Nach acht Jahren gibt‘s einen neuen Fiat 500. Fiat hat 1.900 Teile erneuert. Vom Charakter aber bleibt der Cinquecento ganz der Alte: ein Frauenschwarm.
Hand aufs Herz, meine Herren: Wer hätte nicht gern von der Damenwelt einen Zuspruch von über 70 Prozent? Das schafft nur einer: der Fiat 500. Vielleicht liegt´s daran, weil er den Mädels so kindliche Kulleraugen macht?So knuffig wie die kleine Knutschkugel schaut, die muss man sie doch einfach lieb haben. Oder?
Die Verantwortlichen von Fiat wissen das sowieso schon längst. Deshalb gingen sie beim Facelift ihres 500er behutsam vor. Sie haben zwar 40 Prozent der Bauteile ausgetauscht, aber das Blechkleid kaum angefasst, um das einzigartige Design nicht zu verfälschen. Immerhin ist der Kurze ein Bestseller, der sich seit seiner Vorstellung vor acht Jahren über 1,5 Millionen Mal verkauft hat.
Ein Hauch von Männlichkeit
Nun macht er der Damenwelt mit neuen Scheinwerfern schöne Augen, trägt LED- Tagfahrlichter in seiner veränderten Frontschürze und die schmalen Rückleuchten werden von trapezförmigen Einsätzen in Wagenfarbe verziert. Der frische Look macht ihn bewusst maskuliner. Fiat möchte damit mehr Männer in den 500er holen. Die knuddelige Formensprache hält er trotzdem bei, schließlich war das bisher in den kleinen Flotten von Pizza- oder Pflegediensten ein ausschlaggebendes Kaufargument.
Günstig war der Cinquecento aber nie und dabei bleibt´s: Genau 10.294 Euro netto ruft Fiat für die Basisversion POP mit 69 PS auf, das Cabrio 500 C kostet 2.101 Euro mehr. Wer mag, kann das Ganze noch locker weiter in die Höhe treiben. Etwa mit der begehrten Top-Ausstattung Lounge oder nach wie vor mit reichlich Individualisierungs-möglichkeiten. Selbst Bi-Xenon-Licht oder anschmiegsames Leder vom namhaften Möbeldesigner Poltrona Frau gehört dazu.
Kein Kleinwagen für Preisfüchse
Vom Grundpreis her liegt die Zwerg-Ikone zwar auf dem gleichem Niveau wie der alte 500er, zu diesen Kursen gibt es aber weitaus praxistauglichere City-Flitzer. Der Fiat bietet weiterhin genauso wenig Platz wie vor seinem Facelift. Dadurch bleibt das Raumangebot überschaubar. Für Personen über 1,80 Meter ist die Luft auf den zu hoch positionierten Vordersitzen arg dünn, richtig eng wird es im Fond. Hier hapert es generell an Kopf- und Kniefreiheit.
Nebenbei lassen sich Verbesserungen entdecken. Wie das neue Dreispeichenlenkrad mit seinen vergrößerten Tastenfeldern, die jetzt einfacher bedienbar sind. Die dahinter liegende Tachoeinheit kann von nun an in Digital-Ausführung geordert werden. Das TFT-Display für 210 Euro sieht schick aus und ist selbst unter Lichteinfall gut ablesbar, aber kein Must have. Eher ein Schmankerl, denn die Analog-Instrumente sind ebenfalls völlig in Ordnung.
Erstmals integriertes Navi
Weitere 462 Euro können in das funkelnagelneue Touchscreen-Navi investiert werden. Mit nur fünf Zoll fällt der Bildschirm auf dem Cockpit zwar nicht sonderlich groß aus, dafür ist die Menüführung leicht nachvollziehbar und die Routenführung zielsicher. Darüber hinaus lässt sich ein Smartphone zum Musik streamen in das System einbinden oder man kann via DAB kristallklar dem Radio lauschen. Und endlich verdient das Handschuhfach auch seinen Namen, denn zum Schutz vor neugierigen Blicken wurde der Ablage eine verschließbare Klappe spendiert.
Die Motoren wurden überarbeitet
Die drei Benziner sind im Grunde genommen alte Bekannte. Sie erhielten nur in Sachen Euro 6-Norm ein Update. Für unseren Ausflug musste der aufgeladene TwinAir-Zweizylinder mit 85 PS ran. Dem schnatternden 0,9-Liter fehlt es allerdings an Temperament. Hinzu kommt ein schmal nutzbares Drehzahlband und eine kernige Geräuschkulisse beim Ausdrehen. Insgesamt hinterlässt das kleine Triebwerk einen ziemlich zugeschnürten Eindruck. Deshalb können Fuhrparkmanager den hohen Aufpreis von fast 1.100 Euro einsparen und sollten lieber gleich den Basisbenziner mit 69 PS bestellen. Der 1,2-Liter Vierzylinder reißt zwar ebenfalls keine Bäume aus, zeigt sich vergleichsweise elastischer und hat zum Facelift zudem eine größere Bremsanlage erhalten.
Was aber beim kleinen Italiener am so richtig gefällt, ist neben einem passablem Fahrkomfort, eine leichtgängige Schaltung und Lenkung. Auch der geringe Wendekreis von gerade mal nur 9,3 Metern überzeugt. Damit ist der wendige Fiat 500 für sein vorrangiges Einsatzgebiet bestens gerüstet: die City. Dort, wio ihm die Damenwelt auch weiterhin hinterherschaut.