Umweltfreundlichkeit in Fuhrparks Mehr als die Hälfte hat zu hohe CO2-Werte

Range Rover Evoque Foto: Karl-Heinz Augustin

Im Schnitt verfehlen Firmenflotten die EU-Vorgabe von 130 g CO2/km nur knapp. Heißt aber auch: Mehr als die Hälfte der Unternehmen liegen drüber.

Während immer mehr Unternehmen bei der Anschaffung von Fahrzeugen für ihre Mitarbeiter auf niedrigen Spritverbrauch achten, setzen nur wenige Firmenchefs positive Akzente bei der Wahl ihres Dienstwagens. Das zeigt das Ergebnis der sechsten Dienstwagenabfrage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) unter 194 börsennotierten und mittelständischen Unternehmen. Sie wurden nach dem durchschnittlichen CO2-Ausstoß des Fahrzeugs des Vorsitzenden, der Vorstandsflotte und der Unternehmensflotte befragt und sollten Angaben zu ihrer Mobilitätsstrategie machen.

Tengelmann hat den umweltfreundlichsten Fuhrpark

Grundlage für die Bewertung ist eine Punkteskala in vier Kategorien, an Hand derer grüne, gelbe oder rote Karten vergeben werden. Insgesamt erhalten zwölf Unternehmen die "Grüne Karte" für ein glaubwürdiges Klimabewusstsein. Das sind fünf mehr als im vergangenen Jahr.  Tengelmann lässt die "Gelbe Karte" aus dem Vorjahr hinter sich und belegt in diesem Jahr den Spitzenplatz in der Gesamtbewertung. Zu den Besten zählen auch Unternehmen, die 2014 schon ganz oben standen: Frosta, Allianz, Tchibo , Kaiser´s Tengelmann und Pfeiffer Vacuum.

Erstmals angefragt legt Ikea ein sehr erfreuliches Ergebnis vor und erhält die "Grüne Karte". Verbessert von einer "Gelben Karte" auf eine "Grüne Karte" haben sich die Deutsche Telekom, SMA Solar Technology, Coca-Cola  und Drägerwerk. DuPont de Nemours hat in 2015 erstmals geantwortet und wurde mit einer "Grünen Karte" bewertet.

132 Rote Karten für schlechte CO2-Bilanz

50 weitere Unternehmen zeichnet die DUH mit der "Gelben Karte" für gute Ansätze auf dem Weg zu mehr Klimaschutz aus. 132 "Rote Karten" verteilt die DUH für zu hohe CO2-Emissionen oder für Intransparenz bei den Angaben. "Klimaschutz spielt bei der Mehrzahl der befragten Unternehmen keine Rolle, wenn es um die Wahl der Dienstwagen für ihre Vorstände und Geschäftsführer geht. Das Schaufahren gegen den Klimaschutz geht dort ungerührt weiter. Dass nur fünf Prozent der Unternehmenschefs die EU-Klimaschutzwerte für Pkw einhalten ist verantwortungslos", so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Eva Lauer, Projektmanagerin im Bereich Verkehr und Luftreinhaltung, stellt fest: "Die Unternehmensumfrage bleibt unter unseren vier Dienstwagenumfragen diejenige mit der höchsten Verweigerungsquote. Während die deutschen Spitzenpolitiker, Kirchenvertreter und Behörden nur vereinzelt ihre Informationen zurückhalten, hinken die Unternehmen in Sachen Transparenz mit großem Abstand hinterher." Die meisten großen Konzerne verpflichten sich in ihren Nachhaltigkeitsberichten lautstark zu Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit und wollen die Umsetzung ihrer ökologischen Ziele voranbringen. "Wir erwarten gerade hier Spitzenpositionen bei den CO2-Werten und ambitionierte Strategien. Stellen wir aber gezielte Fragen und schauen hinter die Fassade, ernten wir vielsagendes Schweigen", sagt Lauer.

Top 10 der Firmenchefs

Erstmalig hat die DUH eine Top-10-Liste der Unternehmenschefs erstellt. Dieses Ranking führt Dr. Markus Conrad von der Tchibo (BMW i3) an, gefolgt von Felix Ahlers von Frosta (VW Up). Sie zeigen, wie auch im Vorjahr, dass ein Konzernlenker in einem sparsamen Dienstwagen unter 100 g CO2/km unterwegs sein kann. Insgesamt halten zehn Unternehmenschefs mit ihren Dienstwagen den seit 2012 geltenden EU-Grenzwert von 130 g CO2/km ein und erhalten dafür die "Grüne Karte". 2014 lagen nur vier Unternehmenschefs mit ihrem Dienstwagen unter der 130-Gramm-Marke.

Der durchschnittliche CO2-Ausstoß aller Dienstwagen der Unternehmenschefs hat sich im Vergleich zum letzten Jahr bloß um vier Gramm verbessert. Er liegt in diesem Jahr bei 165 g CO2/km und damit fast 30 Prozent oberhalb des EU-Grenzwertes von 130 g CO2/km.Auch der Blick auf die Fahrzeugflotten der Vorstände zeigt lediglich eine leichte Verbesserung, was den durchschnittlichen CO2-Ausstoß betrifft: Dieser ist mit 164 g CO2/km niedriger als noch im Jahr 2014 mit 168 g CO2/km, aber auch nur ein Gramm besser als der durchschnittliche CO2-Ausstoß der Unternehmenschefs.

Nur neun Vorstandsflotten halten den Grenzwer von 130 g CO2/km ein. Positiv bewertet die DUH, dass der durchschnittliche CO2-Ausstoß der Unternehmensflotten im Jahr 2015 mit durchschnittlich 133 g CO2/km nur knapp den EU-Zielwert verfehlt. Vor vier Jahren betrug der Durchschnittswert noch 156 g CO2/km. In diesem Jahr halten insgesamt 37 Unternehmensflotten den geltenden EU-Grenzwert von 130 g CO2/km ein oder unterschreiten ihn deutlich. Spitzenreiter in dieser Kategorie ist die freenet AG, die den durchschnittlichen CO2-Wert ihrer Gesamtflotte auf 105 g CO2/km senken konnte. Schlusslicht ist die Deutsche EuroShop AG mit durchschnittlich 182 g CO2/km. Ab 2020 sind in der EU neue Grenzwerte vorgeschrieben, es gilt dann ein Wert von 95 g CO2/km. Die DUH wird im nächsten Jahr ihre Bewertungskriterien schrittweise anpassen und verschärfen.