Den Begriff retro darf man bei Volkswagen durchaus relativ sehen. Mit dem alten Käfer hatte schon das VW Beetle Cabrio Nummer I außer dem groben Designlinie nichts mehr gemein.
Auch im Cabrio II steckt wieder aktuelle Technik aus dem großen VW-Baukasten, und wo früher mit Muckikraft gekurbelt werden musste, erledigen längst elektrische Helfer die Arbeit. Handarbeit ist im modernen Beetle-Cabrio höchstens noch angesagt, wenn es gilt, frische Luft ins Gesicht zu fächeln. Selbst wenn der Beetle die derzeit billigste Möglichkeit darstellt, ein Cabrio aus dem Hause VW zu fahren: wirklich günstig ist er nicht. Mindestens knapp 18.000 Euro netto lässt sich VW den Oben-Ohne-Spaß kosten. Dafür gibt’s noch nicht einmal eine Klimaanlage.
In 9,5 Sekunden ist das Verdeck offen
Dafür braucht der Beetle nur 9,5 Sekunden. Egal, mit welchem der vier zwischen 105 und 200 PS starken Motoren. Immer nur 9,5 Sekunden. Nicht von Null auf 100, sondern von zu bis auf. Das ist extrem schnell und extrem praktisch. Man muss gar nicht mehr anhalten, wenn einem nach ein paar Sonnenstrahlen ist: Das dreilagige Stoffdach lässt sich bis Tempo 50 sogar während der Fahrt öffnen und schließen.
Frischluftfreunde dürften also ihre wahre Freude an diesem VW haben. Zumal die steile, vor allem aber kurze Frontscheibe für echtes Cabrio-Feeling sorgt. Wer lange Arme und Beine hat, ist nochmals im Vorteil. Denn das Lenkrad lässt sich weit herausziehen, der Sitz entsprechend nach hinten fahren. Das bringt noch mehr Abstand zur Scheibe. Bei offenen Fenstern wirbelt der Wind ungehindert durchs Auto, während er bei hochgefahrenen Scheiben und mit aufgestelltem Windschott gerade mal an der Kopfhaut entlang streicht. Dabei verkneift sich die schnittige Karosse jegliche unschöne Windgeräusche.
Dass sich das Dach wie schon beim alten Käfer auf dem Heck und nicht in den Kofferraum faltet, hat Vorteile. Ob offen oder geschlossen, es bleibt bei 225 Liter Kofferraumvolumen, zehn Prozent mehr als beim Vorgänger. Einziger Nachteil: Das Heckabteilchen ist nur durch eine schmale Klappe erreichbar. Klassische Cabrios wie der Golf sind zum Sprudelkisten Kaufen praktischer.
Das billigste Cabrio aus Wolfsburger Schmiede
Dafür ist der Beetle nun das billigste Cabrio der Wolfsburger. Bei netto 17.941 Euro geht’s los. Dafür bekommt man den 1.2 TSI mit 105 PS, der für den Alltagsbetrieb bereits durchaus akzeptable Fahrleistungen ermöglicht. Und da der Cabriofahrer wohl kaum mit Vollgas von Termin zu Termin hetzt, lassen sich auch in der Praxis akzeptable Verbrauchswerte um die sieben Liter erzielen. Da dürften sich nur noch Kilometerfresser überlegen, ob sie dem Händler 2.100 Euro mehr für den 1.6 TDI mit 105 PS über den Tresen schieben oder das Geld nicht besser in Ausstattung investieren sollen. A propos Diesel: Auf die neue 150-PS-Version des 2.0 TDI dürfen Beetle-Interessenten nicht spekulieren, VW belässt es wie bisher bei 140 PS. Und auch in Sachen Assistenzsysteme müssen die Beetlefahrer zurückstecken.
Die Basisversion rollt als Sparversion auf Stahlrädern vor
Dafür können sie ins Design investieren. Zwölf Lackfarben, zwei unterschiedliche Dächer, elf Polster- und Lederkombinationen, dazu fünf Ausstattungslinien lassen Spielraum für jedes Budget. Das braucht man, denn wie gesagt: Die Basisversion rollt als Sparversion auf Stahlrädern vor. Mindestens die 777 Euro netto für die Design-Ausstattung mit schickeren Alurädern und anderem Zierrat sollte man sich gönnen. Da aber die meisten Beetle-Kunden sowieso bereit sind, Geld in die Hand zu nehmen, hat VW zum Start drei Sondermodelle im 60er-, 70er- oder 80er-Design aufgelegt. Der Retro-Look kostet zwischen 3.780 und 5.340 Euro und macht das Cabrio zum vollwertigen Dienstwagen samt Sitzheizung, Klimaautomatik, Tempomat und etlichen anderen Annehmlichkeiten, von denen Käfer-Fahrer damals nur träumen konnten. Das beste Extra kostet aber nur 43 Euro: Der Käfer-Schriftzug für Heck. Bei allem retro bleibt dann höchstens die Gefahr, dass junge Passanten das Beetle Cabrio für den Firmenwagen einer Feinkost-Kette halten.