Firmenwagen-Klassiker Skoda 105/120/130 Böhmischer Chic

Skoda 120L Foto: Skoda 6 Bilder

Der Skoda 105/120/130 galt in der DDR in den 70er Jahren als Traum-Geschäftswagen. Richtig begehrt war das Coupé. Mit 60 PS packte es 150 Sachen.

Vor 26 Jahren öffnete sich der eiserne Vorhang zu einer Roadshow automobiler Skurrilitäten. Unvergessen sind die Karawanen von Autos, von denen die meisten das Begrüßungstrommeln westlicher Fäuste vermutlich nicht überlebt haben. Zwischen all den Trabis, Saporoshez’ oder Moskwitsch’ reihten sich aber auch Autos der Marke Skoda, deren Herkunft sich rein optisch durchaus im Westen hätte einordnen lassen. Sie kamen aber aus der CSSR. Gemeint ist die Baureihe 742 mit den Verkaufsbezeichnungen 105, 120 oder 130. Die beiden ersten Ziffern deuteten auf den Hubraum hin. 1976 hatte deren Produktion im böhmischen Mladá Boleslav begonnen. Was für Aufsehen sorgte, war das Exklusivmerkmal einer seitlich angeschlagenen Kofferraumhaube. Die saß vorne, versteht sich. Vom Prinzip des Heckmotors mit Heckantrieb rückte die Firmenleitung genauso wenig ab, wie die Parteiführung von kruden Wirtschaftsplänen.

Diese sahen zwar einen Export in die DDR vor. Allerdings in streng limitierter Form. Zehn Prozent etwa betrug dauerhaft der Anteil der Marke Skoda am Gesamtbestand in der DDR. Der Skoda galt dort als Traumwagen, obwohl es im Basis-105er noch nicht mal herunterkurbelbare Heckfenster oder Kopfstützen gab.

Buhlen um Kunden im Westen

Aus Devisensicht viel lukrativer waren für die Tschechen westliche Absatzmärkte, auf denen Skoda stets mit Lada um den Titel des billigsten Anbieters rang. Von diesem interessanten Preisfindungsprozess hat sich Skoda heute leider verabschiedet, in der BRD aber kostete 1978 der günstigste 105er 6.700 D-Mark. In der DDR verlangte der staatliche Importeur dagegen fast 16.000 Ostmark. Einen Zahlendreher leistete man sich in der Exportplanung für Frankreich. Dort musste Skoda die Autos als 1050 ("mille cinquante") an den Mann bringen, da Peugeot sich die Zahl 105 als Markenbegriff vorsorglich hatte schützen lassen.

Egal ob in Ost oder West: Das Grundmodell lockte 45 PS aus seinem Einlitermotörchen und brachte es damit auf immerhin 130 km/h. Richtig begehrt war das ab 1981 im Werk Kvaziny gebaute Coupé – ausgestattet mit Fünfganggetriebe, Zahnstangenlenkung sowie einer Längs- und Schräglenkerkonstruktion statt der früheren Pendelachse. Mit seinem knapp 60 PS starken 1,3 Liter-Motor donnerte das Coupé mit 150 Sachen (zumindest im Westen) über die Autobahn. Viel Kunststoff klebte dem Zeitgeist entsprechend nun an Coupés und Limousinen, die Exportmodelle boten sogar ab 1987 eine Einspritzanlage nebst Katalysator. Der Wind of Change – zumindest am Auspuff war er schon messbar. Doch drei Jahre später galt auch für diesen Skoda: Wende war Ende. Bis 1994 wurden nur noch Einzelexemplare aus Ersatzteilen gebaut