Ein halbes Jahr nach der Limousine folgt das neue Mercedes C-Klasse T-Modell. Der Kombi ist nobler denn je und zeigt Technik, die noch nicht einmal in der S-Klasse steckt.
In den Führungsetagen wird umgedacht: Dicke Luxuslimousinen haben ausgedient, kleinere CO2-freundlichere Dienstwagen sind jetzt angesagt. Und damit meinen wir nicht die vereinzelten E-Autos, vor denen Vorstandsbosse imagefördernd posieren. Schärfere Fuhrparkrichtlinien und das eigene neu gewonnene Umweltbewusstsein vieler Führungskräfte führt die Trendwende zu kompakteren Dienstwagen herbei.
Bei Mercedes würde der Abstieg von der Oberklasse in die Mittelklasse gar nicht mal groß auffallen. Die neue C-Klasse Limousine ist nicht nur optisch eine kleinere Ausgabe der S-Klasse, sie bekommt auch jede Menge Technik aus dem Oberhaus eingeimpft.
Das Gros der Flottenmanager hielt die Bestellungen bislang allerdings noch zurück, denn erst jetzt rückt das neue T-Modell (ab 29.600 Euro für den C 180) mit einem Preisaufschlag von 1.400 Euro in die Verkaufshallen. Der Kombi bietet ein bisschen mehr Kopffreiheit auf der Rückbank und trägt die "T“-typischen Transportergene in sich.
C-Klasse T-Modell ist zehn Zentimeter gewachsen
Im Vergleich zum Vorgänger ist das T-Modell (4,70 Metern) fast zehn Zentimeter gewachsen. Weil alleine acht davon für den Radstand draufgehen, profitieren vor allem die Fondpassagiere vom Längenzuwachs. Selbst Großgewachsene können sich hinten nicht mehr über mangelnde Beinfreiheit beschweren. Weil der Benz auch vier Zentimeter in die Breite ging, geht es ohnehin etwas luftiger zu.
In Sachen Kofferraumvolumen zählte die C-Klasse bereits zu den Leadern im Segment. Dass sie nun 490 Liter und damit fünf Liter mehr Gepäck unter bekommt, sei nur am Rande erwähnt. Viel interessanter ist, wie sie das tut. Steht der Kollege mit vollen Händen da, reicht jetzt ein angedeuteter Tritt unter den Stoßfänger damit der Heckdeckel des Kombis elektrisch auf- und zuschwingt – den Trick kennen wir ja schon von BMW.
Neidisch dürfte man in München aber auf die per Tastendruck nach vorne fallenden Fondrücklehnen (40:20:40) sein. Die elektrische Entriegelung steuert nämlich auch die Vordersitze: Sind diese zu weit hinten, so dass die Lehnen der Rücksitze nicht einwandfrei vorpurzeln, fahren die Vordersitze automatisch nach vorne. Stellt man die Lehnen nach dem Transport wieder aufrecht, surren sie wie von Geisterhand in die Grundstellung zurück.
Neuer Drehdrücksteller mit zusätzlichem Touchpad
Allerdings überlegt man es sich zweimal, ob man den Benz bei dem feinen Teppich im Kofferraum wirklich den Baumarkteinkauf zumuten will. So elegant wie die C-Klasse gezeichnet wurde, so schick sieht sie auch innen aus. Das griffige Lederlenkrad, die glänzenden Dekore oder die geriffelten Tasten in Fliegeroptik: wo man auch hinfasst oder drüber streicht, man will es gleich nochmal tun.
Das einst kantige Cockpit des Vorgängers verjüngt Mercedes geschickt mit schwungvollen Linien. Vor allem die gebogene Mittelkonsole macht was her. Der ergonomische Drehdrücksteller mit darüber schwebendem Touchpad in schwarzem Klavierlack und Chromspange wirkt fast schon wie ein Designerstück. Das moderne freistehende Display gleicht einem Tablet. Den ganzen Innenraum hat Mercedes so stilvoll eingerichtet, dass die C-Klasse selbst mit schwerem Holzdekor (wahlweise Esche, Linde und Wurzelnuss) noch jugendliche Frische versprüht.
Noch vor der S-Klasse: GPS-gesteuerte Klimaanlage und Head-up-Display
Das Wohlbefinden der Passagiere liegt Mercedes ohnehin sehr am Herzen, weshalb der Hersteller auchAllergiker-freundliche Stoffe verwendet. Als erstes Modell der Marke bekommt die C-Klasse eine intelligente Klimaautomatik, die GPS-Daten nutzt. Fährt der Wagen in einen Tunnel, macht der Mercedes prompt die Lüftungsdüsen dicht. Die C-Klasse erkennt sogar, wo die Sonne steht. Falls sie Fahrer oder Beifahrer längere Zeit ins Gesicht knallt, bekommen diese von der Klima eine gezielte Extrakühlung.
Mercedes setzt noch einen oben drauf: Die C-Klasse reinigt sogar die Luft über einen Ionisator, bevor sie ins Fahrzeuginnere strömt. Das soll dem Näschen der Dienstwagenfahrer ein frisches Lüftchen wie am Meer oder Gebirgsgletscher vorgaukeln, um sie nach einem stressigen Arbeitstag wieder runter zu holen. Ob‘s tatsächlich was bringt? Wir haben zwar tief durchgeatmet und waren tiefenentspannt, das könnte aber genauso gut am geborgenen Gefühl im soliden Benz liegen.
Als Innovation kann Daimler endlich ein Head-up-Display vorweisen, das in der neuen C-Klasse Limousine sogar noch vor der S-Klasse Premiere feierte. Den Gedanken, Navipfeile, Geschwindigkeit und Tempolimits in Farbe auf die Windschutzscheibe zu projizieren, hatte Mercedes schon lange. Ein Head-up-Display muss allerdings schon vom ersten Entwicklungstag einer neuen Generation berücksichtigt werden, weshalb den Daimler-Ingenieuren jahrelang die Hände gebunden waren. Darum werden nach und nach alle neuen Modelle der Marke mit dem System ausgerüstet.
Abstandstempomat mit Staufolgefunktion
Von E- und S-Klasse übernimmt der Mittelklasse-Benz die weiterentwickelten Assistenzsysteme. So wird beispielsweise der Abstandstempomat (965 Euro) um einen Lenkassistenten erweitert – dem Stau folgt der Wagen nun alleine. Für 2.100 Euro gibt es den Abstandstempomaten im Paket mit Totwinkelwarner, Spurhalteassistent. So ausgerüstet behält der Benz auch den Kreuzungsbereich sowie Fußgänger im Auge und schreitet in Gefahrensituationen sogar bis zur Vollbremsung ein.
Serienmäßig ist die C-Klasse mit einem Kollisionswarner inklusive Notbremsung (bis 40 km/h) sowie einem Müdigkeitswarner ausgestattet. Wie hoch Mercedes allgemein den Sicherheitsstandard legt, zeigt der Blick in die Sonderausstattungsliste. Einfache Parkpiepser? Fehlanzeige. Ein aktiver Einparkassistent weist stets auf freie Parkbuchten hin und übernimmt die Lenk- und Bremsarbeit – schraubt aber auch am Preis: 730 Euro.
Bei anderen Extras lässt sich dafür wiederum sparen. So ist beispielsweise ein Radio mit Bluetooth-Freisprecheinrichtung samt Sieben-Zoll-Display Serie. Für das CD-Radio mit Touchpad-Bedienung und Garmin-Navi kommt man mit moderaten 1.000 Euro weg. Wer allerdings auf das Comand-System (2.950 Euro) mit Sprachsteuerung, Echtzeit-Navigation, Wlan-Hotspot, SMS-/E-Mail-Schreib- und -Lesefunktion besteht, muss gewohnt tief in die Tasche greifen. Dagegen erscheinen die 775 Euro für die klanggewaltige Burmester-Soundanlage wie Peanuts.
C-Klasse erstmals mit Luftfederung und als Plug-in-Hybride
Auch die 1.190 Euro, die Mercedes für die erstmals in der C-Klasse erhältliche Luftfederung mit adaptiver Dämpfung verlangt, erscheinen moderat. Vom sparsamen Eco-Modus bis hin zur strammen Sport-Stellung kann der Fahrer seinen Dienstwagen nach Lust und Laune abstimmen. Wobei zum edlen Gefährt die Komfort-Stellung am besten passt. Dann schwebt der Benz über Unebenheiten hinweg, federt bei groben Stößen minimal nach, um anschließend wieder in seiner unerschütterlichen Ruheposition innezuhalten – selbst über Bremsschwellen im Asphalt fegt der Fahrer mit einem Grinsen hinweg.
Genauso sanft wie die C-Klasse federt, lässt sich auch das Lenkrad drehen. Umso erstaunlicher, mit welcher Präzision sie Lenkbefehlen folgt. Ins positive Gesamtbild fügt sich auch die souveräne Siebengang-Automatik (2.100 Euro) nahtlos ein, die in der leistungsstärkeren Variante des kultivierten 2,1-Liter-Diesels (250 Bluetec/38.400 Euro) serienmäßig zum Zuge kommt.
Mit 4.500 Euro ist der 170 PS starke 220 Bluetec mit manueller Sechsgang-Schaltung deutlich günstiger. Der kleinere Diesel wirft seine 400 Nm Drehmoment schon bei 1.400 Touren auf die Kurbelwelle. Völlig ausreichend, um die 1,6 Tonnen des T-Modells in Schwung zu bringen und um beim Verbrauch (4,3 Liter/100 km) 0,2 Liter kürzer zu treten als der sprintstärkere 250 Bluetec.
Noch sparsamer ist nur der Diesel-Hybride 300 Bluetec (3,8 Liter), der etwas später folgt. Und dann darf sich die Führungsetage ja noch auf den Plug-in-Hybriden C 350 Hybrid freuen, der sich rein äußerlich gar nicht abhebt, an die Ladesäule gestöpselt aber auch für die ein oder andere Imagekampagne gut ist.