Skoda Rapid 130 Coupé Ein Klassiker im Test

Skoda Rapid 130 Coupé Foto: Patrick Broich 7 Bilder

Das Skoda Rapid Coupé dürfte in unseren Breiten zu den unbekanntesten Youngtimern gehören. Im Osten der Republik könnte man allerdings noch das eine oder andere Exemplar finden. Uns ist es sogar gelungen, im Westen eine Runde mit dem unkonventionellen Tschechoslowaken zu drehen.

Skoda – seit 1991 im Markenverbund Volkswagens – ist heute ein gemachter Hersteller und weist einen hohen Bekanntheitsgrad auf. Doch die Modelle jenseits der aktuellen Palette, zu deren bekanntesten Mitglieder Fabia und Octavia gehören, sind selbst vielen gestandenen Autofans und -Kennern weitgehend fremd. Vielleicht hat der eine oder andere schon einmal vom Ur-Octavia der Sechziger oder der luftgekühlten Heckmotor-Offerte namens 1000 MB gehört. Doch wer weiß schon von einem Coupé der Achtzigerjahre? Und dann hatte beim Entwurf auch noch Stardesigner Giugiaro seine Finger im Spiel.

Wer in das aktuelle Skoda-Angebot schaut, findet sogar einen Bezug zu dem einstigen Wonne-Auto aus dem kalten Osten. Was viele nicht wissen: Der im dezenten Ost-Schick auftretende Zweitürer war sogar in Deutschland zu kaufen. Für weniger als 11.000 Mark konnte man sich mit dem Rapid schmücken, während ein nackter und fast 20 PS schwächerer Polo zur gleichen Zeit nicht unter 13.500 Mark zu haben war. Nur das Image war so eine Sache, wie sich Rapid-Neuwagenkäufer und Noch-Besitzer Thomas Haack entsinnt: "Man wurde für den Tschechen eher belächelt als beglückwünscht."

Klobig-schrullige Formen

Dabei ist das Auto gar nicht schlecht. Die Leuchteinheiten muten etwas klobig an, aber dafür erinnern die dicken Stoßstangen so ein bisschen an Saab. Und die hinteren Dreiecksfenster wollen nicht so recht zur Form der Türscheiben passen, aber irgendwie wirkt der Mix aus den uneinheitlichen Linien schrullig. Und dann dieses lange Fließheck mit Blechklappe und weit nach oben gerückter Scheibe. Spätestens jetzt können Unbedarfte erahnen, was der Kenner längst weiß: Der Skoda Rapid verfügt über einen Heckmotor.

Immerhin steckt unter dem Deckel mit den markanten Lüftungsschlitzen und dem etwas grobschlächtigen Schriftzug ein Viertakt-Vierzylinder – keine Selbstverständlichkeit für den Osten. Aus 1,3 Litern Hubraum schöpft das Stoßstangen-Triebwerk mit Vergaser 45 kW/62 PS; damit war der Skoda selbst für damalige Verhältnisse weit entfernt von Sportwagen-Attitüden, aber aus der Achtziger-Perspektive nicht unbedingt ein Verkehrshindernis. Immerhin konnte der Fahrer hier schon zu einer Zeit zwischen fünf verschiedenen Vorwärtsgängen wählen, als mancher Mercedes-Besitzer noch mit einem Viergang-Getriebe zurechtkommen musste.

Laut und rauh

Also auf zur Probefahrt. Abgesehen vom etwas eng geschnittenen Fußraum ist schnell eine angenehme Sitzposition gefunden. Der Einspunktdrei startet ohne mucken und fällt in einen sauberen Leerlauf. Dass der konstruktionsbedingt nicht allzu drehfreudige Otto mit etwas rauer Stimme spricht, macht ihn geradezu sympathisch. Man muss natürlich schmunzeln über die Fahrgeräusche, die der Skoda vor allem um Landstraßentempo herum von sich gibt. Immerhin war er mit seinen 4,20 Längenmetern stramm in Richtung Mittelklasse unterwegs, die es besser können sollte – und selbst eine Kompaktklasse westlicher Herkunft war merklich leiser.

Dafür läuft das ungewöhnliche Coupé ordentlich geradeaus und kann einigermaßen federn. Also doch in die Ferien mit dem Rapid 130? Zwei Personen könnten es sich überlegen, die dritte wird garantiert verneinen. Schuld ist der Radstand von 2,40 m – da bieten selbst heutige Kleinwagen mehr. Das Ergebnis ist ein knapp bemessener Fond, in dem selbst kleine Menschen nicht länger als nötig ausharren möchten. Andererseits muss ein Coupé auch kein Raumprofi sein, also sei dem Skoda noch einmal verziehen. Dafür hat er andere Qualitäten.

Cockpit vermittelt sportliches Flair

Zum Beispiel das Cockpit. Rassig aussehende Einzelskalen und sogar ein Drehzahlmesser verleihen ihm einen Hauch von Rennflair. Vor allem der Tourenzähler muss für Ost-Verhältnisse schierer Luxus gewesen sein. Der "Rapid"-Schriftzug auf der Armaturentafel wirkt zudem nobel und weckt Reminiszenzen an deutlich teurere Autos. Während der Rapid in der Bundesrepublik als Lachnummer durchging, dürften seine Besitzer in der DDR (er gehörte zwar nicht zum dortigen Import-Programm, doch die GENEX machte vieles möglich) reichlich stolz gewesen sein. Denn im Gegensatz zum verbreiteten Trabant und selbst zum Wartburg war der vergleichsweise schnittig gezeichnete Zweitürer ein feiner Wagen.

Ein seltener übrigens auch, denn es wurden kaum mehr als 30.000 Exemplare gefertigt. Wer heute nach einem Rapid Coupé Ausschau hält, wird naturgemäß vorwiegend im Osten fündig. Für ein gutes Exemplar können schon einmal 7.000 Euro über die Ladentheke wandern. Dann erhält man einen wahren Exoten, der insbesondere im Westen kaum bekannt ist. Die Blicke der Passanten indes sind ihm sicher, diese Erfahrung kann man schon während einer kurzen Runde sammeln.