Verkehrsplanung Schluss mit der Parkplatzsuche

Das sensorgesteuerte Parkmanagementsystem – Parkplatz ohne Suche / The sensor-controlled parking management system – parking space without searching Foto: Axel Griesch, Siemens

Zahlreiche Apps helfen bei der Parkplatzsuche. Nun hat Siemens ein Radarsensor-System entwickelt, das auf freie Parkplätze und Falschparker hinweist.

Mit einem System aus Radarsensoren will Siemens in Zukunft Autofahrern auf der Suche nach einem Parkplatz und Kommunen bei der Bewirtschaftung des Straßenrandes helfen. "Je nach Größe der Stadt macht die Parkplatzsuche rund 30 Prozent des Verkehrs aus", sagt Marcus Zwick, Leiter Innovationsmanagement beim Münchner Technologiekonzern. Nervige Ehrenrunden zu vermeiden, ist das Ziel des Smart-Parking-System, das Siemens demnächst in Berlin und in Dubai im Straßenalltag testen wird: "Ende diesen Jahres ist unser Smart-Parking-System marktreif", plant Zwick. Zielgruppe sind vor allem Kommunen, die Parkstreifen entlang ihrer Straßen bewirtschaften und kontrollieren wollen.

Die Daten werden per Mobilfunk weitergeleitet

Das Kernstück der Informationsnetze, die dafür aufgebaut werden, bilden etwa 20 mal 20 Zentimeter große Kästen mit Radarsensoren und Platinen. An Straßenlaternen, Häuserfassaden und möglichst nahe an Stromquellen angebracht scannen sie von oben laufend die Situation am Straßenrand. Sie nehmen auf, wann ein Parkplatz frei wird und wie lang dieser ist, wo ein Auto falsch steht. Per Mobilfunk werden diese Daten blitzschnell an eine Leitstelle weitergereicht, die sie wiederum elektronisch in Navigationsgeräte oder Apps von Autofahrern speist oder in die Zentralen der kommunalen Straßenüberwachung schickt.

Informieren und kontrollieren

"Das System kann in Apps und Navigationssystemen Fahrer informieren, wie die Parksituation in der Innenstadt ist. Je näher er dann an sein Ziel fährt, umso genauer wird er zu freien Parkplätzen gesteuert ", erklärt Zwick. "Von oben können die Radarsensoren auch die Grenzbereiche um Parkplätze erkennen, so sind mit dem System auch Sicherheitsanwendungen denkbar." Polizei und Straßenüberwachung bekommen in Echtzeit Hinweise, wo in der Stadt gerade Autos auf Zebrastreifen stehen oder wo Kotflügel zu weit in die Straße ragen und den Verkehr behindern. In Verbindung mit Funkchips (RFID) in den Fahrzeugen können die Sensoren auch kontrollieren, ob der Fahrer berechtigt ist, länger auf dem Streifen stehen zu bleiben. In Apps oder Navigationssysteme integriert können mit Hilfe des Siemens-Systems außerdem Parkzeiten mobil und elektronisch minutengenau abgerechnet werden.
 
Seit Oktober 2013 arbeitet das Siemens-Team um Zwick an dem Smart Parking-System. In London oder San Francisco gehören vergleichbare Anlagen bereits zum Straßenalltag, allerdings senden hier in den Boden eingebrachte, batteriebetriebene Sensoren ihre Daten an die Leitstellen. "Sie erkennen, ob sich über ihnen etwas befindet, nicht aber Größe und Position des Fahrzeugs", so Zwick. Schnee und Eis behindern den Informationsfluss, für Wartung und Einbau sind zudem Baumaßnahmen notwendig.

Mobile Parkplatzsuche

Was Siemens noch für die Zukunft denkt, ist für Autofahrer und Unternehmen schon Realität: Ihnen helfen Apps dabei, schnell einen Parkplatz aufzuspüren oder aber Parkplätze an externe Fahrer zu vermieten. Die Start-ups verlassen sich beim Vermitteln von Parkplätzen auf die Informationen von Nutzern und Anbietern. So zeigt Parkopedia (http://www.parkopedia.de/) Parkplätze in einer Stadt an, Nutzer geben ein, wann sie diesen verlassen. Parkpocket (http://parkpocket.com/) zeigt die freien Parkplätze in Parkhäusern an und vergleicht bei Bedarf noch die Preise. Parkonaut (http://www.parkonaut.de/) ist schließlich eine Tauschbörse und Vermittlung von Parkplätzen, in der Fahrer auf freie Parkplätze hinweisen und Firmen, Parkhäuser oder Privatleute ihre Parktplätze zur Verfügung stellen. Bei Parku (https://parku.de/) schließlich können Firmen und andere Parkplatzanbieter ihre Plätze einstellen und vermarkten. Allerdings: Diese Dienste funktionieren bisher nur in großen Städten, die Qualität ihrer Informationen hängt ab von einem großen Nutzer- und Anbieterkreis und lässt in dieser Hinsicht oft noch zu wünschen übrig.