Klappe auf für die dritte Version des erfolgreichen Mittelklasse-Modells. FIRMENAUTO hat sich das Raumwunder näher angeschaut.
Die Pole Position in den Firmenwagenregelungen vieler Unternehmen hat sich Skoda längst gesichert. Octavia, Fabia und Yeti stehen auf der Einkaufsliste der meisten Flottenmanager ganz oben. Und der Superb? Der fährt als Dienstwagen in den Zulassungszahlen hinterher, zumindest die Limousine. Deutschland ist Kombiland, und das Design der Stufenheck-Limousine war sowieso, sagen wir es mal, gewöhnungsbedürftig.
Doch wenn Skoda am 13. Juni 2015 die dritte Generation des Raumgleiters in die Schauräume der Händler stellt, wird sich alles ändern. Langweilig? Von wegen. Diese Limousine ist Haute Couture, elegant und modern schnörkellos gezeichnet.
Skoda hat das Auto drei Zentimeter breiter gemacht, ihm acht Zentimeter mehr Radstand, kürzere Überhänge und ein sanft nach hinten abfallendes Dach verpasst. So wurde aus dem etwas pummeligen Flaggschiff ein stattliches Stufenheck-Auto, das sein Fahrer selbstbewusst auf dem Firmenparkplatz neben einem Audi A6 oder der E-Klasse von Mercedes abstellen kann.
Will Skoda nun endgültig bei den Premiummarken wildern? Könnte man meinen, zumal sich die Tschechen erstmals wirklich frei im großen Konzernregal bedienen dürfen. Das Mittelklasse-Modell bekommt ein buntes Potpourri an Assistenzsystemen und Komfort-Extras mit auf den Weg, vom adaptiven Fahrwerk bis zum Radartempomat.
Mirror Link, Android Auto der Apple Car Play vernetzen das Auto
Und auch in Sachen Infotainment setzt Skoda auf moderne Konnektivitätslösungen. Smartphones lassen sich über die Plattformen Mirror Link, Apple Car Play oder Android Auto ins Fahrzeugsystem einbinden und vernetzen so das Auto mit der weiten Welt des www. Die Top-Version Columbus verfügt sogar auf Wunsch über einen integrierten Hochgeschwindigkeits-Internet-Zugang auf Basis des LTE-Standards.
In Sachen Verarbeitung und Materialien spielt dieser Skoda ebenfalls im Team der Konzernmannschaft um Volkswagen und Audi. In den teureren der vier Ausstattungen verarbeiten die Tschechen viel geschmeidiges Leder und hochglanzpolierten Zierrat, ohne es mit dem Prunk zu übertreiben.
Viel Komfort, aber keine Innovationen
Andererseits: Die Rolle eines Trendsetters übernimmt der Superb nicht. Echte Innovationen sucht der Käufer vergeblich. Den mit dem GPS gekoppelten Tempomat bekommt Audi zuerst und ein farbiges TFT-Display wie im Passat oder Audi TT bleibt Skoda auch verwehrt. Irgendwo muss sich eben der Preisunterschied von gut 2.000 Euro zum Passat und noch ein paar Tausender mehr zum Audi A4 letztendlich bemerkbar machen.
Die Käufer wird das wenig stören. Der Superb spielt wieder gekonnt die Werte aus, die der Marke ihren festen Platz in den Flotten sichert: riesiges Raumangebot, gute Verarbeitung und praktische Detaillösungen. Schon der Kofferraum unter der großen, auf Wunsch elektrisch aufschwingenden Heckklappe (352 Euro netto) lässt die Konkurrenz erbleichen. 625 Liter, bei umgelegter Rückenlehne sogar 1.760 Liter schluckt das Gepäckabteil. Da passen locker ein bis zwei Koffer mehr hinein als bei anderen Stufenheck-Limousinen. Wer zudem die Klappfunktion für die Lehne des Beifahrersitzes ordert, kann bis zu drei Meter lange Leitern oder Teppichrollen transportieren.
Und damit die hinten Sitzenden bequem die Beine ausstrecken können, braucht’s noch nicht einmal eine Langversion. Kein Wunder, dass der Superb besonders in manchen östlichen Regionen gerne als Understatement-Chauffeurs-Limousine eingesetzt wird.
Der Sechszylinder hat ausgedient
In Sachen Effizienz lässt Skoda allerdings nichts anbrennen. Alle Motoren schaffen Euro 6 und verbrauchen zumindest nach der Normmessung bis zu 30 Prozent weniger als im Vorgänger. Spritsparer ist der 1.6 TDI Greenline mit 3,7 l und 95 g CO2. Die Bandbreite der drei Diesel und fünf Benziner reicht von 120 bis 280 PS, drei davon mit Allradantrieb. Der Sechszylinder-Benziner hat sich endgültig verabschiedet und wurde vom 280 PS starken 2.0 TSI mit vier Zylindern ersetzt.
FIRMENAUTO konnte den 2.0 TDI mit DSG bereits fahren, die für den Firmenwagen passendste Motorisierung. Der mittlerweile 190 PS starke Diesel läuft gewohnt leise und sparsam (unser Verbrauch bei gemäßigter Fahrweise: 5,7 l/100 km). Er hat nun so viel Bumms, dass wirklich kein Wunsch nach mehr Leistung aufkommt. Nur beim Anfahren dauert es einen Wimpernschlag, bis die Automatik reagiert – ein Phänomen, das im ebenfalls empfehlenswerten 1.4 TSI mit 150 PS noch stärker ausgeprägt ist. Auch er will nicht so recht in die Puschen kommen. Trotzdem lohnt es sich, eine Runde mit dem Vierzylinder zu drehen. Da er im Schub oder bei wenig Last zwei seiner Töpfe einfach still legt, lässt es sich einigermaßen sparsam bewegen und kommt in der Praxis mit rund sieben Litern aus. Für Wenigfahrer ist er eine vernünftige Alternative, zumal er auch bei hohen Drehzahlen angenehm leise agiert.
Besonders bemerkenswert allerdings ist der hohe Fahrkomfort, den der Superb bietet, vor allem mit dem adaptiven Fahrwerk (764 Euro). Unser Tipp: das System selbst konfigurieren. Federung und Lenkung auf Komfort, Motorsteuerung auf Eco – dann gleitet der Superb wie eine Sänfte über schlechte Straßen und rollt, wenn man vom Gas geht, spritsparend im Leerlauf.
Diesel wurden 850 Euro teurer
Und die Preise? Starten bei 20.663 Euro netto für den 1.4 TSI (125 PS). Das sind 250 Euro mehr als für den Vorgänger. Der 1.4 TSI mit Zylinderabschaltung und 150 PS kostet 21.672 Euro und ist sogar 500 Euro billiger als der bisherige 1.8 TSI mit 160 PS.
Bei den Dieseln allerdings haben die Preise um 850 Euro angezogen. Der 1.6 TDI (120 PS) kostet nun 22.260 Euro, der 190-PS-TDI ist ab 27.134 Euro zu haben. Nicht mehr super günstig, aber immer noch ein superbes Angebot. Zumindest solange, bis im Winter der Kombi kommt.