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Toyota Mirai Die Brennstoffzellenautos kommen

Toyota Mirai Foto: Toyota 4 Bilder

Wie bei Hybriden sieht sich Toyota auch bei der Brennstoffzellen-Technologie als Vorreiter. Der Mirai kommt im Herbst 2015, doch der Wettbewerb schläft nicht.

Elektroautos sind antriebsseitig eine feine Sache: Kräftiges Drehmoment liegt sofort an, der Wirkungsgrad einer E-Maschine ist hoch und das Geräusch leise. Wäre da nur nicht die Problematik mit der Stromspeicherung. Selbst die besten die Lithium-Ionen-Akkus der heute bereits verfügbaren E-Autos laden stundenlang und sind in Windeseile wieder leergesaugt. Dieses Problem haben Brennstoffzellen-Fahrzeuge nicht. Sie erzeugen den für die Antriebsmaschine benötigten elektrischen Strom an Bord – der Energieträger heißt Wasserstoff. Eine gängige Möglichkeit, Wasserstoff zu erzeugen, ist die Elektrolyse – und die wiederum benötigt Strom.

 Wasserstoff fungiert also simpel ausgedrückt als Stromspeicher. Ist er erst einmal unter Energieeinsatz erzeugt, kann er rasch in das Fahrzeug gelangen, was einen drastischen Vorteil gegenüber batterieelektrischen Autos darstellt. Einfach eine Wasserstoff-Tankstelle aufsuchen und den Wagen befüllen. Doch schon ist man beim nächsten Problem angelangt.

Bis zum Jahr 2016 werden in Deutschland 50 Wasserstoff-Stationen entstehen – derzeit gibt es gerade einmal 15. Wer zufällig in der Nähe einer solchen Tankstelle wohnt, hat Glück. Also ist ein Wasserstoff-Fahrzeug derzeit allenfalls regional nutzbar. Bis 2022, so verspricht Werner Diwald vom Bündnis für Windwasserstoff, sollen die Kunden an rund 400 Stationen Wasserstoff nachfüllen können. Und das Schöne daran soll sein, dass der Treibstoff hauptsächlich aus erneuerbaren Energien hergestellt wird – so jedenfalls die Ankündigung.

Der angenehme Nebeneffekt an der Wasserstoff-Produktion ist, dass man mit den Elektrolyse-Anlagen schnell auf „Windspitzen“ reagieren kann. In Zukunft könnte man also jene durch plötzliches Sturmaufkommen bedingte Strom-Überproduktion in Form von Wasserstoff-Herstellung auffangen. Während herkömmliche Speicherformen wie Akkus große Strommengen gar nicht aufnehmen können, ist die Elektrolyse zügig hochfahrbar.

Aktuell ist das Fahrzeug-Angebot noch dünner als das Tankstellen-Netz. Der Toyota Mirai, den die Kunden ab September tatsächlich kaufen können, gehört zusammen mit dem Hyundai ix35 zu den ersten Offerten im Markt. Allerdings schlafen auch die Konkurrenten nicht, zahlreiche Hersteller werden nachziehen, ob sie nun Audi, Honda oder Mercedes heißen. Manche Marken wollen offenbar abwarten, bis wirklich eine Infrastruktur steht, um die Kunden nicht mit einem Produkt zu versorgen, dass in der Praxis schlecht nutzbar ist.

Mit einem Preis von 78.580 Euro ist die futuristisch gestaltete Toyota-Limousine ganz klar ein Prestige-Objekt und kein Modell, das unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten gekauft wird. Es handelt sich schließlich um ein Leuchtturm-Projekt, das technische Machbarkeit demonstrieren soll.

Nach einer ersten Sitzprobe lässt sich Mirai eine recht alltagstaugliche Fahrgastzelle mit durchaus gut verarbeiteten Materialien bescheinigen. Angetrieben wird der 4,89 Meter lange Viertürer von einem 113 kW/158 PS starken E-Aggregat. Er fährt bis zu 178 km/h schnell. Sonderausstattungen sind für das 1,9 Tonnen schwere Gefährt nicht im Angebot – aber an Komfortfeatures mangelt es offensichtlich nicht. So gibt es neben den bei Toyota üblichen Selbstverständlichkeiten beispielsweise auch eine Lenkrad-Heizung. Dass Enter- und Infotainmentsysteme an Bord sind, versteht sich von selbst.  Doch das schönste Extra für viele Kunden mag das Gefühl sein, in einem ziemlich exklusiven Auto zu sitzen und einer der ersten zu sein, der die Zukunft fährt.

Die Verantwortlichen rechnen in den nächsten Jahren eher mit einem zwei- statt dreistelligen Absatz. Doch wer weiß, womöglich steigen ja mit der Anzahl der Tankstellen auch rasch die Stückzahlen der Autos. An den Preisen darf die Industrie noch arbeiten, denn knapp 80.000 Euro für einen Mittelklasse-Wagen mit weniger als 160 Pferdchen unter der Haube dürfte der gemeine Kunde später kaum zu zahlen bereit sein. Und schon gar nicht, wenn das Kilogramm Wasserstoff um die zehn Euro kostet, womit die reinen Treibstoffkosten für den Wasserstoff-Stromer auch nicht wesentlich unter jenen sparsamer Dieselmodelle liegen.