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Next Generation Mobility E-Autos fürs Image

Tim Ruhoff, Chef der Unternehmensberatung Next Generation Mobility Foto: Markus Bereiter

Tim Ruhoff hat eine Vision: Der Chef der Unternehmensberatung Next Generation Mobility möchte möglichst viele Unternehmen von Elektroautos überzeugen. Und da er kein Theoretiker sein will, sind auch seine Mitarbeiter in München schon elektrisch unterwegs.

Zugegeben – wo häufig lange Strecken zu fahren sind, bietet E-Mobility keine Alternative. "Liegt die Jahresfahrleistung bei 50.000, 60.000 Kilometern, können wir noch nichts machen", sagt Tim Ruhoff, Geschäftsführer von Next Generation Mobility (NGM). "Aber wir möchten zeigen, wo E-Mobility funktioniert und dass sie Spaß macht." Seit 2011 hilft die Münchener Unternehmensberatung Firmen dabei, E-Flotten aufzubauen und Teile des Fuhrparks auszutauschen.

NGM ist eine Ausgründung der Beratung Barkawi, die sich auf Logistikfragen spezialisiert und 2010 auch im Selbstversuch den Einsatz von E-Autos und E-Mobility im Unternehmensalltag untersucht hat: "Für viele Fahrtzwecke gibt es praktikable Lösungen", nennt Sprecher Markus Bereiter das wichtigste Ergebnis. Also schaffte die Beratung für den Standort München einen Tesla Roadster, diverse E-Roller sowie zwei Elektrobikes an. Nicht unbedingt das, was normale Unternehmen in ihren Garagen stehen haben. Aber eben ein Querschnitt dessen, was heute elektrisch möglich ist.

"Die Fahrzeuge können unsere Mitarbeiter privat nutzen, man kann etwa morgens mit den Öffentlichen ins Büro kommen und abends mit einem Elektro-Fahrzeug wegfahren", erklärt Bereiter. "Ko-Mobilität gewinnt mit Elektro-Fahrzeugen an Bedeutung."

Es gibt Alternativen zum Auto

Fortbewegungsmittel kombinieren: So funktioniert E-Mobility schon heute. Für längere Distanzen wählen die Barkawi-Berater ohnehin Zug, Flugzeug oder Leihwagen. Gewöhnlich fahren sie nicht mehr als 100 Kilometer pro Tag – also Strecken, die E-Mobile ohne Aufladen bewältigen. Das ist auch in anderen Unternehmen die Regel. Lieferdienste könnten etwa E-Transporter einsetzen, so ein weiteres Ergebnis der Barkawi-Studie: "Die sind zwar den ganzen Tag unterwegs, fahren aber nur kurze Strecken und stoppen ständig", erläutert Ruhoff.

Eine E-Flotte entsteht bei NGM nach der Analyse der Fahrleistungen. Sie besteht nicht nur aus Autos, sondern auch aus Rollern und Rädern. NGM sorgt außerdem für Solar-Carports und andere Lademöglichkeiten. Wichtigste Zutat ist ein webbasiertes Buchungssystem: Wer ein Fahrzeug braucht, meldet das online an, erhält einen Code, der den Schlüssel auslöst. So ist garantiert, dass Fahrzeuge geladen und einsatzbereit sind. "Das Laden wird überschätzt", erzählt Ruhoff. "Auch manche Dienstwagen werden nur einmal in der Woche betankt." Zum großen Teil wird die Barkawi-Flotte am Firmensitz aufgeladen. "Nehmen Mitarbeiter den Tesla übers Wochenende mit, reicht die Ladung meist aus, um am Montag hierher zu kommen", sagt Bereiter. Vorsorglich sind aber die E-Mobile mit extralangen Ladekabeln ausgestattet, sodass Auto und Roller auf dem Gehweg versorgt werden können.

E-Autos als Werbeträger

Noch sind E-Mobile teurer und schwer zu beschaffen. "Die E-Flotte kostet zwar mehr, aber sie erregt Aufmerksamkeit", wirbt Ruhoff. "Firmen können einen positiven Marketing-Effekt nutzen." Es sind Agenturen und Beratungen oder Gesellschaften, die sich als Trendsetter verstehen, bei denen NGM mit ihrem Angebot auf offene Ohren stößt. Akteure im Bereich erneuerbare Energien wollen zudem mit E-Mobility für die Chancen sauberer Energie werben.

So entwickelt NGM zur E-Flotte ein Marketingkonzept: Weil Stromer noch in kleinen Mengen produziert werden, bleibt Raum für Sonderwünsche. Sie werden daher in Unternehmensfarben geliefert und mit Logos versehen. "Der Tesla fällt auf", sagt Bereiter. "Damit ist es für Führungskräfte leicht, Termine wahrzunehmen." Egal ob Roadster, Roller oder Rad – Fahrer müssen an Ampeln oder beim Einparken mit Neugier rechnen. Deshalb baut NGM meist noch in Communitys wie Facebook oder Twitter eine Plattform auf. Hier sollen Angestellte Erfahrungen austauschen und Fragen von Fans und Followern beantworten.

Wer E-Flotten einrichtet, auch eine Erfahrung von Barkawi, muss das Fahrverhalten steuern. Stärker als beim Einsatz von Verbrennungsmotoren bestimmen hier der Fahrtzweck und Distanz die Wahl. "Es geht um eine neue Art der Mobilität, die ein bewussteres Fahren und Planen erfordert", meint Ruhoff. Und: "Die meisten steigen mit einem breiten Grinsen aus einem E-Fahrzeug aus. E-Mobility ist wie ein positiver Virus und wird ganz sicher die Zukunft verändern."