Unfallverhütung Ihre Bausteine zum Risk Management

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Intelligente Maßnahmen senken die Schadenquote im Fuhrpark. Das funktioniert aber nur, wenn alle an einem Strang ziehen und es einen Willen zur Veränderung gibt. Die Übersicht zeigt, welche Unternehmen dabei helfen.

"Risk Management kann die Zahl der Schäden im Fuhrpark um rund 30 Prozent senken", sagt Klaus Berger, Leiter Kfz-Risk Management beim Versicherungsmakler ­Oskar Schunck. Ähnliches verspricht auch Winfried ­Nibus Flotten­mana­gern. Er leitet die Kfz-Sparte bei Aktiv ­Assekuranz. Sein Maklerunternehmen habe bereits in mehreren Fällen Schadenverläufe und Fuhrparkkosten stabilisiert. Außerdem habe man es geschafft, dass die Prämien nicht so stark stiegen wie von der Versicherung angedroht. Nach seiner Erfahrung sind sogar sechsstellige Ersparnisse bei Unternehmen mit größeren Flotten möglich.

Wie das funktioniert, erläutert Michael Poppe, Risikomanager der HDI Risk Consulting. Die HDI-Tochter installierte bereits vor etlichen Jahren bei einem Baukonzern mit 2.000 Lkw- und Transporter-Fahrern ein Risiko-Management. Vereinbart war, dass das Programm mehrjährig laufen soll und im ersten Schritt die Führungskräfte geschult werden. Darauf folgten bundesweite Fahrsicherheitstrainings. Später seien die klassischen, an den Schadenschwerpunkten der Flotte orientierten Trainings erweitert worden. Dann haben die Mitarbeiter gelernt, wie man spritsparend fährt oder die Ladung sichert. Heute ist Risk Management laut Poppe fester Bestandteil des unternehmensinternen Qualitätsmanagements.

Viele Unternehmen schrecken vor dem hohen Aufwand zurück

Nicht überall läuft es so rund. "Viele Unter­nehmen schrecken vor dem internen Aufwand und den ­erforderlichen ­Investitionen zurück", sagt Makler ­Nibus.

Autobahn Seitenstreifen Randstreifen Panne Foto: Tüv Rheinland

Zudem gibt es bei aller Individualität eines Risk Managements zwei Faktoren, die alle Experten für notwendig halten. Den Top-down-Ansatz und die Fle­xi­bi­li­tät. Die Geschäftsleitung muss mitziehen und hinter den Sicherheitsmaßnahmen stehen. Daher muss im Erstgespräch grundsätzlich der Geschäftsführer oder Vorstand mit an den Verhandlungstisch. Denn hochprofessionelles Risk Management ist gelebte Betriebsphilosophie, und die kann nicht unten oder in der Mitte des Unternehmens beginnen.

Zudem gibt es bei aller Individualität eines Risk Managements zwei Faktoren, die alle Experten für notwendig halten. Den Top-down-Ansatz und die Fle­xi­bi­li­tät. Die Geschäftsleitung muss mitziehen und hinter den Sicherheitsmaßnahmen stehen. Daher muss im Erstgespräch grundsätzlich der Geschäftsführer oder Vorstand mit an den Verhandlungstisch. Denn hochprofessionelles Risk Management ist gelebte Betriebsphilosophie, und die kann nicht unten oder in der Mitte des Unternehmens beginnen.

Und: Maßnahmen, die gestern gut funktioniert haben, müssen es heute nicht mehr tun. "Wenn die Sicherheitsphilosophie reine Routine wird und Veränderungen im Unternehmen nicht mehr berücksichtigt werden, dann kann das gesamte System umkippen", warnt Poppe. So erlebe er immer wieder, dass Flottenkunden nach ersten Erfolgen eine Pause einlegen. Dann komme es schnell wieder zu Rückschritten. Risk Management sei ein kontinuierlicher Prozess.

Zudem müssen alle Maßnahmen individuell abgestimmt werden. Daher wehren sich viele der von ­FIRMENAUTO befragten Unternehmen, übliche organisatorische, personelle oder technische Maßnahmen zu nennen, und fehlen in unserer Marktübersicht. "Nach ­unserem Verständnis verbieten sich allgemeingültige Maßnahmen im individuellen Fuhrparkbereich. Aus unseren Erfahrungswerten sind die Fuhrpark- und Schadensituationen in allen Bereichen sehr unterschiedlich ausgeprägt und haben in der Ursachenanalyse durchweg differenzierte Grundlagen", stellt die Allianz Versicherung klar.

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Ähnlich sieht man dies beim internationalen Versicherungsmakler Marsh. Die Kernaufgabe sei zwar, Risiken zu minimieren und die damit verbundenen Kosten zu senken. "Jedes Unternehmen unterliegt aber einer eigenen Risikosituation. Daher gilt es, nach eingehender Analyse der Risiko- und Schadensituation, individuelle Maßnahmen zu erarbeiten", bestätigt Michaela Brungs, die bei Marsh die Sparte Kfz leitet. "Gutes Risiko-Management kann die Einsatzfähigkeit optimieren und den Fuhrpark transparenter machen", so Brungs.

Trotzdem zeigt die Praxis, dass selbst erfahrene Berater nicht weiterkommen. Eine konkrete Erfolgsquote nannten allerdings bloß drei der 16 Unternehmen, die zur ­ihrem Risiko-Management Auskunft gaben. Während die Gothaer-Versicherung lediglich eine Fehlquote von zehn Prozent sieht, sind es bei dem Versicherungsmakler Aktiv Assekuranz schon 20 Prozent.

Die wohl anerkennenswerteste Antwort kommt vom internationalen Versicherungsmakler Aon. Er gibt zu, dass rund ein Drittel der Schadenminderungsprozesse nicht erfolgreich zu Ende geführt werden. Das kann viele Gründe haben, wie ein seit Jahren aktiver Risk
Manager der Axa bestätigt. Oft falle schon im Erstgespräch eine der wichtigsten Entscheidungen: ob es eine gemeinsame Vertrauensbasis gebe. "Wenn die fehlt, ist es besser, sofort Tacheles zu reden, anstatt sich in einem langwierigen Prozess gegenseitig das Leben schwer zu machen", rät der Experte

Kreative Idee für weniger Schäden

Wer einsteigt, kann aus der umfassenden Schadenanalyse eine Was-wäre-wenn-Simu­lation erstellen. Bei vielen Parkschäden könnte beispielsweise eine Rückfahrkamera sinnvoll sein. Bei Unfällen aus dem fließenden Verkehr vielleicht eine Freisprechanlage mit Sprachsteuerung, wenn Unfälle häufig beim Telefonieren passieren. Auch das Navi- oder Infotainmentsystem kann zu Unfällen führen, wenn der Fahrer nicht damit zurechtkommt und abgelenkt wird.

Unerlässlich ist es, die Dienstwagenfahrer stärker in die Schadenverhütung einzubinden. Experten raten beispielsweise zu einer höheren Eigenbeteiligung bei Unfällen. Oder andersherum: Ein Bonus­system für unfallfreies Fahren setzt positive Signale. So könnte die Prämie beim ersten selbst verschuldeten Unfall halbiert, bei dem zweiten ganz gestrichen werden. Und wenn das Unternehmen den Bonus nicht auszahlt, sondern ihn steuerbegünstigt in die betriebliche Altersvorsorge einzahlt, rechnet er sich doppelt.

Die Umfrage zeigt: Ob sich eine Flotte für Risk Management eignet, hängt nicht unbedingt von der Größe des Unternehmens ab. Zwar rechnen sich Schadenverhütungsmaßnahmen aufgrund der Fixkosten eher für größere Betriebe, doch auch bei kleiner Flotten kann sich Umdenken lohnen.

Versicherungsmakler - Mittler und Vermittler

Manche Versicherungsberater haben ein Problem mit einem eigenständigen Risk-Management. Da die Leistung von Versicherern und Maklern oft kostenfrei im Rahmen des Versicherungsvertrages angeboten wird, können Versicherungsberater nur noch prüfen, ob die Risk-Manager alles richtig gemacht haben, wie Thomas Hardt von der IRM Versicherungsberatung aus Stuttgart erläutert. Wird der Berater tätig, hat er Anspruch auf ein Honorar. Trotzdem sind Makler für Flottenbetreiber wichtige Ansprechpartner. Denn wenn es Ärger mit dem Risk-Management gibt, können sie die besten Helfer sein.

Fragen an Versicherungsexperte Winfried Nibus

Bei  den Flottenversicherungen gibt es keine Anzeichen, dass sie die Prämien senken. Im Gegenteil. Fuhrparkbetreiber tun also gut daran, ihre Schadenquote zu senken.

Herr Nibus, können Sie einen Fall schildern, in dem Ihr Haus sehr erfolgreich ein Risk Management umgesetzt hat?

Winfried Nibus: Ja natürlich, viele. Aber ich finde es viel bezeichnender, dass große Flottenkunden, bei denen wir in den 90er-Jahren mit Risk Management begonnen haben und die es dann mehr oder weniger einschlafen ließen, heute für eine Neuinstallation zu uns zurückkommen.

Wann kann ein Risk Management kippen?

Besonders gefährlich wird es, wenn Geschäftsführer oder Vorstände die vereinbarten Vorgaben nicht oder nicht mit genügend Power weitertragen. Verführerisch ist es zudem, wenn man nach erzieltem Erfolg meint, jetzt läuft das von allein.  Zudem müssen Unternehmen, die sich personaltechnisch, fuhrparktechnisch oder einsatztechnisch neu aufstellen, auch ihr Risiko-Management neu justieren.

Wie kann man das umsetzen?

Ganz besonders wichtig ist die Stellung des Fuhrparkleiters. Er ist immer am meisten in ein Risk-Management-Programm eingebunden. Er muss daher besonders motiviert, mitgenommen und unterstützt werden. Denn er gibt den Fahrern und anderen Mitarbeitern die Richtung vor. Dann ist die Leitung eines Fuhrparks noch mehr Fulltime-Job. Wichtig ist zudem, dem Kunden direkt aufzuzeigen, wie der prognostizierte Return of Invest aussehen kann, auch wenn er nicht immer direkt im ersten Jahr und in voller Höhe erzielt werden kann.

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