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Neue Modelle von Ssangyong Premium-Autos für den europäischen Markt

Ssangyong Foto: Ssangyong 10 Bilder

Ssangyong will in Europa und speziell in Deutschland durchstarten. Im Heimatland gab es jetzt erste Ausblicke auf die Neuheiten. So gibt es Pläne für ein reines Elektroauto, das mit Hilfe von BMW auf die Räder gestellt werden könnte.
 

Die stets freundliche Miene von Choi Johng-sik verfinstert sich, wenn der Präsident von Ssangyong über die schwerste Zeit seines Lebens spricht. Vor gut sieben Jahren stand der kleine koreanische Autohersteller vor dem Aus, die Bänder in Pyeongtaek südlich von Seoul lagen 77 Tage still. "Es war eine große Herausforderung", sagt Chio, "aber wir waren es unseren 5.000 Mitarbeitern und deren Familien einfach schuldig, nicht aufzugeben und weiterzumachen". Die Rettung für Ssangyong kam vom indischen Konzern Mahindra, der den Allradspezialisten übernahm und frisches Geld ins Unternehmen pumpte. Jetzt sieht Choi Johng-sik dank neuer SUV-Modelle eine rosige Zukunft. Die Produktion soll von derzeit rund 150.000 Fahrzeugen auf 250.000 Stück erhöht werden. Deutschland spielt dabei keine unwichtige Rolle.

Der kleine Tivoli, ein 4,20 Meter langer Fünftürer, ist bei uns schon zu haben. Als Benziner (126 PS) kostet er 13.016 Euro (alle Preise netto), mit Allradantrieb 3.361 Euro mehr. Der Diesel (115 PS) steht mit 15.117 bzw. 16.798 Euro in der Preisliste. Gerade erschienen ist der XLV, ein um gut 24 Zentimeter verlängerter Tivoli, jeweils um 840 Euro teurer. Alleine mit diesem Duo will Ssangyong noch in diesem Jahr die Verkäufe in Deutschland auf rund 4.000 Stück nahezu verdoppeln. Und das soll nur der Anfang einer Erfolgsgeschichte sein, denn weitere Modelle werden folgen.

100.000 Quadratmeter großes Designstudio

Das Ssangyong-Designstudio liegt am Rande des riesigen Firmenterrains, etwa eine Autostunde von der Hauptstadt Seoul entfernt. Es ist fast 100.000 Quadratmeter groß und auf vier Ebenen verteilt. Hausherr Keun-Yeol Lee lässt die Foto-Handys einsammeln, bevor er den Weg ins Allerheiligtum freigibt. Hier stehen die Ssangyong-Modelle der nächsten zwei Jahre. Im Mittelpunkt der neue Rexton, ein gut fünf Meter langes SUV, das mit dem auch bei uns verkauften Vorgänger nichts mehr gemein hat. 20-Zoll-Räder unter markant gewölbten Radhäusern, schmale LED-Scheinwerfer, großer Lufteinlass unter dem im Verhältnis dazu zierlichen Grill. Unter der sanft abfallenden Motorhaube sollen leistungsstarke Diesel- und Benzinmotoren ihre Kraft auf alle vier Räder verteilen.

Innen will Ssangyong einen Premium-Anspruch verwirklichen, der den Unterschied zu gleichgroßen koreanischen Modellen von Hyundai (Santa Fe) oder Kia (Sorento) ausmachen soll. Feinere Materialien wie zum Beispiel Lederpolsterung oder Holzapplikationen am Armaturenbrett und den Türen. An Bord sind dann auch diverse Assistenzsysteme, bei denen Ssangyong bislang noch Nachholbedarf hatte. Notbremsfunktion, Spurhalte- und Toter-Winkel-Warner oder Fernlichtassistent. Den neuen Rexton wird es auch mit dritter Sitzreihe geben. Wenn er im nächsten Jahr auch auf die deutschen Straßen rollt, wird er sicher etwas teurer als das jetzige Modell. Dessen Preise beginnen derzeit bei knapp 25.210 Euro für den Allradler. Auch ein Nachfolger für den heutigen Actyon Sport ist ein Vorbereitung. Der Pickup mit Doppelkabine und offener Ladefläche wird auf der Technik des Rexton aufbauen und in zwei Längen verfügbar sein. Premiere ist 2018.

Konkurrent für Audi Q3 und Toyota RAV4

Wichtiger aber ist der Nachfolger des kleinen Korando, der gegen einen Audi Q3 ebenso antreten soll wie gegen Nissan Qashqai oder Toyota RAV4. Da er erst 2019 erscheint, ist die endgültige Form noch nicht entschieden. Die jetzt präsentierten Entwürfe lassen jedoch durchaus Vergleiche zum Range Rover Evoque zu. Recht schmale Seitenfenster unter der nach hinten geneigten Dachlinie, ein sportlich gezeichnetes Heck und eine Frontpartie, die sich von dem eher braven Antlitz des heutigen Korando erheblich unterscheidet. Im Innenraum soll ein modernes Armaturenbrett mit LCD-Instrumenten zum Einsatz kommen. Die Preise werden je nach Ausstattung (Front- oder Allradantrieb) zwischen 16.806 und 21.008 Euro liegen.

Obwohl es für einen kleinen Hersteller wie Ssangyong schwer ist, bei der Entwicklung von Elektroautos oder Hybridmodellen mit den Riesenkonzernen wie Mercedes oder Toyota mitzuhalten, will Präsident Choi Johng-sik auch in diesem Bereich mit von der Partie sein und setzt dazu auf Partnerschaften. Er bestätigte etwa Gespräche mit BMW. Die Münchner haben bekanntlich mit dem i3 ein modernes E-Mobil im Angebot. Zu sehen war jetzt in Korea die Konzeptstudie E-XIV auf Basis des Tivoli. Neben einer leistungsstarken Batterie (42 kWh), die eine Reichweite von bis zu 400 Kilometer ermöglichen soll, hat der 4,18 Meter lange Zweitürer einen 650 ccm großen Einzylinder-Benzinmotor an Bord, der weitere gut 300 Kilometer Fahrt möglich macht. Die Ladezeit soll zwischen 30 Minuten und sieben Stunden (Haushaltssteckdose) liegen. Ein Elektro-Tivoli in heutiger Form ist bereits als Versuchsträger unterwegs.

Auf ein Auto allerdings müssen Interessenten außerhalb Südkoreas auch weiterhin verzichten. Die bis zu 5,44 Meter lange Luxuslimousine Chairman mit dem deutschen Wort "Kaiser" als Zusatz bleibt im Lande. Das Spitzenmodell wird von einem fünf Liter großen Achtzylinder (306 PS) angetrieben, der ebenso wie die 7-Gang-Automatik von Mercedes stammt. 1.500 Chairman - zu Deutsch "Vorsitzender" - werden pro Jahr gebaut. Die Preise reichen von 58.823 bis knapp 84.033 Euro. Einige Chairman wurden in der Vergangenheit aber doch exportiert: In Nordkorea dienten sie als Dienstfahrzeuge für die hohen Funktionäre.