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Übersicht Kompakte Limousinen mit Stufenheck

Peugeot 301 Foto: Peugeot 10 Bilder

Kompaktlimousinen waren bisher nicht der letzte Schrei. Jetzt aber drängt das Stufenheck zurück auf den Markt – in Autos von Welt.

Schleicher voraus - Fahrer kompakter Limousinen standen stets im Verdacht, die Hutablage noch als solche zu nutzen. Biedere Stufenhecks bei Kadett, Escort und Co. sorgten für ein nachhaltiges Image der Gemächlichkeit. Entsprechend überschaubar ist der Kundenkreis hierzulande. Hinzu kommen die leicht höheren Kosten. Beispiel: Ein VW Jetta 1,2 TSI kostet netto etwa 500 Euro mehr als ein Golf Plus 1,2 TSI. Bislang liegt er auch in der Vollkaskotypklasse um zwei Punkte über dem Golf (19 statt 17), in der Haftpflichtklasse sogar drei Punkte (18 gegenüber 15).

Trotzdem wird sich das Angebot an kompakten Limousinen auch in Deutschland merklich erhöhen. Autos werden heute globalisiert entwickelt und vertrieben. Gebaut wird da, wo die Märkte sind. Professor Wolfgang Kraus von der Hamburger Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) lehrt im Studiengang Fahrzeugzeugbau das Fach Design: "Die Renaissance des Stufenhecks hat wirtschaftliche Gründe. So genannte Nutzerszenarien für neu zu entwickelnde Autos geben diesen Trend vor. Alle Hersteller erstellen vorab solche Studien zur Beantwortung der wichtigsten Frage: Für wen bauen wir dieses oder jenes Auto?"

"Ohne Stufenheck geht in Indien nichts"

Mittlerweile wohl vorzugsweise für Kunden in Ländern, die große Zuwachsraten versprechen. Kraus verweist auf Indien: "Ohne Stufenheck geht da nichts. Wer in Indien Autos verkaufen will, muss eine kompakte Limousine anbieten", so der Professor. Ähnlich verhält es sich in China, Russland, Nordafrika oder in Süd- und Mittelamerika. So baut VW seinen Klassiker Jetta in Mexiko. Weil dort ein ordentlicher Absatz zu erwarten ist. Nächstes Beispiel: Opel hat den Astra Stufenheck im Programm. Er basiert auf der als Global Delta bezeichneten Plattform von General Motors. Entwickelt wurde die aber keineswegs für die Traditionsmarke und den deutschen Markt, sondern für das weltweite Volumenmodell Chevrolet Cruze.

Auch PSA setzt auf der Bürzel. Große Hoffnungen hegen die arg gebeutelten Franzosen nun mit ihrem "Weltauto", dem Peugeot 301. Die Kompaktlimousine basiert auf der Plattform des 208 und rollt im spanischen Vigo vom Band. Die Türkei sowie verschiedene Staaten Osteuropas und Afrikas sind die ersten Zielmärkte. Ein Schmalspurangebot ist der 301 keineswegs. Peugeot bietet den Wagen mit den beiden von BMW entwickelten 1,4 und 1,6 Liter Vti Benzinern sowie einem 1,6 Liter HDi Diesel an. Sogar eine Automatikversion ist verfügbar. Hieß es ursprünglich noch, ein Verkauf in Westeuropa sei nicht geplant, hört man aus Paris nun anderes. "Wenn die Kunden ihn wollen, werden wir ihn auch an sie verkaufen", sagt Peugeot-Generaldirektor Maxime Picat. Bei Citroen steht folgerichtig Baugleiches an: der künftige C-Elysee. Auch ihm wird PSA eine Karriere in der EU wohl kaum verwehren.

75 aller Kompaktwagen in China sind Limousinen

Hierzulande noch unvorstellbar: In China etwa entfallen mehr als Dreiviertel aller Kompaktautokäufe ins Stufenhecksegment, in Russland sind es fast die Hälfte. Warum die kompakten Heckherzeiger so im Kommen sind, weiß Professor Lutz Fügener. Er ist Professor für Transportation Design an der Hochschule Pforzheim: "Gerade auf Märkten, die noch lange nicht gesättigt sind, hat auch die kleine Limousinenform eine Statusbedeutung." Da diese Märkte nun verstärkt im Fokus der Automobilindustrie stehen, werden die Produktionszahlen solcher Kompaktlimousinen steigen, so der Experte. Für Designer stellen sich neue Herausforderungen: "Eine kompakte Limousine zu entwerfen, ist äußerst anspruchsvoll. Der Umlauf klassischer Strömungslinien beispielsweise wird durch das hohe Heck sehr erschwert", so Fügener.

Im Gegensatz zu früher, als fertigen Fließheckkonzepten oft nur ein Stufenheck angehängt wurde, bedarf es künftig eigener Kreationen. Die Kompaktlimousine GQ3 etwa der neuen chinesischen Marke Qoros entstammt der Feder von BMW-Mini-Designer Gert Volker Hildebrand. Langer Radstand und coupéhafte Linien fallen auf und natürlich das Stufenheck. Die Kompaktlimousine ist kein Derivat bestehender Fließhecks, sondern legt selbst vor. Eine Produktfamilie mit anderen Aufbauten folgt erst hinterher. "Der GQ3 ist das erste von vielen Modellen, die auf seiner Plattform basieren", sagt der Vizevorstandschef von Qoros, Volker Steinwascher. Der ehemalige VW-Manager kennt sich aus. Dominiert wird die Kompaktklasse schließlich seit 1974 vom Golf. Dank Stufenheck hat der GQ3 nun wenig zu befürchten - einem Vergleich mit dem Klassenprimus muss er sich gar nicht erst stellen.