Nissan Qashqai 1.3 Xtronic Allrad Test (2022) Lass’ rollen

Nissan Qashqai 1.3 Xtronic Allrad 2022 Foto: Nissan 12 Bilder

Ein guter Firmenwagen war dieser Nissan schon immer. Die wenigen Schwächen des Vorgängers wetzt der neue Qashqai aus und überzeugt mit gutem Langstreckenkomfort.

Thema verfehlt: Nervige Spurhalter und bimmelnde Totwinkelwarner werden in unseren Testwagen sofort abgeschaltet. Dass es besser geht, zeigt der neue Nissan Qashqai. Auch der steckt voller elektronischer Fahrhelfer. Doch ist das System entsprechend einstellt, agieren sie so behutsam im Hintergrund, dass man sie fast nicht wahrnimmt. Völlig unaufgeregt hält die Elektronik den SUV auf Spur, zupft nur leicht am Lenkrad, bremst und beschleunigt sanft. Der Abstandstempomat übernimmt Tempolimits und drosselt die Geschwindigkeit an Autobahnabfahrten oder vor engen Autobahnkurven immer so, wie ein durchschnittlicher Autofahrer das auch tun würde.

Chapeau! Die japanischen Ingenieure machen sich ja schon lange Gedanken darüber, wie man den Fahrer unterstützt, ohne ihn zu bevormunden. Wie viele Cockpit-Designs braucht ein Autofahrer, wie viele Klicks die Navigation, um eine Adresse zu übernehmen? Setzen Sie sich in den Qashqai, dann wissen Sie, worüber wir sprechen.

Nissan Qashqai 1.3 Xtronic Allrad 2022 Foto: Wolfgang Groeger-Meier

Dessen Rundinstrumente im digitalen, aber nicht verspielten Kombiinstrument lassen sich ebenso gut ablesen wir die glasklare Navikarte. Und die Bedienung? Ein gelungener Mix aus Tasten, Schaltern und Touchscreen-Funktionen, der sich auf Anhieb erschließt. Lenkradheizung? Auf Knopfdruck. Zoom in die Navikarte? Am Rädchen drehen. Sogar Sprachbefehle versteht der Nissan einigermaßen, bleibt jedoch weit unterm Niveau eines Mercedes oder BMW. Aber wir sitzen hier auch nicht in der Premiumklasse, obwohl Materialien und Verarbeitung mehr als solide sind.

Mit 4,42 Metern Länge bleibt der Wagen so handlich wie der nur drei Zentimeter kürzere Vorgänger. Dafür haben die Entwickler die Möblierung zurechtgerückt. Jetzt passt das Raumgefühl hinten noch besser, drücken die Lehnen der Vordersitze selbst Langbeinigen nicht auf die Knie. Trotzdem packt der Qashqai reichlich Taschen im 479 Liter großen Kofferraum.

Die stylische Karosserie mit dicker C-Säule und kleinem Heckfenster trägt allerdings nicht zur Übersichtlichkeit bei. Glücklicherweise hilft die Technik beim Einparken oder Zurücksetzen: Die gut vor Spritzwasser geschützte Rückfahrkamera liefert selbst bei Schmuddelwetter ein klares Bild, und der Rückfahrassistent haut bei unerwartetem Querverkehr die Bremse rein.

Nissan Qashqai 1.3 Xtronic Allrad 2022 Foto: Wolfgang Groeger-Meier
Dieser Nissan dürfte mit Sicherheit wieder gen Zulassungsrekord fahren.

Unter der Motorhaube arbeitet ausschließlich ein kleiner, sehr leiser Vierzylinder-Benziner mit 1,3 Litern Hubraum, 140 oder wie in unserem Testwagen 158 PS stark. Unterstützt wird er von einem 12-Volt-Mildhybridsystem, das in einer kleinen Batterie die beim Bremsen gewonnene Energie zwischenspeichert und beim Anfahren oder Beschleunigen mit ein paar Newtonmeter Drehmoment hilft. Eine technisch simple Lösung, die zudem ein paar Zehntelliter Sprit sparen soll.

So kann der Wagen auf Landstraßen häufig im Leerlauf segeln. Trotzdem kommt er kaum unter acht Liter. Die gehen noch in Ordnung, immerhin hat er einen Allradantrieb. Der dürfte jedoch nicht allzu viel Einfluss auf den Verbrauch haben. Denn erst wenn der Grip an der Vorderachse nachlässt, wird zusätzliche Antriebskraft blitzschnell an die Hinterräder geleitet.

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Zusammen mit der stufenlosen Automatik, deren simulierte Stufen die Drehzahl niedrig halten, ergibt das einen unaufgeregten Antrieb, der gut zum Gesamteindruck des Autos passt. Nur spontane Beschleunigungsorgien mag der Wagen weniger, da dauert’s lange, bis er wirklich anschiebt. Aber der Qashqai war nie als Sportler konzipiert, sondern als Auto für die breite Masse. Das hat bei den beiden ersten Modellen geklappt – lange Zeit war er Europas meistverkaufter SUV – und funktioniert auch mit der neuen Baureihe. Er federt ordentlich, lenkt präzise, fährt leise und dank Allrad sicher auf allen Untergründen. Man kann das langweilig finden. Wer jedoch unaufgeregt und sicher von A nach B zu kommen will, macht nichts falsch.

Und was kostet das Ganze? In der besten Ausstattung Tekna+, mit Allradantrieb, 19-Zöllern, Head-up-Display, beheizbarer Frontscheibe und hellen LED-Scheinwerfern, stehen exakt 38.000 Euro netto auf der Rechnung. Unser Tipp für den Geschäftswagen: Aufs riesige Glasdach und elektrisch verstellbare Ledersitze samt Massagefunktion (die eher unmotiviert am Rücken herumdrückt) verzichten, und den Tekna für 35.600 Euro wählen. Dazu 590 Euro für die Musikanlage von Bose, und entspanntem Reisen steht nichts im Wege.