Tempomessgeräte So funktioniert die Blitzersäule

Blitzer Foto: Poliscan 5 Bilder

Mit Lasertechnik erobern moderne Tempomessgeräte die Straßenränder. Wir erklären, was dahintersteckt und wie alle Daten penibel dokumentiert werden.

In Deutschland gibt es derzeit rund 3.800 stationäre Blitzer, dazu kommen etwa 10.000  mobile Messgeräte. Damit kassieren Städte und Gemeinden laut ­"auto, motor und sport" jährlich fast eine ­halbe Milliarde Euro – Tendenz steigend. Entsprechend erscheint die Verkehrsüberwachung vielen Betroffenen eher als ein lukratives Geschäft, als ein Plus für die Sicherheit zu sein. Dennoch: von den 380.000 Unfällen (Stand 2013) ist knapp ein Drittel auf nicht angepasstes Tempo zurückzuführen.

Ohne Überwachung geht es also offensichtlich nicht. Doch wie funktionieren die stationären Starenkästen, die im Kofferraum versteckten mobilen Geräte oder die kleinen Laserpistolen? Kaum einer der Hersteller lässt sich hierbei in die Karten schauen. Eine Ausnahme bildet Messgerätehersteller Vitronic. Das Wiesbadener Unternehmen erreicht einen Marktanteil von 30 Prozent und verkauft in Deutschland jährlich zwischen 120 und 150 Messsysteme.

Vitronic stellt unter anderem die futuristisch anmutenden silbernen Säulen her, die zunehmend in Städten und Gemeinden die Straßenränder säumen. Das lassen sich die Verantwortlichen ein kleines Vermögen kosten. Die Preise liegen im Schnitt bei 62.000 Euro pro Säule und Kamera, wer nur die Säule bestellt, muss 18.000 Euro berappen. Ein voll ausgestattetes System mit zwei Kameras für beide Richtungen liegt bei 98.000 Euro.

Poli Scanspeed misst mit Laser

In den silbernen Säulen verbirgt sich die neue Systemgeneration "Poli Scanspeed". Das System misst laut Vitronic mittels Lasertechnologie Lidar (Light detection and ranging). Das von Vitronic entwickelte Verfahren erfasst die Geschwindigkeiten aller Fahrzeuge, ohne dass dafür Einbauten in den Fahrbahnbelag wie Induktionsschleifen oder Piezosensoren nötig sind. Das spart teure Erdarbeiten und Fahrbahnsperrungen.

Das System setzt dafür einen scannenden Laser ein, der über Laserlaufzeitmessung die Geschwindigkeiten und Positionen aller Fahrzeuge im Messfeld ermittelt. "Das bietet den Vorteil, dass Nachteile der bisher bekannten ­Messprinzipien etwa Knickstrahlreflexion und Mehrdeutigkeit in der Radartechnik nicht mehr vorkommen. Falsche Messwerte kann es nicht mehr geben", erklärt Daniel Scholz, Leiter Verkehrstechnik bei Vitronic. Während Geschwindigkeitsmessungen mit Laserpistolen oder Radarfallen auf mehreren Spuren im dichten Verkehr an ihre Grenzen stoßen, detektiert, verfolgt und misst Lidar alle Fahrzeuge auf allen Fahrspuren. Das soll auch für Kurven und Baustellen gelten. Alle Fahrzeuge im Zielkorridor werden gleichzeitig erfasst und aufgenommen.

Verschlüsselung und eigenes Dateiformat

Doch die genaueste Messung bringt nichts, wenn das falsche Foto in der elektronischen Akte liegt. "Kein Problem", versichert Scholz. "Der Laserscanner erfasst jedes Fahrzeug mit einer Vielzahl von Messpunkten und legt so die Basis für eine zuverlässige und präzise Geschwindigkeitskontrolle."

Den Bildbeweis und sämtliche weiteren relevanten Daten wie Messwert, Zeit- und Ortsdaten fasst Poliscanspeed in ­einer digitalen Falldokumentation zusammen. Eine Verschlüsselung am Mess­punkt sowie ein eigens entwickeltes Dateiformat sichern vor Manipulation und unberechtigtem Zugriff. Die Daten können entweder direkt am Gerät entnommen oder via Netzwerk übertragen werden. Bei einer vorhandenen Netzwerkanbindung ist auch das System-Monitoring per Fernzugriff möglich. Das vereinfacht die Arbeit der Behörden immens. Was bleibt ist das Misstrauen vieler Gutachter und Autofahrer. Aber wer sich an die Tempolimits hält, wird ohnehin nicht mit dem Thema konfrontiert.

Zugelassene Verfahren

Doppler-Radar

Berechnung der Annäherungsgeschwindigkeit aus gemessenenen Frequenzänderungen zwischen gesendetem und reflektiertem Signal.

Laserhandmessgerät

Das Gerät sendet kurze Lichtimpulse aus. Aus der Zeitdifferenz bis zum Eintreffen der reflektierten Strahlung wird die Entfernung berechnet. Aus einer Vielzahl von Messungen pro Zeiteinheit bestimmt es die Änderung der Entfernung und daraus die Geschwindigkeit. Als Lichtquelle dient ein gepulster Infrarot-Laser.

Piezokabel/Induktionsschleifen

Geschwindigkeitsmessung erfolgt durch mehrere im Straßenbelag eingebaute druckempfindliche Koaxialkabel oder Induktionsschleifen, die parallel zueinander verlaufen. Sobald diese durch ein Fahrzeug überfahren werden, überliefert das System Signale an das Messgerät. Anhand des Zeitabstandes der Signale ermittelt das System die Geschwindigkeit.

Lichtschranke

Methode berechnet aufgrund von Weg-/Zeitaufzeichnung die Geschwindigkeit.

Laserscanner

Arbeitet im Prinzip wie ein Lasermessgerät, nur bewegt sich der Laserstrahl zusätzlich mit hoher Rotationsgeschwindigkeit in einem Bereich bis zu 180 Grad. Dadurch scannt das Gerät die Umgebung fächerförmig ab.

So funktioniert Poliscan

Das Messystem Lidar (Light Detection and Ranging) misst nach Angaben der Hersteller mit seinem Mehrstrahl-Laser den Abstand zum Fahrzeug für jeden Abtastwinkel und überdeckt mit seinem dichten Abtastraster alle Fahrspuren. Erst die Kombination der Einzelmessungen ergibt ein Abbild der Verkehrssituation. Gleichzeitig wird für jeden Scan Position und Zeit ermittelt.