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Öko Globe Preis für nachhaltige Mobilitätskonzepte

Die fünfte Auflage des Umweltpreises Öko Globe stand im Zeichen innovativer Fahrzeugkonzepte. Hybrid und Elektroauto sind die Gewinner.

Kunst und Kritik gehören beim Öko Globe zusammen. Ein auf dem Vorplatz des Karlsruher Zentrums für Kultur und Medientechnologie (ZKM) aufgestellter Eisblock mit einem darin eingefrorenen roten Ford Fiesta lieferte das Leitmotiv für die Verleihung des internationalen Umweltpreises Anfang September im ZKM. Dabei folgt auch die fünfte Auflage des Öko Globe dem seit 2007 bewährten Ansatz, Innovationen der Autoindustrie und der Zulieferer, aber auch neue Mobilitätskonzepte und Fahrzeuginnovationen im öffentlichen Verkehr nur nach ökologischen Kriterien zu bewerten. "Das Auto entwickelt sich nicht mehr weiter. Jetzt ist die Neudefinition der Mobilität gefragt", skizziert der Kölner Aktionskünstler und Öko-Globe- Initiator HA Schult die Botschaft seiner Installation. Rund 80 Bewerbungen für den Öko Globe landeten in diesem Jahr auf dem Schreibtisch des Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer, der mit dem als Einrichtung der Universität Duisburg-Essen gegründeten Öko-Globe- Institut den Preis wissenschaftlich betreut.

Hybrid- und Elektroautos sind reif für den Massenmarkt

Eine Aufgabe ist die Auswertung der eingereichten Innovationen nach Kriterien wie Realisierbarkeit, Umsetzung, ökologischer Gedanke und Nachhaltigkeit. Die Dokumentation bildet für die siebenköpfige Jury aus Wissenschaftlern, Künstlern, Politikern und Managern die Grundlage für die Bewertung der Kandidaten. "Schrittmacher für Nachhaltigkeit sind innovative Antriebskonzepte und intelligenter Materialeinsatz", bilanziert Ferdinand Dudenhöffer, selbst Mitglied und Sprecher der Öko-Globe-Jury. Große Fortschritte bei der Gewichtsreduzierung durch Leichtbau habe die BMW Group erreicht. Mit der Serienproduktion von Bauteilen aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK) leisteten die Münchener Pionierarbeit. Der Öko Globe in der Kategorie "Neue Werkstoffe im Fahrzeugbau" geht daher an BMW. Auch Fahrzeuge mit Hybridantrieb und Elektroautos mit Reichweitenverlängerung haben bei der Jury einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen. Dudenhöffer: "Diese Konzepte sind schneller ausgereift als erwartet. Jetzt müssen die Hersteller mit Vollgas raus aus der Nische."

Gelbe Zitrone für übermotorisierte Kleinwagen

Auf diesem Weg befindet sich derzeit der Opel Ampera, Preisträger in der Kategorie "Nachhaltige Fahrzeugantriebe". Die Begründung des Preises für den Plug-in-Hybriden stellt auf den Range Extender in Form eines hocheffizienten Benzinmotors mit Generator ab. Diese Technologie sei eine elegante Antwort auf die Limitierungen reiner Batteriefahrzeuge. Damit sei Opel Herstellern wie Daimler und VW um zwei bis drei Jahre voraus.

Die Chance auf eine Karriere haben auch der Ford Transit Connect Electric und der Peugeot 3008 Hybrid4. Beide erhalten einen Öko Globe in der Kategorie "Serienfahrzeug mit Nachhaltigkeitsfaktor". Den kompakten Transporter kennt Dudenhöffer bereits als Protagonist eines von der Universität Duisburg-Essen betreuten Elektromobilitätsprojekts in Köln (colognE-mobil), in dem der mit Lithium-Ionen-Batteriepaketen ausgestattete Ford als Liefer- und Verteilerfahrzeug stattliche Reichweiten von bis zu 130 Kilometern erreichte.

Dudenhöffers Fazit: "Der Ford Transit Connect Electric schneidet mit dem in Köln eingesetzten Strommix in puncto Kohlendioxid deutlich besser ab als die Dieselvariante." Erhältlich ist der Elektro- Transporter in Deutschland vorerst bei zwei Händlern – im Autohandelshaus Hugo Pfohe in Hamburg und bei Auto-Strunk in Köln. Der Peugeot 3008 Hybrid4 schafft es mit einem Alleinstellungsmerkmal aufs Siegertreppchen. Preiswürdig war die Kombination aus Diesel und Elektromotor, der Dudenhöffer in Zukunft sogar mehr Potenzial zutraut als dem bisherigen Klassenprimus Toyota Prius.

Auch mit einem Anti-Preis wartet die Jury erstmals auf. Die "Gelbe Zitrone" firmiert als Zwischenruf, der Fehlentwicklungen beim Namen nennen soll. In die falsche Richtung geht es demnach, wenn Kleinwagen wie Opel Corsa, Renault Clio, Mini und Skoda Fabia mit überbordender Leistung an den Start gehen. Kassiert hat die Gelbe Zitrone das Konzeptfahrzeug Audi A1 Clubsport Quattro mit seinem über 500 PS starken Motor. "Nachhaltigkeit im unteren Segment entsteht durch große Volumeneffekte. Ein Kleinwagen mit dieser Leistung ist das falsche Signal", begründet Dudenhöffer das Votum der Jury.

Unter den Presiträgern sind nicht nur Autos

Air Berlin erhält den Preis für Verbesserungen in der Planung des Flugbetriebs, die im Jahr 2010 rund 45.700 Tonnen Kohlendioxid eingespart haben. Ebenfalls prämiert wurde Evonik für ein Konzeptfahrzeug, das Elektroantrieb mit Windkraft verbindet. Continental erhielt die Auszeichnung für eine neue Software, die eine erweiterte Nutzung von Navigationsdaten zur Steuerung anderer Fahrzeugsysteme ermöglicht. Weitere Preisträger sind der Biokraftstoff-Hersteller Verbio sowie Daimler für ein ÖPNV-System in Großstädten. Sieger in der Kategorie "Persönlichkeit des Jahres" ist Unternehmerin Maria-Elisabeth Schaeffler.