Zum Preis von Mini und Opel Adam gäbe es einen geräumigen Kompakten, nicht nur einen edlen Kleinwagen. Doch seit dem Mini wissen wir: Stil hat eine eigene Größe. Gilt das auch für den Adam und taugt er, um die Mitarbeiter mobil zu machen?
Lassen Sie uns kurz über Auto und Image reden. Das ist nämlich für den einen oder anderen Mitarbeiter durchaus von Bedeutung. Es gibt eben Autos, die sind einfach uncool. Mit denen mag man nicht beim Kunden vorfahren. Einen Mini dagegen kann Mann oder Frau nach Feierabend ohne Scheu direkt vor dem Straßencafé abstellen oder vor der Edel-Boutique. Genauso cool will sich auch der neue Opel Adam geben.
Während der Mini zu einem ganzen Clan anwuchs, ist der Adam Einzelkämpfer und Opels Hoffnungsträger – wobei in den letzten Jahren so ziemlich jeder neue Opel diesen Titel trug. Allerdings wurde er bisher noch nicht an ein solch überzeugendes Auto verliehen wie an den in Eisenach gebauten Kleinwagen. Der übernimmt das Unterzeug vom größeren Bruder, doch innen erinnert nichts an den Corsa. Stattdessen beeindruckt der Adam mit seinem hochwertig eingerichteten Cockpit sowie einer soliden Schwere und handwerklichen Präzision in der Verarbeitung, die in dieser Klasse sonst keiner erreicht.
Opel zeigt, wie einfach und preisgünstig ein Navisystem sein kann
Auch der Mini nicht, der mit den Jahren zwar solide wurde, sich aber noch immer mit einfacheren Materialien möbliert. An sich dachten wir, es sei bereits alles über die Bedien-Absurditäten des Cockpits geschrieben und wir hätten uns damit arrangiert. Doch dann lieferte Mini einen Testwagen, der nicht das Navigationssystem hatte, sondern nur ein normales CD-Radio, an dessen Bedienung selbst erfahrene Unterhaltungselektroniker scheitern.
Im Opel geht das alles erheblich besser und viel billiger. Nur 252 Euro kostet das hervorragende Intellilink-Infotainment mit Touchscreen, USB, Bluetooth und einer Navigations-App (33 Euro, funktioniert über das Mobiltelefon) – im Mini kostet ein System mit ähnlichem Funktionsumfang fast 1.700 Euro. Und im Gegensatz zum Briten lässt sich der Adam trotz aller Eigenständigkeit von Pilot und Co. eingängig bedienen.
Bequeme Vordersitze im Opel
Die sitzen unbedrängt und etwas hoch auf seitenhaltstarken, langstreckenbequemen Sitzen und damit viel komfortabler als Passagiere auf dem Zweierbänkchen im engen Fond. Dahinter bleibt noch Platz für einen kleinen, über die hohe Ladekante umständlich beladbaren Kofferraum, dann hat der Adam seine 3,70 Meter aufgebraucht.
Seine nur 2,5 Zentimeter mehr Länge nutzt der Mini cleverer, schafft mit seiner kantigeren Form, der kürzeren Front samt weit nach vorn gezogenem Dach und dem 15,6 Zentimeter längeren Radstand ein besseres Raumangebot. Zwar ist der Kofferraum nicht üppiger, er lässt sich aber mit der größeren Klappe leichter nutzen. Auf der stärker ausgeformten Rückbank mangelt es zwar etwas an Fußraum, doch wie schon beim Ur-Mini kommen selbst Erwachsene durchaus erträglich unter. Vorn sind Fahrer und Beifahrer auf dünn gepolsterten Sitzen tief ins Auto integriert und können es wegen der steilen Dachsäulen leichter überblicken als den für seine Kürze erstaunlich unübersichtlichen Adam.
Nur der Mini fährt wie ein Mini
Der kommt in der Ausstattung Slam mit Sportfahrwerk und 17-Zoll-215er-Bereifung. Damit hoppelt er über kurze Unebenheiten, zudem beeinträchtigt die zappelige Servolenkung den Geradeauslauf. Auf der Landstraße passt es dann aber, die spitze Lenkung und auch der kurze Radstand werden zum Vorteil. Ja, die etwas Übereuphorischen unter uns mögen sich beim Handling sogar an den VW Golf I GTI erinnert fühlen. Wie der balanciert der Adam das meiste Gewicht – zwei Drittel – auf der Vorderachse. So lenkt er mit viel Grip ein, das Heck hechtet dann mit sachtem Lastwechseldrängen hinterher. Was nun allerdings wilder klingt, als es ist, denn bei aller subjektiven Agilität tendiert der Adam zum frühen Untersteuern. Schubbert der Opel dann zum Kurvenrand, regelt das ESP eilig und rigide.
Trotzdem kommt der Adam mit seinem einfachen Fahrwerk (McPherson vorn, Verbundlenker hinten) dem aufwendiger konstruierten Mini (Einzelradaufhängung rundum) nahe – wobei sich noch immer nur ein Mini wie ein Mini fährt. Ein kleiner Dreh am Lenkrad und der ebenfalls herb gefederte Zweitürer schwenkt ansatzlos in Kurven, lässt sich enorm präzise und direkt steuern, giert auf einen Lastwechselkick stärker in die Kurve. Das ESP hält sich in eiligen Kurvenfegereien zurück, greift spät ein, baut dann entschlossen Tempo ab.
Mini One mit Schlappem Motor
Das muss sich der Mini danach wieder mühsam erarbeiten. Sechs knapp gestufte Gänge helfen dem 1,6-Liter-Benziner kaum über seine Durchzugslethargie hinweg. Der dreht immerhin motiviert, wirkt mit 98 PS aber nur wenig energischer als die 1.050 Euro günstigere One-Variante mit 75 PS.
Opel verkuppelt den 1,4-Liter-Sauger im Adam mit einer sehr kurz übersetzten, leicht hakeligen Fünferbox. So zieht er vehement an, erscheint mit 87 PS trotz schlechterer Messwerte temperamentvoller als der Mini One, doch die Abstufung treibt neben dem Drehzahlniveau den Verbrauch hoch.
Den Sieg holt sich der ausstattungsbereinigt rund 5.000 Euro günstigere Adam im Kostenkapitel. Ein vorbildliches Ergebnis für dieses Auto, das nicht nur klein, sondern sogar ein bisschen Mini ist.
Fazit
Erst wenn es ums Geld geht, kann der Adam das Duell für sich entscheiden. Doch er hat in dieser Klasse viel mehr zu bieten als nur einen günstigen Preis und eine gute Ausstattung. Mit solider Verarbeitung, quirligem Handling und cleverem Infotainment bringt er auch den Mini in Bedrängnis. Der bleibt der etwas geräumigere Handlingstar, verbraucht zudem weniger.