Philipp Berg von Daimler Fleet „Bedeutung von Mobilität wächst“

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Philipp Berg, Leiter Sales & Marketing bei Daimler Fleet Management, über die Übernahme von Athlon Car Lease, Telematik und den Mobilitätsbedarf von Fuhrparks.

Daimler Financial Services hat Athlon Car Lease International für 1,1 Milliarden Euro gekauft. Wie ist das neue Joint-Venture aufgestellt, was wird sich künftig ändern?

Unsere Kunden werden in erster Linie von einem erweiterten Angebot und optimierten Prozessen profitieren. Dazu gehört auch die Weiterentwicklung neuer Mobilitätskonzepte. Gemeinsam mit Athlon verfügen wir über ein Portfolio von mehr als 350.000 Fahrzeugen in 14 europäischen Ländern. Das stärkt unsere Wettbewerbsposition erheblich. Es wird voraussichtlich bis 2018 dauern, bis alle europäischen Märkte integriert sind.

Welche Gründe hatten das Unternehmen bewogen, den Firmennamen Daimler Financial Services zugunsten von Athlon aufzugeben?

Die Botschaft ist klar: Wir legen den Fokus auf Multibrand. Wir werden unser Geschäft unter dem Namen Athlon zusammenführen. Athlon hat in Europa den entsprechenden Footprint, das ist ausschlaggebend für unsere Positionierung als Mobilitäts- und Mehrmarkenanbieter. Das Besondere an dieser Zusammenführung ist, dass beide Unternehmen kulturell sehr nahe beieinanderliegen. Offen und kundenorientiert. Bis spätestens 2018 haben wir beide Unternehmen voll integriert und bis dahin sind wir mit beiden Marken unterwegs.

Haben sich die Anforderungen der Fuhrparks so stark verändert, dass sich Dienstleister heute als Mobilitäts- und Mehrmarkenanbieter positionieren müssen?

Die Anforderungen haben sich in der Tat verändert. Wir waren einer der ersten Anbieter, die von TCO (Total Cost of Ownership) auf TCM (Total Cost of Mobility) umgestellt haben. Schließlich sind die Mitarbeiter nicht nur im Auto unterwegs. Es geht auch um Anschlussmobilität. Wie kommen meine Mitarbeiter sicher und effizient von A nach B. Das ist definitiv die Zukunft. Entsprechend entwickelt sich auch der Fuhrparkmanager immer mehr in Richtung Mobilitätsmanager. Für den Kunden ist meiner Meinung nach eine gewisse Nähe zum Hersteller von Vorteil. Nehmen sie Car2go, Moovel oder Mytaxi, das sind alles Schwestergesellschaften, die Mobilitätsdienstleistungen anbieten. Wir waren die Ersten, die Corporate Carsharing markenunabhängig eingeführt haben. Und mit Moovel sind wir kurz davor, eine wirklich durchgängige Reise zu gewährleisten.

Wird die Aufgabe des klassischen Fuhrparkmanagers in naher Zukunft überflüssig?

Sicher nicht. Der Fuhrparkmanager wird alles, nur nicht überflüssig. Im Gegenteil. Auf Kundenseite zeigt sich in den letzten Jahren immer deutlicher die Erkenntnis, dass ein Fuhrpark maßgeblich zum Unternehmenserfolg beiträgt. Firmen benötigen Mobilität und damit auch einen Fuhrpark, um ihren Geschäftszweck zu erfüllen. Sie müssen ihre Mitarbeiter mobil machen, um zu den eigenen Kunden zu kommen. Gleichzeitig ist es so, dass Mobilität ja nicht die Kernkompetenz einer Bank oder eines Pharmakonzerns ist. Deshalb sprechen wir vom klassischen Outsourcinggeschäft. Es ist wichtiger denn je, einen Fuhrparkmanager zu haben, nicht im Sinne von Administrator und Verwalter, sondern einen Manager. Dieser muss Geschäftszweck, Außendarstellung und Mitarbeitermotivation adäquat abbilden.

Also weg vom operativen Tagesgeschäft in der Flotte?

Fuhrparkleiter treffen heute viel mehr Entscheidungen mit strategischer Relevanz. Klar müssen weiterhin Schäden abgewickelt und Adhoc-Entscheidungen getroffen werden – zum Beispiel, ob ein Fahrzeug instand gesetzt werden soll oder nicht. Aber der Fokus wird in Richtung strategische Entscheidungen gehen. Etwa, wie stelle ich meinen Fuhrpark in der Zukunft auf? Wo will ich denn in zwei Jahren mit meinem Fuhrpark sein? Trifft eine dreijährige Nutzungsdauer auch das, was meine Mitarbeiter wollen? Oder haben unsere Außendienstler das richtige Fahrzeug, das sie sicher und effizient zum Kunden bringt?

Welche Rolle spielt die zunehmende Digitalisierung?

Die Digitalisierung eröffnet den Fuhrparkleitern deutlich mehr Möglichkeiten, ihren Fuhrpark zu managen, im Sinne von steuern. Sie haben auf einen Blick alle relevanten Kennzahlen. Damit lassen sich zum Beispiel Ausfallzeiten auf ein Minimum reduzieren. Früher wurde in erster Linie verwaltet. Also Rechnungen geprüft, Belege sortiert und Termine vereinbart. Heute können Flottenverantwortliche aufgrund der Informationen, die das Fahrzeug meldet, schon im Vorfeld aktiv werden. Wenn zum Beispiel das System einen sogenannten Incident meldet, dann kann der Fuhrparkmanager reagieren und je nach Schwere des Vorfalls den Fahrer die Fahrt unterbrechen oder eine Werkstatt aufsuchen lassen. Es kommt dann nicht zwangsläufig zu einer Panne, bei der der Mitarbeiter am Straßenrand steht und abgeschleppt werden muss. Und das wiederum senkt unter Umständen den Verschleiß oder die Reparaturkosten sowie weitere Kosten, die durch den Ausfall des Fahrzeugs entstehen können

Welche Tools bieten Sie Ihren Kunden?

Es gibt spezielle Reportings, die beispielsweise ausweisen, wie viel Sprit jeder Fahrer verbraucht. Nur wenn ein Unternehmen über einen längeren Zeitraum den Verbrauch beobachtet, können entsprechende Erfolge erzielt werden. Allerdings haben derzeit nur rund zehn Prozent unserer Kunden solche Systeme implementiert.

Können auch kleinere Fuhrparks auf solche Services zugreifen?

Jede Branche, jedes Unternehmen und jeder Selbstständige hat eigene Anforderungen an Mobilität. Daimler Fleet Management bietet seit gut einem Jahr mit Fleet20plus Lösungen, die auf die Bedürfnisse kleinerer Fuhrparks zugeschnitten sind. Insgesamt beobachten wir, dass Fuhrparkbetreiber immer professioneller werden. Dabei haben kleinere Flotten eine Besonderheit: Sie sind überwiegend regional unterwegs und arbeiten entsprechend eher mit regionalen Händlern und Werkstätten zusammen. Unser Ansatz ist es, diese bestehende Partnerschaft zu ergänzen und nicht zu ersetzen. Im ersten Jahr haben wir 1.500 neue Einheiten von 563 Kunden gewonnen. Das hat unsere Erwartungen sogar übertroffen.