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Renault Kangoo Z.E. Technik ist, wenn's funktioniert

Szene Foto: Jacek Bilski

Dass der Kangoo Z.E. im Stadtverkehr gut mitschwimmen kann, steht außer Frage. Doch wie sieht es aus, wenn zwischen Arbeitsplatz und zu Hause rund 40 Kilometer liegen?

Um es vorweg zu nehmen – fahrzeugseitig ist das kein Problem. Auch wenn die Werksangaben die Reichweite betreffend etwas geschönt sind. Bleiben alle Nebenverbraucher aus, sind rund 150 Kilometer drin. Dann heißt es aber derzeit dicke Jacke anziehen und selber singen. Mit allen Annehmlichkeiten wie einer Heizung oder dem Radio sind es schnell mal 40 Kilometer weniger.

Fahrweise entscheidet

Mit hinein spielt natürlich auch die Fahrweise. Wer auf der rechten Spur mit 80 Km/h dahinrollt, spart ebenfalls Energie – selbst wenn es mit der Rekupration auf der Autobahn nicht weit her ist. Das ist eher im Stadtverkehr ein Thema. Wobei sich der Fahrer erst einmal umstellen muss. Vorausschauendes Fahren lohnt sich beim Stromer doppelt. Denn wer frühzeitig den rechten Fuß vom Pedal nimmt, speist mehr Energie ein. Mit etwas Übung braucht man zudem nicht mal mehr zu bremsen, das die Verzögerung sofort und recht stark einsetzt. 

Schlechte Infrastruktur bremst das E-Auto aus

Zu Verzögerungen beziehungsweise regelrecht zum Stillstand kommt es allerdings bisweilen aufgrund der schlechten Infrastruktur.  Denn öffentlich zugängliche Ladestationen sind Mangelware.  Für den Versorger Energie Baden-Württemberg (EnBW) endet der Kreis der elektrobegeisterten Autofahrer offenkundig bereits an den Grenzen der Landeshauptstadt Stuttgart.  Vorteilhaft ist zumindest, dass direkt vor dem Bürogebäude zwei Ladestationen stehen. In rund viereinhalb Stunden ist der Kangoo Z.E. dort wieder voll aufgeladen. Das aber für ein überaus üppiges Entgelt.

Auf dem Land wird's Laden schwierig

Um den Kangoo Z.E. auch im Landkreis Ludwigsburg aufladen zu können, muss sich der Autofahrer wiederum an die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) wenden. Dort bekommt er eine Karte – mit der man derzeit  sogar kostenlos Strom tanken kann – wenn auch nur an acht Ladesäulen.  Schließlich ist auch in Ludwigsburg eine Modellkommune eingerichtet. Doch warum eigentlich losgelöst von Stuttgart? Denn eigentlich laufen doch alle Projekte unter dem Schaufenster-Förderprogramm der Bundesregierung. In Baden-Württemberg nennt sich das Ganze „ LivingLab BWe mobil“ und umfasst rund 40 Projekte – vor allem rund um Stuttgart und Karlsruhe.  In der Praxis handelt es sich jedoch bestenfalls einen Flickenteppich.
 
Apropos Praxis: Die hat durchaus ihre Tücken – gerade beim Laden. So erkennt die Ladesäule nicht immer, wenn ein Stromer per Kabel angeschlossen ist. Der prüfende Blick zur Anzeige, ob tatsächlich aufgeladen wird, ist daher ratsam. Buchstäblich an die Kette gelegt war der Kangoo Z.E. hingegen einmal in den Sommermonaten in Ludwigsburg. Dort trat die Elektronik einer Ladesäule bei 25 Grad Celsius und direkter Sonneneinstrahlung in den Streik. Soll heißen, die Klappe zum Entfernen des Ladekabels ließ sich nicht mehr öffnen. Und das natürlich an einem Sonntag. Am Montag und zwei Zugfahrten später erlöste dann der Techniker den Kangoo aus der misslichen Lage, sodass die Fahrt weitergehen konnte. Klar hätte man auch das (nicht ganz billige) Kabel hängen lassen können ...
 
Die Erfahrungen mit dem Renault Kangoo Z.E. zeigen, dass die Fahrzeughersteller durchaus ihre Hausaufgaben gemacht haben. Was nicht heißen soll, dass es keine Luft mehr nach oben gibt. Denn die Reichweite ist für viele Einsatzzwecke eher indiskutabel. In den Kinderschuhen steckt allerdings die Infrastruktur. Unter Strom steht da vor allem der Autofahrer – vor Sorge, ob er an Ort und Stelle auch tatsächlich wieder mobil ist.