Auch Fahrer von Transportern wollen umweltfreundlich und komfortabel unterwegs sein. Renault reagiert darauf mit einer umfassenden Modellpflege des Master.
Ein bisschen Optik, ein paar neue Assistenten und Euro 6d-Temp – man könnte die Überarbeitung des Renault Master mit einem Schulterzucken abtun. Wieder ein Transporter, der auf das vom Mercedes Sprinter vorgegebene Sicherheitsniveau nachziehen will.
Die erste Überraschung dann beim Einsteigen. Die Kabine wirkt keinesfalls wie die eines in seinem Kern bereits zehn Jahre alten Fahrzeugs. Im Gegenteil: Die Modellpflege beschert dem Master einen komplett neuen Armaturenträger mit einigen für den Alltag wirklich praktischen Detaillösungen. Eine kühlbare Schublade auf der Beifahrerseite beispielsweise. Sie ist wesentlich geräumiger als ein Handschuhfach und kann sogar zwei 1,5-Liter-Flasche oder ein paar Tupperschüsseln mit der Bordverpflegung aufnehmen. Außerdem lässt sie sich weit ausziehen, sodass auch der Fahrer bequem hineingreifen kann. Darüber versteckt sich ein kleiner Knopf im Armaturenbrett. Drückt man drauf, surrt eine Art Tablett als Arbeitsfläche heraus. Ideal, um darauf den Laptop aufzuklappen und die Aufträge zu bearbeiten - oder als Ablage für Vesperbrot in der Mittagspause. Auch eine Tablet-Halterung ist lieferbar. Zusammen mit dem großen Staufach unterm Beifahrersitz, den großen Fächern in den Türen und über der Scheibe kommen so im Cockpit 105 Liter an Ablagemöglichkeiten zusammen.
Der neue Armaturenträger bringt zudem gut ablesbare TFT-Instrumente samt Bordcomputer sowie eine Ladeschale fürs Smartphone. Dumm nur, dass Renault bei den Versionen mit Multimediasystem vergessen hat, den USB-Anschluss direkt daneben zu platzieren. Wer also die Handy-Anbindung per Apple Car Play oder Android Auto nutzen will, muss eine Strippe hoch ins Staufach verlegen. Wenigstens wurden die beiden verfügbaren Navisysteme jetzt ins Armaturenbrett integriert.
Dank der tief heruntergezogenen Seitenscheiben konnte man auch bisher schon den Bereich seitlich neben dem Wagen einsehen. Trotzdem bietet Renault nun einen Totwinkelwarner an, für 250 Euro einzeln oder ab 700 Euro im Paket mit anderen Assistenten wie Einparkhilfe oder Tempomat. Dazu kommen Notbrems- und Seitenwindassistent sowie ein Spurhalter. Letzterer greift allerdings nicht aktiv in die Lenkung ein. Stattdessen piepst sie laut, sobald ein Rad die Linie überfährt, was auf Dauer eher nervt als hilft. Dazu bieten die Franzosen für nicht ganz günstige 800 Euro einen digitalen Rückspiegel in Form eines sieben Zoll großen Monitors an, der den Verkehr in mittlerer und weiterer Entfernung hinterm Transporter zeigt. Beim Rückwärtsfahren übernimmt dann die ins Multimediasystem integrierte Rückfahrkamera, die den Bereich unmittelbar hinter dem Fahrzeug filmt.
Mehr Leistung, weniger Emissionen: Da der 2,3-Liter-Dieselmotor (135, 150 oder 180 PS Leistung) seine Abgase über einen SCR-Kat samt Ad-Blue-Einspritzung reinigt, schaffen die Versionen mit Frontantrieb bereits die ab September 2020 verbindliche Euro 6d-Temp-Abgasnorm. Die für schwere Lasten konzipierten Modelle mit gedrosselter Motorleistung (131, 145 und 163 PS) mit Heckantrieb sowie das Fahrgestell mit Frontantrieb sind in Schadstoffklasse VI-D für Lkw eingestuft. Wer nicht schalten will, kann die Modelle mit Vorderradantrieb mit automatisiertem Sechsganggetriebe bestellen. Alle Versionen müssen weiterhin erst nach 40.000 Kilometern zur Wartung in die Werkstatt.
Und wie fährt der Master? Fast wie ein Pkw, schon wegen der Fahrhilfen. Sicher braucht nicht jedes Handwerker- oder Kurierfahrzeug alle Assistenzsysteme. Andererseits nehmen die Assistenten weniger erfahrenen Piloten die Scheu, ein im Extremfall fast sieben Meter langes und 2,76 Meter hohes Fahrzeug zu bewegen. Mit mehr als 300 Aus- und Aufbauversionen, drei Radständen und vier Längen sowie bis zu 17 Kubikmeter Ladevolumen deckt der Master ein extrem breites Spektrum für praktisch jeden Einsatzzweck ab. Außerdem entwickeln die Franzosen eine Elektroversion des Busses, die sie dem bereits 2018 aufgelegten Elektro-Kastenwagen zur Seite stellen wollen. Und in Kühlfahrzeugen sollen irgendwann Batterien ausrangierter Elektroautos wiederverwertet werden und statt der bisherigen, dieselbetriebenen Generatoren sauberen Strom erzeugen.