Telematik Datenflut macht Fuhrpark-Job komplexer

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Big Data in der Flotte: Auf Fuhrparkleiter kommen anspruchsvolle Aufgaben zu. Das zeigt die Studie vom Fraunhofer Institut und vom VMF.

"In modernen Kraftfahrzeugen steckt so viel Technologie, dass diese heute schon rollende Rechenzentren sind, mit 1,5 Kilometer Kabeln, mehr als 50 Steuergeräten und der Rechnerleistung von 20 modernen PC", sagt VW-Chef Martin Winterkorn. Doch welche Auswirkungen hat dies auf das Fuhrparkmanagement?

Die Herausforderung liegt in der sinnvollen Daten-Verarbeitung

Dieser Frage ist der Verband der markenunabhängigen Fuhrparkmanagementgesell-schaften (VMF) gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS auf den Grund gegangen. "Künftig sind Systeme relevant, die auch Telematikdaten verarbeiten. Sie ermöglichen nicht nur ein aktuelles Reporting, sondern auch Analysen für die Beratung der Fuhrparkmanager und die Optimierung der Fuhrparks und der Prozesse", sagt Dr. Angelika Voss vom Fraunhofer IAIS.

Bis zum Jahr 2020 sollen 90 Prozent der mit einer entsprechenden Plattform ausgerüsteten Fahrzeuge vernetzt sein, so das Ergebnis einer weltweiten Untersuchung von Machina Research. Aktuell sind es nur zehn Prozent. In der Studie hat der VMF durch das Fraunhofer IAIS drei Fragen näher beleuchtet: Welche Daten sollten genutzt, ausgewertet und für Fuhrparkmanager und Fahrer zur Verfügung gestellt werden? Wie werden die Beteiligten dabei dem Datenschutz gerecht?

Vier Megatrends fürs Flottenmanagement

Die Studie zeigt, dass es vier große Trends geben wird: Fahrersicherheit, Live-Services, Wirtschaftlichkeit und innovative Fuhrparkservices. Dabei sorgen Telematik-Systeme schon heute für mehr Sicherheit. Interessant sind außerdem Systeme zum automatischen Einhalten des Abstands, zum autonomen Fahren oder zur Zustandsanalyse des Fahrzeugs. Im Falle eines Unfalls greifen Notfallmanagementsysteme und lokalisieren Fahrer und Fahrzeug und geben diese Daten an die Rettungsstelle weiter.

Allerdings müssen dann entsprechende Datenschutzverordnungen greifen, diese sollen unter anderem Fahrstil- oder Routenanalysen verhindern. Bereits letztes Jahr zeigte eine Studie des Instituts für Management- und Wirtschaftsforschung (IMWF), dass nur sieben Prozent der Befragten Telematik-Geräte nutzen, sich aber 70 Prozent den Gebrauch in Zukunft vorstellen könnten.

Prozesse unabhängig von den Herstellern optimieren

Mit Hilfe der gesammelten Daten können Fuhrpark-Prozesse unabhängig vom Hersteller optimiert werden. Das wiederum führt zu mehr Effizienz und Sicherheit und macht Reportings, Warnungen, Hinweise sowie Analysen noch aussagekräftiger. Mehr noch: Die Tracking-Funktion schreckt Diebe ab, außerdem schonen  vorausschauende Wartungsprognosen und Auslastungsanalysen das Fuhrparkbudget.

Schließlich ergeben sich auch neue Fuhrparkservices dank der Verbindung von Automobil und Mobilfunk. Dazu zählen unter anderem die Vorlesefunktionen von E-Mails und Fahrtenbuchschreibern. Die große Herausforderung für alle Beteiligten – Autoindustrie, Mobilfunk-, Telematik- und Technikdienstleister sowie die Leasinggesellschaften – liegt darin, die Datenmenge so aufzubereiten, dass diese einen Nutzen für Fuhrparkmanager und Fahrer bringen.

Neuer Markt mit vielen Möglichkeiten

"Serviceleistungen, die die VMF Mitglieder zukünftig ihren Fuhrparkkunden daraus anbieten, werden in jedem Fall die Autonomie, freie Entscheidung und selbstbestimmte Handlung des Fahrers berücksichtigen", sagt Michael Velte, VMF-Vorstand und Geschäftsführer der Deutschen Leasing Fleet. Der VMF empfiehlt den Fahrern, verstärkt darauf zu achten. Schließlich sollen die neuen Telematik-Services im Fahrzeug den Fahrer nicht ersetzen und ihn auch nicht »gläsern« werden lassen.

Vielmehr muss er daraus zusätzlichen Service und Sicherheit erreichen können. Je mehr Informationstechnologie in den Kraftfahrzeugen verbaut wird, desto höher ist die Störanfälligkeit des Systems. Das Thema Datenschutz ist ein sehr neuralgischer Punkt für den Erfolg der Telematik, mehr als die eigentliche Technik. Nur etwas mehr als zehn Prozent der Fahrer würden laut aktueller Umfrage der Speicherung aller ihrer Daten zustimmen. »Hier muss noch aufgeklärt sowie klare Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit der Fahrer dieser Nutzung gegenüber offen ist«, meint Velte.