Vernetzung Zukunft des Fuhrparkmanagements

Foto: Daimler AG - Global Communications Mercedes-Benz Cars

Neue Technologien verändern das Flottenmanagement in Firmen. Fahrzeug- und Fahrerdaten werden transparenter, der Job des Fuhrparkleiters ein anderer.

Der Siegeszug des vernetzten Fahrzeugs könnte die Fuhrparkbranche grundlegend verändern. Getrieben wird diese Entwicklung in erster Linie von möglichen Kostensenkungen im Bereich der Betriebs- und Prozesskosten. "Die Vernetzung von Informationen bietet für Fuhrparkmanagementanbieter große Einsparpotenziale und ermöglicht Fuhrparkleitern eine effizientere Steuerung ihrer Flotte", sagt Vinzenz Pflanz von Sixt Leasing.

Fuhrparkmanagementsysteme ermöglichen vorausschauende Analysen

Bis zum Jahr 2020 sollen bereits 90 Prozent der mit einer entsprechenden Plattform ausgerüsteten Fahrzeuge vernetzt sein, so das Ergebnis einer weltweiten
Untersuchung vom Forschungsinstitut Machina Research. Derzeit sind es gerade mal zehn Prozent. Interessant ist diese Entwicklung vor allem für Flottenbetreiber. "Fuhrparkmanagementsysteme, die Telematikdaten verarbeiten, ermöglichen nicht nur Reportings auf Knopfdruck, sondern auch prädiktive Analysen zur Optimierung des Fuhrparks", sagt Dr. Angelika Voss vom Fraunhofer IAIS. Entsprechend ändern sich auch die Anforderungen der Fuhrparkmanager. "Unsere Kunden benötigen immer detailliertere Informationen über ihre Flotte in Echtzeit, um strategische Maßnahmen bestimmen und einleiten zu können", sagt Mario Cetera von Ari Fleet. Das dürfte künftig, zumindest technisch betrachtet, kein Problem mehr sein. Echtzeit­daten zu Aufenthaltsort, Spritverbrauch, Fahrverhalten, Verschleißsituation oder Reifendruck stehen jederzeit zur Verfügung – und können über entsprechende Schnittstellen erfasst und ausgewertet werden.

Das Smartphone spielt künftig eine wichtige Rolle

"Das vernetzte Fahrzeug wird in Zukunft ein wichtiger Bestandteil des Flottenmanagements sein", meint Bastian Bischoff von Excon. Hier wird das Smartphone eine zentrale Rolle einnehmen. Zum einen können Daten und relevante Informationen schnell, einfach und digital ausgetauscht werden, zum anderen kann der Fuhrparkleiter kurzfristig, auch außerhalb der Firma nachvollziehen, was innerhalb seines Verantwortungsbereiches passiert. Die Vernetzung des Fahrzeuges bietet gerade den Vielfahrern neue Perspektiven. Informationen über streckenbezogene Warnhinweise, Geschwindigkeitsüberschreitungen, Stauprognosen oder Unfallmeldungen erhöhen die Sicherheit des Fahrers und verringern Verzögerungen im Betriebsablauf. Doch hier gibt es zwei unterschiedliche Zielgruppen. Auf der einen Seite stehen die Serviceflotten, deren aktive Steuerung unerlässlich ist und daher auch wenig Gegenwehr hinsichtlich "Data Privacy" erfährt. Auf der anderen Seite die Statusflotten, deren Nutzer sich vehement gegen die Erhebung von Nutzerdaten stellen.

Ein Blick in die USA zeigt, was kommt

Das dürfte allerdings nur eine Frage der Zeit sein, bis die Möglichkeiten der Telematik auch in Deutschland ausgeschöpft werden. Ein Blick in die USA oder nach Großbritannien genügt. Dort konnten Unternehmen schon vor zehn Jahren sehen, wo ihre Mitarbeiter sind und was sie gerade tun. "Davon sind wir noch weit weg, doch es ist nicht die Frage, ob es kommt, sondern wann. Schließlich ist dies nicht nur ein wichtiger Punkt für die Flottensteuerung, sondern auch zum Beispiel für die Fürsorgepflicht des Arbeitsgebers", erklärt Pflanz. Warum sollten Regeln, die für jeden Mitarbeiter in der Produktion gelten, nicht auch für Service- oder Vertriebsmitarbeiter gelten? Die Folge davon dürfte ein Paradigmenwechsel sein, der den Dienstwagen verstärkt als Arbeitsmittel oder Arbeitsplatz sieht. Gleichzeitig verliert das Auto als Statussymbol seine Bedeutung. "Ein Umdenken wird in Zukunft Pflicht, denn auch für viele dieser Nutzer, ist das Fahrzeug Mittelpunkt ihrer Tätigkeit und Bedarf einer Einbindung in der Schaffung von effizienten Lösungen", sagt Cetera.

Aufgaben des Fuhrparkmanagers ändern sich

Damit ändern sich künftig auch die Aufgaben von Fuhrparkmanagern. Seine Rolle wird sich von derzeit stark operativen Aufgaben hin zu eher strategischen entwickeln. Fuhrparkleiter müssen sich künftig nicht mehr darüber ärgern, dass Dienstwagenfahrer nicht in der Lage sind beim Tanken den akkuraten Kilometerstand anzugeben, sie müssen sich nicht mehr um Inspektions- und Wartungs­termine kümmern oder um den saisonalen Reifenwechsel. Das übernehmen intelligente Systeme zum Beispiel Apps, die dem Fahrer dann genau sagen, wann und wo er welche Aufgaben, die seinen Dienstwagen betreffen, wahrnehmen muss. Auf Basis der Telematikdaten und der Daten die das Fahrzeug selbst liefert, können Flottenbetreiber Fahrzeug und Fahrer deutlich besser steuern. Die Datentransparenz, die man bereits generieren kann, etwa über Reportingtools, tragen dazu bei, dass Flottenchefs auf fundierter Basis Entscheidungen treffen können, was zuvor nicht möglich war. Das wiederum führt zu mehr Effizienz und Sicherheit.

Telematik verändert Fahrverhalten

Das gilt insbesondere im Riskmanagement. "Telematik ist dann sinnvoll, wenn man das Fahrverhalten positiv beeinflussen kann", davon ist Dr. Edgar Puls von HDI Global SE überzeugt. Sicheres Fahren wird dann mit niedrigen Prämien belohnt. Immerhin sinken laut Puls die Schadenfrequenzen beim Einsatz von Telematiksystemen um zehn bis 20 Prozent.