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Plug-in-Hybride auf dem Genfer Autosalon Der leise Trend zum zweiten Tankdeckel

Q7 E-Tron Foto: Matthias Knödler 3 Bilder

Kraftmeier mit ordentlich Pferdestärken präsentieren sich der zahlungskräftigen Kundschaft auf der Messe in Genf in beeindruckender Zahl. An Nachhaltigkeit und eingeschränktem CO2-Ausstoß kommen die Hersteller hier allerdings auch nicht vorbei.

Natürlich sind PS-Protze wie der neue Audi R8, Porsche 911 GT3 RS oder der Ferrari 488 GTB die Stars des Genfer Autosalons. Auch Alltagsfahrzeuge mit Leistungsspritzen wie der Seat Leon ST Cupra, VW Golf Variant R oder der Skoda Octavia RS 230 werden hier  im Blitzlichtgewitter gefeiert. Meist keinen besonders großen, jedoch einen ebenfalls wichtigen Auftritt erleben hier Spritsparer und Knauserer.

Der Skepsis vieler Autofahrer vor eingeschränkter Reichweite wollen Plug-in-Hybride mit ihrem doppeltem Herzen entgegentreten. Auf kurzen Strecken fährt man mit ihnen rein elektrisch und emissionsfrei. Ist die Batterie leer, übernimmt der Benziner oder Diesel. An haushaltsüblichen Steckdosen kann die Batterie dann wieder aufgeladen werden.

Den Vorhang für so ein Modell hat Audi nun in Genf gelüftet. Die Ingolstädter haben ihr Oberklasse-SUV elektrifiziert und belegen mit dem leichteren und natürlich sparsameren Q7 E-Tron ihre Effizienzbemühungen. Der neue Gleiter soll die Verbrauchswerte des direkten Vorgängers deutlich unterbieten. Das Motiv des Herstellers ist  klar: Die aufwendig konstruierte Technik muss sich positiv auf die zunehmend wichtigere CO2-Flottenbilanz auswirken. Für jeden verkauften Sparmeister kann Audi also andere Modelle absetzen, die den Grenzwert überschreiten.

Groß, schön und vor allem sehr sparsam ist auch der gerade eingeführte Volvo XC90. Das erste komplett eigene Modell seit Ende der Ehe mit Ford begnügt sich mit zwei Litern Hubraum und vier Zylindern, soll in der Topversion (294 kW/400 PS) aber mit nur 2,7 Litern auf 100 Kilometern auskommen.

Verbräuche unter drei Litern hören sich natürlich für schwere und potente SUVs mehr als verlockend an. Jeder Autofahrer weiß jedoch, dass die offiziellen Angaben der Hersteller meist wenig mit dem tatsächlichen Spritkonsum zu tun haben. Die Prüfvorschriften für solche Zwitterwesen vergrößern die Unsicherheit. Denn der Gesetzgeber schreibt trotz unterschiedlicher Energiequellen nur einen einzigen Gesamtwert vor. Dabei sind die Abstände entscheidend, in denen der Akku über ein Ladekabel auflädt. Je kürzer diese sind, desto geringer ist der Verbrauch. Potentielle Plug-in-Fahrer sollten sich also – wie auch Besitzer konventionell angetriebener Modelle - nicht von dem irreführenden Angaben täuschen lassen.

Auf Plug-in-Hybride setzen auch die Japaner. Mit der Studie XR-PHEV II zeigt Mitsubishi, wie ihr Kompakt-SUV ASX ab 2016 aussehen könnte. Für den Antrieb sorgt eine Kombination aus einem Verbrennungsmotor und einem 120 kW/163 PS starken Elektro-Aggregat, die beide jeweils die Vorderachse antreiben. Der Verbrauch soll durchschnittlich unterhalb von zwei Litern auf 100 Kilometern liegen. Der ASX wäre damit das zweite Mitsubishi-Modell mit dieser Technik. Bereits als Plug-in-Hybrid ist das Mittelklasse-SUV Outlander PHEV erhältlich, den ein Benziner sowie zwei E-Motoren antreiben.

Das diese Technik künftig auch in noch größeren Modellen wie beispielsweise einer Großraumlimousine Einzug hält, beweist Mercedes in Genf mit dem Konzept V-ision e. Der Plug-in-Hybrid-Antrieb aus der C-Klasse liefert hier eine Systemleistung von 245 kW/333 PS. Als Normverbrauch gibt Mercedes 3,1 Liter pro 100 Kilometer an (71 g CO2/km). Bis zu 50 Kilometer kann diese Version einer V-Klasse rein elektrisch fahren, bei einer Maximalgeschwindigkeit von 80 km/h.

Trotz ihrer Umweltfreundlichkeit sind die Verkaufszahlen von Plug-in-Hybriden weiterhin niedrig. Nur knapp 6.000 solcher Fahrzeuge sind in den letzten zwei Jahren neu zugelassen worden. Das liegt nicht zuletzt an den hohen Kosten, die vom Hersteller an die Kunden weitergegeben werden. Daran dürfte sich auch nichts ändern, wenn die angebotene Zahl der Hybride nach dem Genfer Salon steigt. Sie dienen bis auf weiteres als ökologischen Feigenblatt, dass man sich leisten können muss.