung von Auflagen  zu kontrollieren", warnt Torsten Siefert, Vorstand beim BVFM und Flotten-Chef bei Exxon Mobile. Zudem gilt es neue Forderungen der  Berufsgenossenschaften zu beachten: Seit letztem Jahr gilt für Geschäftsfahrten das Taglichtgebot, alle Fahrzeuge müssen außerdem mit ESP ausgestattet sein. Ab 1. November 2011 schreiben die Berufsgenossenschaften zudem ein Kontrollsystem für den Reifendruck vor.  Rechnen müssen Fuhrparkmanager 2012 mit der EU-weiten Bußgeldvollstreckung. Strafzettel aus dem Ausland zu ignorieren, funktioniert nicht mehr. Ab Juli 2012 ist bei Fahrten nach Frankreich ein Alkoholtester mitzuführen. Und  ab 2013 wird der EU-Führerschein Pflicht, werden also in den nächsten Jahren alle Führerscheine umgetauscht.

Steigende Spritkosten, wenige Alternativen

Hohe Spritpreise bewegen die Branche: Schon hoffen Fuhrparkmanager mit alternativen Antrieben den Kostendruck, der durch auslaufende Steuervergünstigungen erhöht wird, auffangen zu können. Werner Lohrberg, Berater der TCC Group, bleibt skeptisch. Er prognostiziert weitere Erhöhungen bei den Kraftstoffpreisen, insbesondere durch Steuererhöhungen. "In den vergangenen Jahren ist der Steueranteil am Kraftstoff-Preis zwar um rund 20 Prozent gesunken, doch angesichts der Staatsverschuldung in Europa ist in Zukunft europaweit wieder mit einer Erhöhung zu rechnen", so Lohrberg. Dazu treibt die weiter steigende Nachfrage nach Benzin und Diesel den Preis. Doch alternative Antriebe bieten nur selten und höchstens im Regionalverkehr eine Alternative: "Der Bestand an Autos mit alternativen Autos liegt heute bei 1,4 Prozent", rechnet Lohrberg vor. Mit einem starken Anstieg sei in näherer Zukunft nicht zu rechnen: Die mangelhafte Versorgung mit Ladestationen und Tankstellen bremse E-Mobilität und Autogas aus, und: "Reine Bio-Kraftstoffe können fossile Kraftstoffe auch nicht ersetzen", so Lohrberg. "Davon sind noch keine großen Mengen verfügbar, ihre Wirtschaftlichkeit ist umstritten und neue Motorenkonzepte fehlen."