Reifentest Die besten Sommerreifen für Transporter

Reifentest Transporter Foto: Uli Regenscheit 4 Bilder

Vier ausgesprochene Transporterreifen sowie ein Profi für Camper treten im Sommer-reifentest in der Dimension 235/65-16 C/CP an. Auf Nässe und auf trockener Straße müssen sie zeigen, wer die beste Wahl für die Klasse bis 3,5 Tonnen ist.

Was haben Sommerreifen mit Kühlschränken zu tun? Beide müssen im Sommer funktionieren. Nicht nur das, beide tragen auch ein EU-Label, das beim Kauf über wesentliche Produkteigenschaften informieren soll.

Wer einen Kühlschrank kauft, orientiert sich an der auf dem Label angegebenen Energieeffizienzklasse und wählt meist das Produkt mit dem geringsten Energieverbrauch. Bei Reifen sind neben der für den Verbrauch relevanten Rollwiderstandsklasse zusätzlich auch Angaben zur Nasshaftung abgedruckt. Analog zur Energieeffizienzklasse steht A für besten Grip und kurze Brems­wege, von B bis G hingegen werden die zu erwartenden Bremswege auf Nässe ­immer länger.

Neue Gummimischungen sorgen für hohen Grip bei Nässe

Profile erlauben seit Kurzem auch bei Wohnmobil- und Transporterreifen im Nassgrip die Bestnote A. Während bei Pkw zugleich auch Bestnoten in Sachen Leichtlauf angestrebt werden, steht bei Transporterreifen minimaler Rollwiderstand erst viel weiter unten im Lastenheft. Der Grund: Fahrzeuge mit großem Luftwiderstand profitieren nur bei sehr niedrigem Tempo von besonders leicht laufenden Reifen. Bei Autobahntempo sind die Vorteile weitgehend dahin.

Drei Reifen waren zum Testzeitpunkt im September 2014 bereits mit Nassgriff-Label A verfügbar: der neue Van Contact 200 von Continental, der ebenso taufrische Nokian C-Line sowie das Brüderpaar aus dem Hause Pirelli, der Carrier für Transporter und der Carrier Camper speziell für Reisemobile, der aber auch auf Transporter passt. Nachdem die Standardversion des Carrier seine Feuertaufe bereits in unserem letztjährigen Rei­fentest bestanden hat, muss nun die ­Camper-Variante zeigen, was sie kann. Gegenüber dem Transportermodell soll sie besser gegen UV-bedingte Alterung ­sowie gegen Standplatten geschützt sein. Verstärkungen sorgen für Reserven bei versehentlicher Überladung. Auch die Gummimischung ist tendenziell mehr auf kurze Bremswege als auf höchste Laufleistung optimiert.

Der neue Conti wie auch der Nokian versuchen beste Performance nass und trocken, Sicherheit und guten Komfort unter einen Hut zu bringen. Ob das ­gelingt, müssen sie im Vergleich zum bewährten Goodyear Cargo Marathon und der preisgünstigen Alternative GT Radial Maxmiler pro unter Beweis stellen.

Beim Nassbremsen schlägt die Stunde der Wahrheit. Laut Label müssten die Reifen von Pirelli, Conti und Nokian nahezu gleichauf vorne liegen. Vorne ja, aber nicht gleichauf: Aus Tempo 80 steht der Sprinter mit dem nässeoptimierten Pirelli Carrier Camper schon nach einem beeindruckenden Bestwert von 37,4 Metern, das ist Pkw-Niveau. Als bester Transporterreifen folgt mit knappen 1,4 Meter Abstand Conti, noch rund ­einen Meter später Nokian und der offensichtlich zu Unrecht gleich zwei Labelklassen schlechter eingestufte Goodyear. Angesichts solcher Werte kann der GT Radial nicht mithalten: Der mit dem Maxmiler bereifte Sprinter rutscht mit viel zu langen 46,9 Metern ins Aus. Laut Labeleinstufung B müsste der GT Radial aber eher besser bremsen als der mit C gelabelte Goodyear.

Die Unterschiede lassen sich sicherlich damit erklären, dass die Reifen­hersteller derzeit noch selbst für die Einstufung ihrer Produkte verantwortlich sind. Eine unabhängige Überwachung, mehr Transparenz und feinere Differenzierbarkeit wären für die Zukunft sicher wünschenswert.

Neben gutem Nassbremsen spielen genauso Seitenführung, Aquaplaning und ganz besonders die dynamische Fahrsicherheit auf nasser Straße eine wichtige Rolle. Hier ist der nassfeste ­Pirelli nicht zu schlagen. Eindeutig ­keine Empfehlung auf Nässe gibt es für den GT Radial Maxmiler Pro, der nicht nur in Bremsen und Seitenführung, sondern auch durch seine ausgeprägte Über­steuergefahr beim Lastwechsel in Kurven Punkte lassen muss.

Conti und Pirelli sind die besten für trockene Straßen

Ist der günstige Maxmiler dafür im Trockenen fit? Auch nicht. Mit langen Bremswegen, schwacher Seitenführung und wenig Lenkpräzision kann er nicht wirklich überzeugen. Schnelle Spurwechsel meistert er auf niedrigem Niveau allerdings recht unaufgeregt.

Weit dynamischer lassen sich Nokian und Goodyear fahren, die in keiner der sechs Trockendisziplinen signifikante Schwächen zeigen. Auf recht hohem Niveau führen Conti und Pirelli das Feld an, die mit sehr kurzen Bremswegen, einer Pkw-ähnlichen Fahr- dynamik und zuletzt auch in Rollwiderstand, Abrollgeräusch und Komfort neue Standards bei Transporterreifen setzen.

Das Ergebnis nach Hunderten von Testrunden: Ultimativen Grip für Transporter auf nassen wie trockenen Straßen und damit bestmögliche Sicherheit bietet nur der Pirelli: Testsieger. Knapp dahinter, der besonders rollwiderstands­arme Conti, der sich damit speziell für Flotten empfiehlt, deren Transporter sehr viele Kilometer abspulen.

Nokian kann in der Nass- und Trockenperformance gut mithalten, fällt aber im Roll- widerstand etwas ab. Dennoch eine klare Empfehlung, genauso wie der Goodyear, der trotz zurückhaltender Labeleinstufung gut im Feld der Top-Reifen mithalten kann. Übrig bleibt der GT Radial. Angesichts seines insgesamt niedrigen Leistungsniveaus ist er nur sehr eingeschränkt empfehlenswert.

So wurde getestet

Sämtliche Versuche werden mehrfach durchgeführt. In allen Kriterien werden die Produkte nach einem zuvor festgelegten Muster bewertet. Grundsätzlich erhält der beste Reifen die maximal mögliche Punktzahl von zehn Punkten. Das Bewertungsschema folgt einer progressiven mathematischen Funktion, wodurch sichergestellt ist, dass auch hochwertige, in ihren Eigenschaften nah beieinanderliegende Produkte ausreichend trennscharf bewertet werden können. Dieses Schema gilt sowohl für die objektive Bewertung durch Messgeräte als auch die subjektive Benotung durch die spezialisierten Testfahrer, was etwa bei der Beurteilung des Komforts und des Handlings zum Tragen kommt. Beim Handling auf nasser oder trockener Bahn führt ein ausgewogenes, sicheres Fahrverhalten zu einer Optimalbenotung. Der Rollwiderstand wird auf Rollenprüfständen ermittelt, basierend auf EU-Regularien, was dem Rollwiderstandsbeiwert bei 80 km/h entspricht.

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