Regenerativer Kraftstoff Wind, Wasser und CO2 werden zu Sprit

Foto: Sunfire

In der weltweit ersten Power-to-Liquids-Pilotanlage in Dresden ist der Betrieb angelaufen. Dort wird aus Ökostrom, Wasser und dem Klimagas CO2 synthetischer Kraftstoff gewonnen. Kooperationspartner ist Audi.

Man nehme Wind, Wasser und Luft - und fertig ist der Ökosprit. Das, was mächtig nach Hexerei klingt, hat nun die Realität erreicht. Mit einer Pilotanlage will das Dresdner Unternehmen Sunfire aus Wasser und Kohlendioxid mit Hilfe von Ökostrom hochreine, synthetische Flüssigkraftstoffe wie Benzin, Diesel und auch Kerosin herstellen. Das Projekt wurde gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft entwickelt.

"Es ist eine Anlage, bei der sich ein Perspektivenwechsel vollzieht: Aus dem Klimakiller CO2 wird hier ein Rohstoff, der in die Wertschöpfungskette einfließt", erklärte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka bei der Inbetriebnahme der weltweit ersten Anlage im sogenannten Power-to-Liquids-Verfahren. Sie ist davon überzeugt, dass diese Technik großes Potenzial hat und zudem die Anhängigkeit vom Erdöl mindern hilft. Rund zehn Millionen Euro sind in die in einem rund 13 Meter hohen Alu-Kubus untergebrachte Anlage mit ihren 1,2 Kilometern Rohrleitungen und hunderten Armaturen und Messstellen geflossen. 6,4 Millionen Euro stammen aus den Fördertöpfen des Bundes.

Elektrolyse mit superheißem Dampf

Kernstück der Anlage ist die Elektrolyse im Hochtemperaturbereich, bei der erstmalig im industriellen Maßstab statt mit flüssigem Wasser mit über 800 Grad Celsius heißem Dampf gearbeitet wird. Das steigert den Wirkungsgrad der Elektrolyse auf über 90 Prozent und macht das Verfahren wirtschaftlich. In der Elektrolyse wird Wasserdampf in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Im zweiten Schritt wird aus Wasserstoff und Kohlendioxid ein sogenanntes Synthesegas hergestellt. Im Synthesereaktor entsteht schließlich aus den gasförmigen Molekülen der flüssige Erdölersatz wie Benzin oder Diesel. Unterm Strich soll der Prozess einen hohen Wirkungsgrad von etwa 70 Prozent der eingesetzten Energie haben. Pro Tonne so gewonnenem Treibstoff werden etwa 3,2 Tonnen Kohlendioxid aus der Luft verwertet und damit unschädlich gemacht.

Noch recht bescheiden ist allerdings das, was am Ende der Leitung herausfließt. Täglich sollen es lediglich 159 Liter, also ein Barrel, des Synthesesprits sein. Mit der Pilotanlage will man die Machbarkeit nachweisen und Erfahrungen sammeln, um dann im Jahr 2016 im industriellen Maßstab zu produzieren. Ein Euro bis 1,30 Euro wird der Liter des synthetischen Kraftstoffs nach der aktuellen Schätzung wohl kosten. Würde der grüne Sprit steuerlich bevorteilt, wäre er durchaus konkurrenzfähig.

Boeing und Audi sind mit im Boot

Die Interessenten aus der Industrie sitzen schon im Boot. Der weltgrößte Flugzeugkonzern Boeing hat zeitgleich mit der Inbetriebnahme der Anlage eine Kooperationsvereinbarung mit Sunfire unterzeichnet. Ebenso Audi. Hagen Seifert, Leiter Erneuerbare Energien bei Audi, sieht die Vorteile beim synthetischen Kraftstoff besonders darin, dass eine Mischung mit fossilem Diesel in jedem Verhältnis möglich ist und keine Änderungen in der Motorentechnologie notwendig sind. Zudem sei der Kraftstoff frei von Schwefel und Stickoxiden. Wichtig sei zudem, dass so keine Biomasse statt auf den Teller in den Tank komme.