Es hat zwei Fahrzeug-Generationen und 1,6 Millionen Exemplare gedauert, doch jetzt ist der Smart endlich erwachsen geworden. Und wieder als Viersitzer erhältlich.
Die beste Nachricht vorneweg: Länger ist der Smart nicht geworden. Der 2,70 Meter lange Stadtfloh quetscht sich also weiter in die kleinsten Parklücken. Die schlechte Nachricht: Der 80 Zentimeter längere Smart Forfour kostet nur 555 Euro mehr (alle Preise netto). Das wird viele Käufer und Flottenbetreiber in Gewissensnöte bringen: Kurz und gut oder lang und besser?
555 Euro Aufpreis sind nicht viel Geld, gemessen am Mehrwert, den der größere Smart bietet: vier Sitze, vollwertigen Laderaum und mehr Federungskomfort. Wobei „groß“ relativ ist: Der Fünftürer streckt sich auf gerademal 3,49 Meter und ist damit immer noch eine Handbreit kürzer als der Fiat 500 oder ein VW Up.
Der Forfour ist das Pendant zum Renault Twingo
Der Forfour wurde zusammen mit Renault entwickelt und läuft in etwas anderem Design auch als Twingo vom Band. Der kürzere Fortwo dagegen ist das Alleinstellungsmerkmal von Smart. Beide Modelle wurden zehn Zentimeter breiter, was für einen Auto dieser Größenordnung eine Welt bedeutet. Anders gesagt: Vorne fühlt man sich endlich wie in einem Kleinwagen und nicht mehr wie in einem größeren Boxauto.
Die Sitze sind zwar immer noch zu kurz und das Lenkrad nur in der Höhe verstellbar (226 Euro extra), doch wer dem ursprünglichen Konzept des Smart-Erfinders Nicolas Hayek folgt, nutzt für lange Strecken Bahn oder den Flieger. Und auf die niedrigere Rückbank des Forfour mag man befreundete Menschen guten Gewissens sowieso nur für kurze Fahrten verbannen.
Der Smart treibt’s wieder bunt
Das Design tut ein Übriges fürs luftige Raumgefühl. Der kunterbunte Innenraum mit knubbeligen Belüftungsdüsen, dem wie ein Wasserzähler übers Lenkrad gepfropften Drehzahlmesser (126 Euro) und dem großen Glasdach (294 Euro) lässt keine Langeweile aufkommen. Außerdem gibt es Türen und Fahrgastzelle in 40 Farbkombinationen (ab 302 Euro). So taugt das 9.155 Euro teure Basismodell vielleicht für Carsharer oder Pooler, wohnlich wird der Stadtfloh erst mit den zwischen 1.170 und 2.850 Euro teureren Ausstattungslinien.
Der Forfour wurde ein richtig praktisches Stadtwägelchen
Während sich in dem 260 Liter großen Gepäckfach des Fortwo kaum mehr als ein kleines Köfferchen verstauen lässt, kann man mit dem Forfour schon mal den Getränkehändler ansteuern. Readyspace nennen die Marketingspezialisten das Sitzkonzept (210 Euro), bei dem sich die hinteren Polster und Lehnen mit einem Handgriff in den Boden falten und den Viersitzer zum variablen Ladekünstler verwandeln. Sehr weit öffnende Türen und die große Heckklappe erleichtern Hobbyspediteuren dabei den Zugang.
Gratis App für Navigation
Neue Wege geht Smart in Sachen Connectivity. Zwar kann man sich ganz konventionell von einem Tom-Tom-Navi samt sieben Zoll großem Touchscreen ans Ziel loten lassen (1.428 Euro samt Klimaanlage). Wesentlich billiger klappt das aber über eine kostenlose, von Smart entwickelte App. Sie verbindet das an einer universellen Halterung (84 Euro) befestigte Smartphone des Fahrers per Bluetooth mit dem Auto. So dient die App als Navihilfe oder als Zugang zur Smart-Community, die beispielsweise Tipps zu passenden Stellplätzen postet. Außerdem bringt sie Musik aus dem Internet ins Auto oder informiert über den Fahrstil. Beim Verlassen des Autos speichert sie zudem dessen Position und startet eine Uhr. So braucht sich der Fahrer nicht zu merken, wo er geparkt hat, und weiß auch immer, wann er den Parkautomaten füttern muss.
E-Motor ja, Diesel nein
Beim Antrieb setzt Smart weiterhin auf kleine, im Heck untergebrachte Dreizylindermotoren. Dem völlig ausreichenden Sauger mit 71 PS (4,1 l/93 g CO2) stellt Smart einen 90 PS starken, quirligen Turbo zur Seite, zum Start jedoch nur für den Zweisitzer. Wegen der kurzen Gangabstufung ist man bei beiden Motoren aber dauernd am Schalten und muss sich konzentrieren, damit der Wagen nicht ins Smart-typische Ruckeln verfällt. Sehr viel komfortabler fährt sich der Stadtfloh mit dem ab Frühjahr 2015 erhältlichen Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe. Dann folgen auch ein Drilling mit 40 PS, das Cabrio sowie die aufgepimpte Brabus-Version, während Kunden auf den Elektro-Smart noch bis 2016 warten müssen. Solange wird die aktuelle Version des Smart Electric Drive im französischen Hambach weiter gebaut.
Gleich vom Start weg gibt es ein spürbar komfortableres Fahrverhalten. Künftig müssen Smart-Fahrer nicht mehr jede Schlamperei der Straßenbauer abnicken. Fürs Fahrwerk bedienten sich die Ingenieure teilweise bei der C-Klasse, packten längere Federn unters Chassis und verpasstem dem Zwerg einen Mini-Wendekreis von nur noch sieben Metern. Jetzt fühlt sich das an, als ob der Wagen bei vollem Einschlag auf der Stelle kreiselt.