Schaufenster Elektromobilität Durchwachsene Zwischenbilanz

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Zwischenbilanz: Nach zwei Jahren Schaufenster Elektromobilität ist es Zeit für ein erstes Fazit. Das fällt noch sehr unterschiedlich aus - je nachdem, wen man fragt.

Im April 2012 ging’s los mit den Schaufenstern zum Thema Elektromobilität. Im Einzelnen sind dies: ­Living Lab BW E-Mobil (Baden-Württemberg), das Internationale Schaufenster Elektromobilität Berlin-Brandenburg, ­Unsere Pferdestärken werden elektrisch (Niedersachsen) und Elektromobilität verbindet (Sachsen/Bayern). Noch bis zum Jahr 2016 gibt es 90 Verbundprojekte mit 334 Teilvorhaben durch die Bundes-regierung sowie weitere Projekte durch Landesregierungen und zusätzliche Partner.

Das Schaufensterprogramm erhält dabei breite Unterstützung von gleich mehreren Bundes-ministerien, die ressortübergreifend zusammenarbeiten. Dabei handelt es sich um die Ministerien für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), Wirtschaft und Energie (BMWi), ­Bildung und Forschung (BMBF) sowie Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB).

Diese stellen zusammen rund 180 Millionen Euro für das Programm zur Verfügung. Das gesamte Investitionsvolumen der bundesgeförderten Projekte – unter Einbeziehung des Projekt-engagements der Projektpartner – beläuft sich laut dem Bund auf knapp 300 Millionen Euro.

Doch wie gut ist dieses Geld tatsächlich eingesetzt? Es ist Zeit für eine Zwischenbilanz. Und die scheint zunächst positiv auszufallen: »Das Schaufenster Elektromobilität in Baden-Württemberg ist gut gefüllt. Mehr als 900 E-Fahrzeuge werden derzeit in unterschiedlichsten Forschungs-projekten des Living Lab BW E-Mobil eingesetzt und es werden jeden Tag mehr«, erklärt etwa Winfried Hermann, Minister für Verkehr und Infrastruktur in Baden-Württemberg.

Für den Grünen-Politiker liegt die ­Stärke der Schaufenster in deren vielschichtigem Forschungs-ansatz. Sie würden damit langfristig eine viel größere Wirksamkeit entfalten, als dies kon­sumorientierte Marktanreiz-Programme mit reiner Stückzahlorientierung je könnten. »Denn wer nur den Blick auf das ­Individualfahrzeug richtet, hat die ­Herausforderungen, die der Verkehr der Zukunft an uns stellt, nicht voll erfasst«, ­erklärt Hermann und verweist auf die Stuttgarter Smart-City-Card. Mit der ­könne man öffentliche Verkehrsmittel ­benutzen sowie Elektroautos oder
Pedelecs ausleihen.

In Berlin-Brandenburg gehen die Verantwortlichen davon aus, dass die Re­gion »sowohl verkehrlich als auch wirtschaftlich stark profitieren kann«. In ­einem integrierten Ansatz von etwa 30 Kernprojekten mit mehr als 100 Partnern spiegele sich das komplexe System Elektromobilität wider: Mobilitätskonzepte, Energiewirtschaft und Fahrzeugtechnik wirken dort in neuen Konstel­lationen zusammen und verändern überkommene Wertschöpfungsketten.

Doch längst nicht alle stimmen in den Lobgesang mit ein. »Es funktioniert so leidlich«, sagte etwa Niedersachsens ­Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) beim ­sogenannten E-Mobility Summit des ­»Tagesspiegels«. Denn um die deutsche ­Automobilindustrie umzukrempeln, brauche es Milliarden an Euro.

Unterstützung bekam er dort ausgerechnet von Cornelia Yzer (CDU), die als ­Senatorin in Berlin für Wirtschaft und Technologie mithin für das Internationale Schaufenster Berlin-Brandenburg zuständig ist: »Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein«, wettert sie – gänzlich entgegen der offiziellen Stellungnahme. Dagegen ­lenkte Lies ein: Noch sei der Erfolg nicht messbar, sagte er. Bis 2016 gelte es, die öffentliche Wahrnehmung stärker aufs Thema Elek­tromobilität zu lenken.

Fakt ist, dass dies offenbar noch dringend nötig ist. Das beweist schon allein der Blick auf die Zulassungsstatistik. Hier steht ausgerechnet die Bundesrepublik im europäischen Vergleich nicht so gut da: Laut einer Studie der Unternehmens­berater von McKinsey wurden im Jahr 2013 in Frankreich 14.327, in den Niederlanden 22.797 und in Norwegen immerhin 8.564 E-Autos neu zugelassen.

In Deutschland waren es im selben Zeitraum gerade mal 7.940 Stromer. Da ist es nicht verwunderlich, dass der Beiratsvorsitzende des Bundesverbands E-Mobilität, Jan Traenckner, wetterte: »Wann ­gesteht man sich eigentlich ein, dass die Förderung durch die Schaufenster gescheitert ist?« Wobei ja immerhin noch zwei Jahre bleiben.